# taz.de -- Entfernung einer „Trostfrauen“-Statue: Rechthaberei statt Trost | |
> Statt sexualisierte Kriegsgewalt zu bekämpfen, geht Tokio gegen eine | |
> Statue vor, die diese Gewalt thematisiert. Und Berlins Bezirksamt knickt | |
> auch noch ein. | |
Bild: Koreanische Frauen, die zur Prostitution gezwungen wurden, nach ihrer Bef… | |
Offenbar [1][entscheidet jetzt die Regierung in Tokio] darüber, wie in | |
Berlin sexualisierte Kriegsgewalt gegen Frauen thematisiert werden kann. Am | |
besten gar nicht. Dieser Eindruck muss entstehen, wenn auf Druck Japans hin | |
das zuständige Bezirksamt Mitte die Entfernung einer Frauenstatue anordnet, | |
die an das Schicksal von [2][koreanischen Zwangsprostituierten] der | |
japanischen Armee im Zweiten Weltkrieg erinnert. Als Vorwand für die | |
Anordnung dient eine Begleittafel, die dem Amt nicht ausgewogen genug und – | |
so kann gemutmaßt werden – dem hinter den Kulissen Druck machenden | |
Außenministerium nicht diplomatisch weichgespült genug ist. Es lässt sich | |
vielleicht drüber streiten, ob die Begleittafel geschickt formuliert war | |
oder erweitert werden sollte. Aber wenn deshalb gleich die ganze Statue | |
ersatzlos verschwinden soll, wird die Heuchelei deutlich. | |
Selten thematisiert ein Monument die alltägliche sexualisierte Kriegsgewalt | |
und gedenkt der Opfer. Eine solche Statue kann Diskussionen fördern und das | |
öffentliche Bewusstsein ändern. Es ist dem zuständigen Bezirksamt sogar | |
hoch anzurechnen, wenn es auch die Gewalt deutscher Soldaten an Frauen | |
thematisiert haben will. | |
Doch warum sorgt das Amt dann nicht für ein entsprechendes Denk- oder | |
Mahnmal oder sucht wenigstens die Diskussion mit den Initiatorinnen der | |
Frauenstatue im Stadtteil Moabit? Stattdessen wird die Statue verdammt und | |
ihren Initiatorinnen Unredlichkeit unterstellt, was offenbar den großen | |
politischen Druck und eigene Fehler verschleiern soll. | |
Und Japans Regierung, die stets behauptet, das „Trostfrauen“-Kapitel sei | |
längst abgeschlossen, sie habe sich schon mehrfach entschuldigt? Dann | |
könnte Tokio doch gelassen zeigen, dass es seine Lektionen gelernt hat. | |
Stattdessen zeigt Japans Regierung rechthaberisch immer wieder, dass ihre | |
Entschuldigungen nicht aufrichtig sind, sondern nur taktisch. Denn statt | |
sexualisierte Kriegsgewalt zu bekämpfen, geht Tokio gegen eine Statue vor, | |
die diese Gewalt thematisiert. Berlin und Tokio zeigen so auf ihre Weise, | |
wie nötig eine solche Statue ist. | |
8 Oct 2020 | |
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[1] /Umgang-mit-sexualisierter-Kriegsgewalt/!5716087 | |
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## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
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