# taz.de -- Generaldebatte im Bundestag: Der lachende Dritte | |
> Über den Schlagabtausch von Scholz und Merz kann sich die AfD nur ins | |
> Fäustchen lachen. Wenigstens in Sachen Migration sollte man sich | |
> zusammenraufen. | |
Bild: Friedrich Merz während der Generaldebatte im Bundestag am 11.09.2024 | |
Das musste mal gesagt werden: Deutschland braucht Zuwanderung. Eigentlich | |
eine Binsenweisheit. Dennoch wichtig, dass sowohl Kanzler Olaf Scholz als | |
auch Oppositionsführer Friedrich Merz in der Generaldebatte im Bundestag | |
klar gemacht haben, wie viel diese Gesellschaft den eingewanderten Menschen | |
und ihren Kindern verdankt. Noch besser wäre es, wenn sie sich auch künftig | |
klar an ihre Seite stellen und gemeinsam versuchen würden, die vergiftete | |
Stimmung wieder zu beruhigen. | |
Cool down, Deutschland. Darauf deutet aktuell allerdings wenig hin. | |
Stattdessen gaben sich [1][Scholz und Merz im Bundestag dem ritualisierten | |
Schlagabtausch] hin und überboten sich mit Vorschlägen, wie man mehr | |
Menschen effektiver fernhalten kann. Der Kanzler rühmte sich für | |
Asylrechtsverschärfungen der vergangenen Monate und will Geflüchtete | |
künftig gleich an der Grenze abweisen. Der Zorn der Nachbarn? Egal, da | |
müsse man jetzt mal durch. | |
Seinem polnischen Verbündeten [2][Donald Tusk, dem die rechtspopulistische | |
PiS im Nacken sitzt], erweist er einen Bärendienst. Merz machte deutlich, | |
dass ihm all das nicht reicht, er will noch radikalere Lösungen. | |
Europäisches Recht? Seit wann steht das denn über deutschen Interessen! So | |
zerschlägt man viel Porzellan – im Ausland und im Inland. Und die [3][AfD | |
kann sich freuen, denn sie schwimmt weiter auf der Empörungswelle]. | |
Um ihr das Wasser abzugraben, wäre es daher gut, wenn sich Opposition und | |
Regierung über alle Gräben hinweg zusammenraufen würden. Zumindest sollte | |
grundsätzlich Einigkeit darüber bestehen, Migration nicht als | |
Wahlkampfthema zu missbrauchen. Es gibt wirklich dringende Probleme: | |
[4][Brücken, die zusammenkrachen], ein Bildungssystem, das Kinder | |
ausgrenzt, eine Wirtschaft, die stagniert, Investitionen, die fehlen. | |
Keins dieser Probleme ist auf „zu viel“ Migration zurückzuführen. Im | |
Gegenteil – Migration könnte Teil der Lösung sein. Das deutlich zu machen, | |
wäre die Verantwortung der demokratischen Parteien. | |
11 Sep 2024 | |
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## AUTOREN | |
Anna Lehmann | |
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