# taz.de -- Fünf Jahre Istanbul-Konvention: Frauenschutz beginnt bei Männern | |
> Die Maßnahmen gegen Gewalt an Frauen sind in der Istanbul-Konvention klar | |
> formuliert. Jetzt müssten sie nur noch konsequent umgesetzt werden. | |
Bild: Hunderte Menschen demonstrieren am 25. November in München gegen Sexismu… | |
Am 1. Februar vor fünf Jahren trat die Istanbul-Konvention in Deutschland | |
in Kraft. Bislang unter Vorbehalt, gilt seit diesem Mittwoch das | |
„Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen | |
Frauen und häuslicher Gewalt“ uneingeschränkt. Gut, eigentlich. Doch: Eine | |
[1][wirkliche Strategie zur Umsetzung] gibt es in Deutschland nicht. Seit | |
2018 sind einzelne Maßnahmen zur Bekämpfung von Gewalt umgesetzt worden, | |
zuletzt die Einrichtung einer unabhängigen Berichterstattungsstelle für | |
geschlechtsspezifische Gewalt sowie [2][eine Studie des BKA], die Einblicke | |
über das sogenannte Dunkelfeld geben soll. Die unabhängige | |
Expert:innenkommission GREVIO sah aber vor allem große Defizite: Es | |
mangele nicht nur an Unterstützung von Frauen mit Fluchterfahrung, sondern | |
es fehlten auch sowohl eine staatliche Koordinierungsstelle als auch | |
angemessene finanzielle Ressourcen. | |
Eigentlich gibt die Istanbul-Konvention den Maßnahmenkatalog gut vor, die | |
Bundesregierung müsste ihn nur abarbeiten. Dabei könnte die Einrichtung | |
einer staatlichen Koordinierungsstelle alle anderen Punkte nach sich | |
ziehen. Dazu gehört, dass genügend [3][Frauenhausplätze] geschaffen werden: | |
Es fehlen rund 15.000. Auf diesen Notstand weisen Feminist:innen und | |
Gewaltschutzexpert:innen seit Jahren hin. | |
Wichtig wäre auch mehr [4][Prävention]. Viele Angebote richten sich | |
explizit an Frauen. Doch wenn [5][die Gewalt stattgefunden hat], ist es | |
bereits zu spät: Es braucht [6][Anti-Gewalt-Angebote für Männer] sowie | |
[7][Fortbildungen bei Polizei] und Justiz. Dazu gehört auch, dass das | |
Umgangsrecht des Vaters nicht den Gewaltschutz der Mutter aushebeln darf. | |
Viel zu häufig darf der Vater das Kind sehen, auch wenn dadurch Gefahr für | |
die Mutter besteht. Nach Vorgaben der Istanbul-Konvention dürfte das nicht | |
passieren. [8][Auch Femizide hätten so in Deutschland] womöglich verhindert | |
werden können. | |
Sicher hat die vergangene Bundesregierung einiges verschleppt, was die | |
jetzige aufarbeiten muss. Aber die Maßnahmen sind in der | |
Istanbul-Konvention klar ausformuliert, sie müssten nur noch umgesetzt | |
werden. | |
1 Feb 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Gewalt-gegen-Frauen/!5666139 | |
[2] /BKA-Zahlen-zu-Gewalt-gegen-Frauen/!5893893 | |
[3] /Gewalt-gegen-Frauen/!5880315 | |
[4] /Frauenhaus-Chefin-ueber-Gewalt-an-Frauen/!5893992 | |
[5] /BKA-Zahlen-zu-Gewalt-gegen-Frauen/!5893893 | |
[6] https://maenner-contra-gewalt.de/ | |
[7] /Corona-und-haeusliche-Gewalt/!5675965 | |
[8] /Femizide-in-Deutschland/!5893403 | |
## AUTOREN | |
Nicole Opitz | |
## TAGS | |
häusliche Gewalt | |
Gewalt gegen Frauen | |
Istanbul-Konvention | |
Frauenhäuser | |
Schwerpunkt Femizide | |
GNS | |
Familienrecht | |
Gewalt gegen Frauen | |
Schwerpunkt Femizide | |
Verhütungspille | |
Schwerpunkt Femizide | |
Frauenhäuser | |
Gewalt gegen Frauen | |
häusliche Gewalt | |
Gewalt gegen Frauen | |
Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Reform des Familienrechts: „Kinder dürfen kein Puffer sein“ | |
Ein neues Familienrecht soll Frauen und Kinder besser vor häuslicher Gewalt | |
schützen. Für Expertin Ricarda Herbrand geht die Reform nicht weit genug. | |
Panel zu Istanbul-Konvention: Das Private ist politisch | |
Die Istanbul-Konvention gilt der Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt. | |
Feministische Projekte beleuchten Potentiale des Übereinkommens. | |
Gewalt in Flüchtlingsunterkünften: Mit Empathie gegen männliche Gewalt | |
Das „Gentle“-Projekt will häuslicher Gewalt in Flüchtlingsunterkünften | |
entgegenwirken. Der Fokus liegt dabei auf Täterarbeit und Prävention. | |
Freie Verhütung für alle: Von Luxemburg lernen | |
In Deutschland ist man weit von kostenloser Verhütung entfernt. Im | |
Koalitionsvertrag steht aber eine Kostenübernahme für Geringverdienende. | |
Mutmaßliche Vergewaltigung in Bramsche: Mehr Schutzraum statt Strafraum | |
Der mutmaßliche Femizid an Milena O. erregt Aufmerksamkeit. Die SPD fordert | |
härtere Bestrafungen. Dabei bräuchte es mehr Prävention. | |
Streik der Frauenhäuser: Viel Gewalt und wenige Plätze | |
In Frauenhäusern fehlen Betten für Frauen in Not. Mitarbeiterinnen | |
protestieren deshalb am Dienstag vor dem Brandenburger Tor. | |
Digitale Gewalt gegen Frauen: „Kein Passwort mit Partner teilen“ | |
Digitale Gewalt nimmt zu. Ophélie Ivombo und Nathalie Brunneke vom Verein | |
Frauenhauskoordinierung geben Tipps für betroffene Frauen und Frauenhäuser. | |
Frauenhaus-Chefin über Gewalt an Frauen: „Es braucht auch Täterarbeit“ | |
Katharina Krüger leitet ein Frauenhaus bei Hannover. Zum Tag gegen Gewalt | |
an Frauen fordert sie, dass Deutschland die Istanbul-Konvention einhält. | |
BKA-Zahlen zu Gewalt gegen Frauen: Dreizehn Opfer jede Stunde | |
Im vergangenen Jahr gab es weniger angezeigte Fälle von Gewalt durch | |
(Ex-)Partner als im ersten Coronajahr 2020. Entwarnung bedeutet das nicht. | |
Femizide in Deutschland: „Ich glaubte ihm“ | |
Gewalt in Partnerschaften ist in Deutschland Alltag. Jeden dritten Tag | |
stirbt eine Frau. Svenja Beck hat zwei solcher Mordanschläge überlebt. |