| # taz.de -- Grüne Agrarminister zu EU-Subventionen: Bauern sollen mehr für Um… | |
| > Die grünen Agrarminister fordern, dass Bauern für die Hälfte der | |
| > EU-Direktzahlungen Umweltleistungen erbringen. Naturschützern reicht das | |
| > nicht. | |
| Bild: Was soll er für die Agrarsubventionen leisten? Ein Landwirt pflügt ein … | |
| Berlin taz | Die grünen Landesagrarminister wollen von den Bauern für die | |
| wichtigste Agrarsubventionsart deutlich mehr Umweltleistungen als die | |
| Ressortchefs der anderen Parteien verlangen. „Mit Start der neuen | |
| Förderperiode sollen 30 Prozent der Mittel für Direktzahlungen als Budget | |
| für die Ökoregelungen eingesetzt werden“, heißt es in einem Positionspapier | |
| der Grünen-Politiker zur Umsetzung der EU-Agrarpolitik in Deutschland nach | |
| 2023, das der taz vorliegt. Derzeit bekommen die Landwirte Direktzahlungen | |
| pro Hektar Fläche, weitgehend unabhängig davon, wie sie ihn bewirtschaften. | |
| Die Ökoregelungen könnten zum Beispiel vorschreiben, dass die Landwirte | |
| mehr Pflanzenarten auf den Feldern abwechseln. | |
| „Im Jahr 2023 sollen 15 Prozent der Direktzahlungen in die 2. Säule | |
| umgeschichtet werden“, schreiben die Ressortchefs aus Brandenburg, | |
| Schleswig-Holstein und den anderen sechs Bundesländern mit grünen | |
| Agrarministern. Die 2. Säule ist der Teil des EU-Landwirtschaftshaushalts, | |
| den Bauern für freiwillige Maßnahmen wie Ökolandbau oder Blühstreifen | |
| erhalten. „Die Umschichtung erhöht sich bis zum Ende der Förderperiode | |
| jährlich um einen Prozentpunkt“, fordern die Grünen. So sollten bis 2027 50 | |
| Prozent der Zahlungen „an die Erbringung gesellschaftlich gewünschter | |
| Leistungen gebunden werden“. | |
| Die Länderressortchefs von [1][CDU, CSU, SPD und Linken] dagegen wollen wie | |
| CDU-Bundesagrarministerin Julia [2][Klöckner] nur insgesamt 28 Prozent: 20 | |
| Prozent für die Ökoregelungen sowie 8 Prozent für die 2. Säule. | |
| Sollten Direktzahlungen für sehr große Betriebe zum Beispiel auf 100.000 | |
| Euro pro Jahr begrenzt werden, sollen den Grünen zufolge die Lohnkosten | |
| angerechnet werden. Dann würde fast keinem Unternehmen das Geld gekürzt | |
| werden. Die Minister verlangen auch, dass Großbetriebe weiterhin den | |
| Aufschlag für die ersten Hektare erhalten, der kleine Höfe stärken soll. | |
| ## Kritik von Bauernverband – und Kleinbauern | |
| Schaf- und Ziegenhalter sollten „eine Weidetierprämie in Höhe von 30 Euro | |
| pro Muttertier“ bekommen. Wanderschäfer etwa haben kaum eigenes Land, für | |
| das sie bisher Direktzahlungen kassieren könnten. | |
| Der Anteil „nicht produktiver Flächen“ wie Brachen oder Blühstreifen an d… | |
| Agrarfläche soll laut dem Vorschlag mindestens 3 bis 5 Prozent betragen. | |
| Eine „Gemeinwohlprämie“, bei der Bauern für bestimmte Umweltleistungen | |
| Punkte sammeln, die dann in Geld umgerechnet werden, soll den Ministern | |
| zufolge erst in der nächsten Förderperiode „weiterverfolgt“ werden. | |
| Der Deutsche Bauernverband lehnte den Vorschlag der Grünen ab. Schon wenn | |
| 45 Prozent der Direktzahlungen in Öko-Regelungen und 2. Säule flössen, | |
| drohten „Wettbewerbsverzerrungen“ zulasten der hiesigen Landwirte gegenüber | |
| ihren Konkurrenten im Ausland, sagte Verbandspräsident Joachim Rukwied. Er | |
| forderte nur [3][20 bis 24 Prozent] für Ökoregelungen und wie bisher 6 | |
| Prozent für die 2. Säule. | |
| Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) kritisierte den | |
| Vorschlag der Grünen als „zu schwach“. „Am Ende der Förderperiode müss… | |
| 100 Prozent der Direktzahlungen für Ökoregelungen ausgegeben werden“, sagte | |
| Pressesprecher Phillip Brändle der taz. Während diese Maßnahmen die ganze | |
| Agrarfläche erreichten, wirke die 2. Säule nur auf 10 bis 20 Prozent. | |
| „Verteilungsgerechtigkeit scheint den Grünen vollkommen unwichtig geworden | |
| zu sein.“ | |
| Auch für die größte deutsche Umweltorganisation, den Naturschutzbund | |
| (Nabu), reichen die Vorschläge der Grünen nicht aus. „Aus den pauschalen | |
| Flächenzahlungen sollten wir bis 2027 aussteigen“, sagte Nabu-Chef | |
| Jörg-Andreas Krüger der taz. „Der Anteil der Ökoregelungen sollte dafür b… | |
| 2027 auf mindestens 70 Prozent anwachsen“. | |
| Enttäuschend sei auch, dass – je nach Ausgang der EU-Verhandlungen – nur 3 | |
| Prozent der Agrarlandschaft verbindlich als nicht bewirtschaftete | |
| Rückzugsräume für Vögel und Insekten reserviert werden sollten. 10 Prozent | |
| für Brachen, Blühstreifen und Hecken seien dringend notwendig, um das | |
| Insektensterben aufzuhalten. „Verpflichtend sollten wir mit 5 Prozent | |
| beginnen, die dann durch attraktive gestaltete Programme ergänzt werden.“ | |
| Die Europäische Union zahlt jährlich rund 55 Milliarden Euro Subventionen | |
| für die Landwirtschaft. Dennoch geben vor allem kleine Höfe auf, die | |
| Branche trägt maßgeblich zu Erderhitzung und Artensterben bei. Deshalb | |
| handeln die EU-Institutionen gerade eine Reform aus. Die Agrarminister der | |
| Bundesländer wollen am Mittwoch darüber beraten, wie die erwarteten Regeln | |
| in Deutschland umgesetzt werden sollen. | |
| 15 Mar 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Zwist-zwischen-Umwelt--und-Agrarressort/!5757730 | |
| [2] https://www.bmel.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2021/29-gap.html | |
| [3] https://223618.seu2.cleverreach.com/c/56590496/70bd3aa511fe-qq0cls | |
| ## AUTOREN | |
| Jost Maurin | |
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