# taz.de -- Grünen-Antrag zum Schutz der Moore: Wiedervernässung statt Ausbeu… | |
> Die niedersächsische Landesregierung tue zu wenig für die Moore, finden | |
> die Grünen. Sie haben einen Antrag für besseren Moorschutz eingereicht. | |
Bild: So wäre es gut: das Große Moor im Landkreis Gifhorn im Januar 2020 | |
GÖTTINGEN taz | Niedersachsen könnte in Sachen Klimaschutz richtig glänzen. | |
Denn das Bundesland hat gegenüber anderen einen entscheidenden Vorteil: | |
Moor, viel Moor. Insgesamt 38 Prozent aller bundesweiten Moorflächen liegen | |
in Niedersachsen. Und intakte Moore speichern nachweislich mehr | |
Kohlendioxid als jedes andere Ökosystem. | |
Doch intakte Moore gibt es in Niedersachsen kaum noch. Über 80 Prozent der | |
Moorflächen sind trockengelegt, werden landwirtschaftlich genutzt, die | |
restlichen sind gebeutelt von Trockenheit oder Nährstoffbelastungen. | |
Die Treibhausgas-Emissionen aus Moorböden beliefen sich laut | |
Landwirtschaftsministerium im Jahr 2018 auf 10,6 Millionen Tonnen, was rund | |
elf Prozent der Niedersächsischen Klimaemissionen ausmacht. Hinzu kommen | |
Emissionen von 1,7 Millionen Tonnen aus dem Torfabbau. Und die Zahlen | |
stagnieren seit Jahren im hohen Bereich. „In den letzten Jahren rückte die | |
Bedeutung der Moore für den Klimaschutz in den Fokus der Überlegungen“, | |
heißt es auf der Seite des Landwirtschaftsministeriums. [1][Passiert ist | |
bisher wenig.] | |
Die Niedersächsischen Grünen wollen deshalb der Landesregierung mit einem | |
sogenannten Entschließungsantrag Beine machen. Sie fordern darin unter | |
anderem die Einrichtung einer Landesgesellschaft für Moorschutz, ähnlich | |
der Landesforsten, wo Verantwortlichkeiten gebündelt werden. „Bislang fehlt | |
der Landesregierung beim Moormanagement der Überblick“, sagt der | |
stellvertretende Fraktionsvorsitzende Christian Meyer vor Pressevertretern. | |
Es gehe vor allem darum, den Moorschutz zu beschleunigen, so die Grünen. | |
Aber Moore sind Ökosysteme, die in Jahrtausenden gewachsen sind und ebenso | |
lange brauchen, um sich von menschlichen Eingriffen zu erholen. „In zehn | |
Jahren wächst Moor um einen Zentimeter“, versucht Fraktionsvorsitzende | |
Julia Hamburg das Ganze zu verbildlichen. Und per Definition des | |
Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie gilt als Moor, was eine | |
Torfschicht von über 30 Zentimetern aufweist, bräuchte also 300 Jahre | |
Wachstum. Rund 80 Prozent der Moore in Niedersachsen sind unwiederbringlich | |
zerstört. „Was weg ist, ist weg“, sagt Christian Meyer. | |
Es gilt also Torfflächen zu erhalten und bestehende Moorflächen zu | |
schützen. „Die Lösung dafür ist relativ einfach: sie heißt | |
Wiedervernässung“, sagt Julia Hamburg. Die Landesregierung tue da nichts | |
oder verhindere sogar Renaturierungen. So drohe beispielsweise das | |
millionenschwere EU-geförderte Projekt Hannoversche Moorgeest zu scheitern, | |
weil einzelne Landbesitzer*innen sich weigern, Flächen ans Land zu | |
verkaufen. | |
Kurz nachdem dieses Projekt 2012 genehmigt worden war, kam in Niedersachsen | |
eine rot-grüne Regierung an die Macht. Zum Moorschutz wurde 2016 das Papier | |
„Niedersächsische Moorlandschaften“ herausgegeben. Darin ist viel die Rede | |
von „Empfehlungen“ und „Modellversuchen“. Konkrete Maßnahmen werden ka… | |
benannt. Das soll nun mit dem Entschließungsantrag der Grünen kommen, der | |
am Mittwoch im Landtag diskutiert werden soll. | |
Neben der Landesgesellschaft für Moorschutz fordern die Grünen auch „ein | |
Konzept für eine torferhaltende Bewirtschaftung land- und | |
forstwirtschaftlich genutzter Moorböden“. Landwirte, die sich für den Anbau | |
von Rohstoffen wie Schilfrohr entscheiden, müssten dementsprechend | |
gefördert werden. Bisher werden sogenannte Paludikulturen nur durch | |
einzelne Projekte gefördert, da sie aber nicht als landwirtschaftliche | |
Fläche ausgewiesen sind, fallen sie auch nicht unter die Agrarsubventionen | |
der EU. | |
Die Grünen spielen groß auf: „Wir könnten mit viel Know-how Niedersachsen | |
zum Klimaschützer Nummer eins machen“, sagt Meyer. Die | |
Bund-Länder-Zielvereinbarung zum Moorschutz, die Niedersachsen nach einigem | |
Zögern auch unterschrieben hat, sieht eine jährliche Reduktion der | |
bundesweiten Emissionen aus Mooren um jährlich 5 Millionen Tonnen bis zum | |
Jahr 2030 vor. Anteilig berechnet müsste Niedersachsen also jedes Jahr die | |
Klima-Emissionen aus Moorböden um 1,9 Millionen Tonnen senken. | |
Der Deutsche Naturschutzring bezeichnet dieses Ziel und die | |
Zielvereinbarung als „ambitionslos“, da sie grundsätzlich auf dem Prinzip | |
der Freiwilligkeit beruhe. | |
9 Nov 2021 | |
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[1] /Bedrohte-Moorlandschaften/!5807260 | |
## AUTOREN | |
Juliane Preiß | |
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