# taz.de -- Entscheidung zur Privatsphäre im Netz: Echtes Vergessenwerden ist … | |
> Der Europäische Gerichtshof zwingt Google, bestimmte Daten von Franzosen | |
> in der EU nicht zu zeigen. Doch globales Link-Entfernen ist keine Lösung. | |
Bild: Konzern mit Elefantengedächtnis: Google | |
Auf den ersten Blick erscheint es mehr als merkwürdig, wenn eine | |
grenzenlose Kommunikationsplattform wie das Web von juristischer Seite in | |
die Schranken gewiesen wird. So auch im Fall der Entscheidung des | |
Europäischen Gerichtshofs, der den Suchmaschinenanbieter Google dazu | |
zwingt, bestimmte Informationen französischer Bürger*innen nicht mehr | |
anzuzeigen. Und zwar nur auf den europäischen Versionen der Suchmaschine. | |
Aber nicht weltweit. | |
Dabei steht das Internet wie keine andere Plattform für Teilhabe an | |
Informationen, die global verfügbar sein sollen. Doch zugleich schützt | |
[1][die EU-Datenschutzgrundverordnung] stärker als je zuvor die | |
Persönlichkeitsrechte des Einzelnen, über den Daten digital verfügbar sind. | |
Die EU-Richter machen mit ihrer aktuellen Entscheidung wieder einmal | |
deutlich, wie schmal der Grat zwischen Privatsphäre und Meinungsbildung | |
ist. Genau deshalb gilt es abzuwägen, wenn es um die Veröffentlichung | |
privater Details geht. | |
Wer Verbindungen in einschlägige extremistische Szenen hatte, fanatischen | |
Sektenführern anhing oder gar mit dem Vorwurf sexueller Übergriffe | |
konfrontiert war, will natürlich nicht, dass diese Informationen zeitlich | |
unbegrenzt nachzulesen sind. Der Aufschrei Einzelner nach dem endgültigen | |
Löschen solcher heikler Details ist also verständlich. | |
Allerdings ist das globale Entfernen von fraglichen Links keine Lösung. Zu | |
groß ist die Gefahr, dass autoritäre Regime sich solche Rechtsgrundlagen | |
zunutze machen. Auf diese Weise könnten Berichte von Oppositionellen ganz | |
leicht verschwinden. Oder auch Missstände, verursacht von Unternehmen, | |
wären so für die meisten Internetnutzer*innen nicht mehr auffindbar. Damit | |
sind nicht Verleumdungen oder Falschmeldungen gemeint, sondern Berichte | |
über Repression oder Korruption. Fakt bleibt aber, dass auch gelöschte | |
Links mit ein paar Tricks wieder aufzufinden sind. Ein echtes | |
Vergessenwerden im Netz ist schlicht nicht möglich. | |
25 Sep 2019 | |
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[1] /taz-Serie-Datenschutz-in-der-EU/!5506516 | |
## AUTOREN | |
Tanja Tricarico | |
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