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# taz.de -- Elon Musk und die AfD: Satz mit X
> Die AfD buhlt um die Aufmerksamkeit des Tesla-Chefs Elon Musk. Der freut
> sich über die Schmeichelei von rechts. Die Partei erhofft sich mehr.
Bild: Schleimt sich permanent beim heiligen Elon ein: die AFD
Stellen Sie sich vor, Sie gehören zu den reichsten Menschen der Welt. Geld
spielt keine Rolle. Was wird Ihre Lebensaufgabe? Elon Musk jedenfalls hat
sich dagegen entschieden, den Planeten zu retten. Stattdessen verbreitet er
[1][antisemitische Verschwörungstheorien und transphobe, sexistische
Ansichten]. Er versucht die horrenden [2][Arbeitsbedingungen bei Tesla] zu
verschleiern. Und neuerdings flirtet er ganz offen mit der [3][AfD] und
unterstützen deren Positionen.
Der Milliardär agiert auf X, ehemals Twitter, immer mehr mit der Partei,
die als rechtsextremistischer Verdachtsfall gilt. Seit Musk Ende 2022
Twitter übernahm, hat sich die Plattform massiv verändert. Und damit kamen
die Radikalen zurück, die Twitter einst sperrte. Kurz nach der Übernahme
verdoppelten sich die antisemitischen Tweets.
Das Konto von Trump wurde wieder freigeschaltet, wie zuletzt auch das der
rechtsextremen Identitären Bewegung. Musk rechtfertigt jeden Inhalt mit dem
Argument der Meinungsfreiheit. Einst wurde er als Visionär gesehen, als ein
Altruist, der der Menschheit helfen, ja, sie regelrecht retten will. Er
wollte grüne Energien fördern und Innovationen vorantreiben. Doch
inzwischen erlebt er die Welt nur noch über eine Plattform, die sich
zusehends radikalisiert.
## Musk pusht AfD
Am 29. September 2023 teilte Musk einen Post des migrationsfeindlichen
Profils „RadioGenoa“ auf X. Es ging um NGOs, die angeblich im Auftrag der
deutschen Regierung Flüchtende im Mittelmeer retten. Das englischsprachige
Profil endete seinen Post mit einem Wahlaufruf: „Hoffen wir, dass die AfD
die Wahlen gewinnt, um den europäischen Selbstmord zu stoppen.“ Noch am
selben Tag repostete und kommentierte Elon Musk ebendiese Aussage.
„Ist sich die deutsche Öffentlichkeit dessen bewusst?“, fragte er und
erreichte damit knapp 80 Millionen Menschen. Zigtausende Kommentare
kritisieren Musk oder stimmen ihm zu. Einer der prominentesten Kommentare
stammt von der AfD-Vorsitzenden Alice Weidel. „Die Menschen sind sich
dessen nicht bewusst“, sagt sie und spricht über „regierungsfreundliche
Medien in Deutschland“.
Mit ihren Annäherungen möchte die AfD von der enormen Popularität des
Milliardärs profitieren. Das Schlimme daran: Musk scheint darauf
einzugehen. Der aus Südafrika stammende Unternehmer hält sich bekanntlich
für ein Jahrhundertgenie und die stellvertretende AfD-Fraktionsvorsitzende
Beatrix von Storch nährt dieses Ego. So schrieb sie im April auf X: „Der
wichtigste Mann der freien Welt ist Musk als Bollwerk gegen Despoten.“
Und damit nicht genug. Im selben Monat lud der Faschist Björn Höcke den
Unternehmer zu seinem Gerichtsprozess am 18. April in Halle ein, wo er
wegen des Gebrauchs von NS-Parolen angeklagt und inzwischen verurteilt
wurde. Tatsächlich antwortete Musk darauf, wenn auch nur mit einem kurzen
„Was hast du gesagt?“ Doch bereits die kleinste Reaktion von Musk zieht
große Aufmerksamkeit nach sich. Ende April sprach Alice Weidel erneut eine
Einladung aus. Diesmal blieb sie unbeantwortet.
## Immer weiter einschleimen
Inzwischen buhlen auch noch andere um die Gunst des Milliardärs. Anfang Mai
teilte Musk einen Post der Seite „End Wokeness“, der die wegen
Volksverhetzung verurteilte AfD-Politiker Marie-Thérèse Kaiser verteidigte.
Die Kommentare waren ein rechtes Sammelbecken, darunter auch Namen der AfD
wie Gabrielle Mailbeck und Thorsten Weiß. Inmitten der Kommentare sticht
Hans-Georg Maaßen hervor, Vorsitzender der neu gegründeten Werteunion. „Wir
haben in Deutschland ein massives Problem mit politischer Verfolgung von
Regierungskritikern und mit Menschenrechtsverletzungen“, twittert er ohne
jegliche Einschränkungen.
Nicht nur der deutsche Rechtsextremismus hofiert Musk. Auch der
österreichische Extremist Martin Sellner will seine Aufmerksamkeit. Für den
Medienforscher Jan Rau ist es nicht verwunderlich, dass sich Rechte auf X
gegenseitig befeuern. „Die Radikalisierung der Nutzer:innen wird durch
die verstärkte Aufmerksamkeitsökonomie im digitalen Raum verschärft.
Extreme Positionen versprechen oftmals besonders viel Aufmerksamkeit.“ Als
Teil des Social Media Observatory des Forschungsinstitut Gesellschaftlicher
Zusammenhalt analysiert Rau den Rechtsextremismus im Netz. Die neuen
Annäherungen zwischen der AfD und dem Milliardär und die radikalen
Kommentare sieht er kritisch.
Welchen Einfluss aber die Interaktionen zwischen der AfD und Musk
letztendlich haben, ist schwer einzuschätzen. „Wir sollten vorsichtig sein,
die Rolle digitaler Medien und ihren Einfluss auf Wahlentscheidungen zu
überschätzen. Diese spielen im Erfolg von Parteien wie der AfD zwar eine
wichtige Rolle, sollten jedoch nicht als ursächlich verstanden werden“,
meint Rau. Seiner Einschätzung nach werden die Verständigungen zwischen der
AfD und Musk die diesjährigen Wahlen kaum beeinflussen.
„Twitter hat in Deutschland nur eine relativ geringe Reichweite und meiner
Wahrnehmung nach hat die Bedeutung der Plattform für die Medienlandschaft
seit der Übernahme abgenommen“, so Rau. Sollte die Partei es aber schaffen,
den Unternehmer auf einen Parteitag einzuladen, wäre das mediale Echo
riesig. Die AfD zeigt unter anderem auf Tiktok, wie gut sie sich in den
sozialen Medien vermarkten kann. Daher sind weitere Flirts zwischen den
beiden auf X realistisch.
Musk hat sich weit von dem Liberalen entfernt, der er einst war.
Rechtsradikale stehen ihm nun näher. Musk ist nicht unbedingt eine
Identifikationsfigur der Neuen Rechten, dafür aber leicht zu manipulieren.
Dazu ist er resilient gegenüber jedweder Selbstreflexion. Er will sich als
großen Helden inszenieren, ganz gleich auf welcher Seite. Hauptsache, er
wird vergöttert. Hauptsache, niemand widerspricht ihm. Wer weiß, ob der
Unternehmer nicht wieder die Richtung ändert. Ein
marxistisch-leninistischer Musk vielleicht?
21 May 2024
## LINKS
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[3] /CDU-und-AfD-bei-Kommunalwahl-am-26-Mai/!6011152
## AUTOREN
Martin Seng
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