| # taz.de -- Gewalthilfegesetz im Bundestag: Kompromiss gefunden | |
| > Erst schien es verloren, jetzt kommt es doch: das Gewalthilfegesetz. | |
| > Zukünftig werden Frauenhäuser besser finanziert. Einen Haken gibt es | |
| > aber. | |
| Bild: Endlich, das Gewalthilfegesetz kommt, denn Gewalt gegen Frauen, vor allem… | |
| Das war eine Überraschung: Auf [1][den letzten Metern] vor der | |
| Bundestagswahl finden SPD, Grüne und Union im Familienausschuss zusammen – | |
| und haben den Weg frei gemacht für das [2][Gewalthilfegesetz.] Wenn es wie | |
| geplant am Freitag den Bundestag und im Februar den Bundesrat passiert, | |
| werden Frauenhäuser und Beratungsstellen in Zukunft besser finanziert. | |
| Dafür will der Bund erstmals 2,6 Milliarden Euro bereitstellen. Für Frauen, | |
| die von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen sind, wird es außerdem | |
| einen Rechtsanspruch auf Beratung und Schutz geben. | |
| Bei aller Erleichterung: [3][SPD und Grüne mussten für diesen | |
| Verhandlungserfolg einige Kröten] schlucken. Die dickste davon ist, dass | |
| der Schutzanspruch jetzt nicht, wie ursprünglich vorgesehen, für alle | |
| Betroffene von geschlechtsspezifischer Gewalt gelten soll. Trans, inter und | |
| non-binäre Personen werden von diesem Gesetz nicht geschützt werden. Das | |
| ist bitter, denn sie sind besonders häufig von Gewalt betroffen. | |
| Dafür hat die Union gesorgt. Sie hatte ihre Zustimmung zum Gesetz an die | |
| Exklusion von trans Personen geknüpft. Das ist öffentlichkeitswirksames | |
| Kalkül, es befeuert transfeindliche Narrative – und widerspricht dem | |
| Anspruch der Frauenhäuser und Beratungsstellen. Diese schließen alle | |
| Betroffenen von geschlechtsspezifischer Gewalt ein. In der Praxis | |
| entscheiden Frauenhäuser ohnehin selbst, ob sie eine schutzsuchende Person | |
| aufnehmen können. | |
| Dass sich SPD und Grüne auf diesen Deal eingelassen haben, ist | |
| nachvollziehbar. Denn unter einer von Merz geführten Regierung hätte das | |
| Gesetz vermutlich keine Chance. Dabei ist die Lage – das kann nicht oft | |
| genug wiederholt werden – ernst: 360 Frauen und Mädchen wurden 2023 Opfer | |
| von Femiziden, jede vierte Frau erlebt Gewalt durch ihren (Ex-)Partner. | |
| Und die Strukturen, die sie schützen sollen, sind unzureichend finanziert: | |
| In den Frauenhäusern fehlen 14.000 Plätze, [4][Gewaltbetroffene ohne | |
| Anspruch auf Sozialhilfe müssen ihre Unterbringung selbst bezahlen]. Das | |
| Gewalthilfegesetz soll das jetzt verbessern. | |
| 29 Jan 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Luisa Faust | |
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