# taz.de -- Häusliche Gewalt: Elektro-Fußfessel soll Opfer schützen | |
> Ein Gesetzentwurf des Bundesjustizministeriums sieht vor, dass Gerichte | |
> künftig die Täter zum Tragen eines solchen Geräts verpflichten können. | |
> Das Ausmaß häuslicher Gewalt ist erschreckend hoch. | |
Bild: Das spanische Modell der elektronischen Fußfessel | |
Berlin dpa | Opfer von häuslicher Gewalt sollen durch eine elektronische | |
Fußfessel für den Täter künftig besser geschützt werden. Ein Gesetzentwurf | |
des Bundesjustizministeriums sieht vor, dass Familiengerichte künftig die | |
Täter zum Tragen eines solchen Geräts zur Standortbestimmung verpflichten | |
können. „Unser Staat muss mehr tun gegen häusliche Gewalt“, sagte | |
Ministerin Stefanie Hubig (SPD) am Samstag. „Wir müssen insbesondere Frauen | |
besser schützen.“ | |
Nähert sich der Täter, wird das Opfer über ein Empfangsgerät gewarnt und | |
„kann sich dadurch gegebenenfalls rechtzeitig in Sicherheit bringen oder | |
Unterstützung suchen“, heißt es in dem Papier, das der Deutschen | |
Presse-Agentur vorliegt. Zuerst hatte die Funke Mediengruppe darüber | |
berichtet. Auch die Polizei soll automatisch alarmiert werden, wenn sich | |
ein Täter nähert. | |
## Ministerin: Fußfesseln flächendeckend einsetzen | |
„Alle paar Minuten wird in Deutschland eine Frau von ihrem Partner oder | |
Ex-Partner angegriffen“, sagte Hubig. „Beinahe jeden zweiten Tag tötet ein | |
Mann seine Partnerin oder Ex-Partnerin. Wir dürfen uns an diese brutale | |
Gewalt nicht gewöhnen. Wir müssen häusliche Gewalt entschlossen bekämpfen.�… | |
Elektronische Fußfesseln könnten Leben retten. „Es ist an der Zeit, dass | |
wir dieses Instrument auch in Deutschland flächendeckend einsetzen, um | |
insbesondere Frauen vor häuslicher Gewalt zu schützen.“ | |
Im Gesetzentwurf heißt es: „Die Einführung der elektronischen | |
Aufenthaltsüberwachung als Maßnahme des Gewaltschutzgesetzes kann im | |
Einzelfall dazu beitragen, dass Tötungsdelikte oder schwere | |
Körperverletzungen vermieden werden.“ Es könne nicht nur das Opfer früher | |
gewarnt werden, sondern auch Täter könnten sich anders verhalten, wenn sie | |
wissen, dass sie überwacht werden. „Insgesamt kann dies zur Rettung von | |
Leib und Leben der Opfer beitragen“, heißt es in dem Entwurf. | |
Die Fußfessel soll bei sogenannten Hochrisikofällen und zeitlich begrenzt | |
eingesetzt werden. Die Richter sollen sie zunächst für höchstens ein halbes | |
Jahr anordnen dürfen. Eine Verlängerung um jeweils drei Monate ist möglich, | |
wenn das Opfer einen entsprechenden Antrag stellt und die Gefahr nach | |
Einschätzung der Richter weiter besteht, wie es in dem Entwurf heißt. | |
## Mehr Fälle von häuslicher Gewalt bekannt – Rekord 2024 | |
Mit der geplanten Änderung des Gewaltschutzgesetzes soll eine bundesweite | |
Regelung geschaffen werden. Mehr als 250.000 Menschen sind 2023 Opfer von | |
häuslicher Gewalt geworden, wie aus dem Bundeslagebild Häusliche Gewalt des | |
Bundeskriminalamts (BKA) hervorgeht. Experten gehen von einer Dunkelziffer | |
nicht gemeldeter Fälle aus. Der Großteil der Betroffenen von häuslicher | |
Gewalt sind Frauen, die überwiegende Mehrheit der Tatverdächtigen sind | |
männlich. | |
Zahlen für 2024 zu häuslicher Gewalt sind noch nicht offiziell vorgestellt | |
worden. Laut einem Bericht der Welt am Sonntag gab es mit 265.942 | |
betroffenen Menschen im vergangenen Jahr einen Rekordwert. Die Zeitung | |
bezieht sich dabei auf Zahlen des Bundeskriminalamts. | |
Die Pläne aus dem Bundesjustizministerium orientieren sich an Spanien. Dort | |
sei seit der [1][Einführung der elektronischen Fußfessel für Täter 2009] | |
kein Opfer mehr getötet worden, heißt es in dem Gesetzentwurf | |
Hubig will auch einführen, dass Familiengerichte die Täter künftig zu | |
Anti-Gewalt-Trainings verpflichten können. Zudem sollen Familienrichter | |
Auskünfte aus dem Waffenregister anfordern dürfen. Das Ziel dabei: Eine | |
bessere Einschätzung der Bedrohungslage. Auch solle der Strafrahmen für | |
Verstöße gegen das Gewaltschutzgesetz erhöht werden, von einer Geldstrafe | |
oder höchstens zwei Jahren Freiheitsstrafe wie bislang auf eine Geldstrafe | |
oder bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe. | |
23 Aug 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Fussfessel-gegen-haeusliche-Gewalt/!6103908 | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Femizide | |
häusliche Gewalt | |
Fußfessel | |
Gewalt gegen Frauen | |
Social-Auswahl | |
Schwerpunkt Femizide | |
Stefanie Hubig | |
Fußfessel | |
Kontaktverbot | |
Fußfessel | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Femizide in den Niederlanden: Die Dolle Minas sind zurück | |
In den Niederlanden bringt der Mord an einer 17-Jährigen das Thema Femizid | |
in die Schlagzeilen. Auch eine feministische Ikone der 1970er tritt wieder | |
auf. | |
Fußfesseln für Gewalttäter: Richtig, um Frauenleben zu retten | |
Justizministerin Stefanie Hubig will elektronische Fußfesseln für | |
gewalttätige Männer einführen. Das ist gut, reicht aber noch nicht. | |
Fußfessel gegen häusliche Gewalt: Alltag ohne Angst | |
In Spanien müssen viele Männer, die Frauen gegenüber gewalttätig wurden, | |
Fußfesseln tragen. Auch Deutschland will das einführen. Doch bringt es | |
etwas? | |
Häusliche Gewalt in Schleswig-Holstein: Gewaltschutz mit Lücken | |
Bei Verstößen gegen Kontaktverbote müssen Opfer häuslicher Gewalt diese | |
selbst aktiv beim Familiengericht anzeigen. Das scheitert in der Praxis | |
häufig. | |
Gewalttäter: Koalition will elektronische Fußfesseln | |
Union und SPD planen elektronische Fußfesseln für verurteilte Gewalttäter. | |
Wie viel das nützt, bezweifeln Feminist*innen. |