# taz.de -- Fahrradfreundliche Stadt: Hannover opfert Parkplätze | |
> Gutes Vorbild: Die Stadt Hannover räumt Autos und ihren Stellplätzen | |
> nicht mehr zwangsläufig Vorrang ein. | |
Bild: Vorfahrt für Radfahrer: Die Klage gegen eine Fahrradstraße ging nach hi… | |
HANNOVER taz | Das ist nun mit ziemlicher Sicherheit nicht der Ausgang, den | |
der Kläger sich erhofft hatte. Im hannoverschen Zooviertel – einer der | |
teureren Wohngegenden – hatte ein Anwohner gegen [1][die Einrichtung einer | |
Fahrradstraße] vor seiner Haustür geklagt. Und bekam tatsächlich erst | |
einmal recht. | |
Die Fahrradstraße entspreche nicht den vom Gesetzgeber vorgegebenen | |
Bedingungen, urteilte das Verwaltungsgericht. Insbesondere weil an beiden | |
Seiten der 5,50 Meter breiten Kleefelder Straße geparkt werden durfte und | |
Radfahrer deshalb ständig ausweichen mussten und nicht nebeneinander fahren | |
konnten. Die Stadt müsse entweder nachbessern oder die Fahrradstraße | |
aufheben. | |
Okay sagte die Stadt nach einigen Überlegungen und akzeptierte das Urteil, | |
ohne in Berufung zu gehen: Dann entfernen wir eben die Parkplätze. Künftig | |
darf dort nur noch gehalten, aber nicht mehr geparkt werden. | |
Schwerbehinderte, Pflegedienste und Handwerker sind davon ausgenommen. | |
Die FDP im Rat schäumte: „Wer Grün wählt, muss mit der Grünen-Diktatur | |
leben“, sagte deren Fraktionschef Wilfried Engelke, schreibt die | |
Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ). Ob das Ganze sich auch auf die | |
anderen Fahrradstraßen im Stadtgebiet auswirkt, muss allerdings erst noch | |
geprüft werden. Erst einmal sei dies eine Einzelfallentscheidung, sagt | |
die Stadt. | |
## Hausgemeinschaften können Fahrradbügel anfordern | |
Der Abbau von Parkplätzen zugunsten von Fahrrädern funktioniert in Hannover | |
aber auch noch auf anderen Wegen. Darauf hat der ADFC noch einmal | |
aufmerksam gemacht. So können schon seit 2019 Hausgemeinschaften | |
beantragen, dass ein Parkplatz für Fahrradbügel geopfert wird – wenn sich | |
dafür im Haus eine einfache Mehrheit findet (eine Stimme je Mietpartei) und | |
bestimmte Bedingungen erfüllt sind. | |
Wenn das Haus keinen Vorgarten hat und im Keller oder Hinterhof auch nicht | |
genug Stellflächen vorhanden sind, können Fahrradstellplätze auf | |
öffentlichem Grund beantragt werden. Die entsprechende Abteilung im | |
Tiefbauamt rückt dann aus und prüft, ob der Gehsteig breit genug ist oder | |
ob ein oder zwei Autoparkplätze dran glauben müssen. | |
In der Göbelstraße sind auf diese Weise 20 Fahrradstellplätze anstelle von | |
zwei Pkw-Stellplätzen eingerichtet worden. Vor dem Umweltzentrum in der | |
Hausmannstraße hat man sogar zwei [2][spezielle Bügel für Lastenräder | |
aufgebaut]. Und auch die Bezirksräte machen eifrig mit und beantragen | |
regelmäßig Fahrradparkplätze in der Nähe von Veranstaltungszentren oder | |
ähnlichen Punkten, wo sich die Räder sonst gerne einmal stapeln. | |
Insgesamt seien seit dem Jahr 2016 (als die große „Fahrradbügel-Offensive“ | |
ausgerufen wurde) jährlich etwa 500 zusätzliche Fahrradbügel im | |
öffentlichen Raum installiert worden, schreibt die Pressesprecherin der | |
Stadt, Michaela Steigerwald, auf taz-Anfrage. Im vergangenen Jahr gab es | |
den bisherigen Rekord mit 750 zusätzlichen Abstellmöglichkeiten. | |
Der ADFC sieht allerdings weiterhin Luft nach oben. Vor allem überdachte | |
Abstellanlagen und abschließbare Fahrradgaragen wären fein, meinen die | |
Radfahrlobbyisten. Und regen [3][eine Pflicht dazu etwa bei Neubauten an]. | |
21 Jan 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Fahrradstrasse/!t5284236 | |
[2] /Frei-Parken-fuer-Lastenraeder-in-Hamburg/!5815817 | |
[3] /Nachhaltiger-Verkehr/!5029287 | |
## AUTOREN | |
Nadine Conti | |
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