# taz.de -- Fußballer für LGBTIQ in Georgien: Die Binde des Anstoßes | |
> Georgiens Fußballer Guram Kashia wird für sein Engagement gegen | |
> Homophobie geehrt. Wolfsburgs Josip Brekalo lehnt solche Initiativen ab. | |
Bild: Voller Einsatz gegen Homophobie: Fußballer Guram Kashia | |
Der georgische Fußballspieler Guram Kashia sorgt wieder einmal für | |
Schlagzeilen: Der 31-Jährige wird am 30. August in Monaco mit dem EqualGame | |
Award der Uefa geehrt – eine Auszeichnung, die zum ersten Mal verliehen | |
wird. Mit ihrer gleichnamigen Kampagne möchte sich der europäische | |
Fußball-Verband für Vielfalt, Inklusion, Respekt und Gleichberechtigung im | |
Sport stark machen. | |
Uefa-Präsident Aleksander Ceferin sagte, Kashia habe sich in besonderer | |
Weise für die LGBTQ-Community und für Gleichberechtigung eingesetzt. Obwohl | |
seine Aktion [1][mit Bedrohungen und Verunglimpfungen vonseiten vieler | |
Gruppen] beantwortet worden sei, habe er weiterhin Toleranz und Akzeptanz | |
propagiert und dazu beigetragen, die Wahrnehmung sexueller Minderheiten in | |
seiner Heimat zu ändern. | |
Im vergangenen Oktober hatte der Kapitän der georgischen Nationalmannschaft | |
bei einem Spiel seines Vereins Arnhem Vitesse als Zeichen der Unterstützung | |
für die Rechte sexueller Minderheiten eine Armbinde in Regenbogenfarben | |
getragen. | |
Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. „LBGT-Kashia muss aus | |
der Nationalmannschaft ausgeschlossen werden. Die Väter des georgischen | |
Fußballs sollen wissen, dass georgische Fans das Team boykottieren werden, | |
sollte LGBT-Kashia es noch einmal wagen, im Nationaltrikot zu spielen“, | |
schrieb der Journalist Giorgi Gigauri in der Zeitung Asaval-Dasavali. | |
## Zahlreiche homophobe Posts | |
Ähnliches war auf der Facebook-Seite der „Bewegung für Gleichheit“ zu les… | |
– einer Nichtregierungsorganisation, die sich in Georgien für | |
LGBTQ-Menschen einsetzt. „Guram Kashia, du kannst nicht länger in der | |
georgischen Nationalmannschaft spielen“, schrieb ein männlicher User aus | |
Tiflis. | |
Demgegenüber stellte sich der ehemalige Präsident des georgischen | |
Fußballverbandes Domenti Sichinawa hinter Kashia. „Guram, für mich bist und | |
wirst du immer Teil des georgischen Fußballs sein“, schrieb er auf | |
Facebook. „Mehrmals hast du gesagt, dass es für dich eine Ehre war, unter | |
der georgischen Flagge zu spielen. Ich bin stolz, so viele Jahre mit dir | |
zusammengearbeitet zu haben.“ | |
Dieses Gefühl kann ein Großteil der Georgier nach wie vor nicht teilen. Und | |
so finden sich auf der Facebook-Seite der Uefa zahlreiche homophobe Posts | |
unter der Nachricht des neuen Preisträgers. Kashia, der mittlerweile für | |
das US-Team San Jose Earthquake kickt, ficht das nicht an. „Ich werde immer | |
Gleichberechtigung und gleiche Rechte für alle verteidigen“, sagte er in | |
einer ersten Reaktion auf die Uefa-Ehrung. | |
Was sein Engagement für die LGBTQ-Community angeht, dürfte Kashia einen | |
langen Atem brauchen. Denn bei Homophobie nimmt die Kaukasusrepublik | |
Georgien einen der vorderen Plätze ein. Laut einer Umfrage des Nationalen | |
Demokratischen Instituts in Tiflis vom vergangenen Juni und Juli waren nur | |
23 Prozent der Befragten der Meinung, dass der Schutz der Rechte sexueller | |
Minderheiten wichtig sei. | |
## Intoleranz, befeuert von der orthodoxen Kirche | |
Allein im Jahr 2017 gab es 30 [2][gewaltsame Überfälle auf Schwule und | |
Lesben]. Im Oktober erlag eine Transfrau ihren schweren Verletzungen. | |
Befeuert wird dieses Klima von Hass und Intoleranz nach Kräften [3][von der | |
georgischen orthodoxen Kirche]. Dabei schrecken die Popen auch nicht davor | |
zurück, selbst handgreiflich zu werden. Eine für den 17. Mai dieses Jahres | |
geplante Homoparade sagten die Veranstalter aus Angst vor Zusammenstößen | |
mit gewalttätigen rechten Gruppen ab. | |
Kashias Armbinde in Regenbogenfarben macht jetzt andernorts Schule. Auch | |
der VfL Wolfsburg will auf diese Art ein Zeichen gegen Homophobie setzen. | |
Der kroatische Stürmer Josip Brekalo kann mit der Initiative seines Vereins | |
überhaupt nichts anfangen. „Ich bin sehr religiös erzogen worden“, sagte | |
er. „Wenn jemand eine andere Art zu leben bevorzugt, dann ist das okay für | |
mich, weil das seine Sache ist. Aber ein spezielles Symbol für die | |
Einstellung anderer Leute muss und möchte ich nicht tragen.“ | |
28 Aug 2018 | |
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## AUTOREN | |
Barbara Oertel | |
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