# taz.de -- Debatte um Migrationsrecht: Bundestag goes Abgeordnetenhaus | |
> Merz' 5-Punkte-Plan wird Thema im Landesparlament. Die SPD-Landesspitze | |
> erwartet von ihrem Koalitionspartner CDU „klare Kante“ zum Umgang mit der | |
> AfD. | |
Bild: Zwischen die beiden passt oft mehr als ein Blatt Papier: CDU-Kanzlerkandi… | |
Berlin taz | Diese Debatte hätte sich Berlins Regierender Bürgermeister | |
wohl gerne erspart. Nun aber kommt CDU-Mann Kai Wegner nicht darum herum, | |
sich im Abgeordnetenhaus zu seinem Bundesvorsitzenden Friedrich Merz und | |
dem Thema Brandmauer gegen die AfD zu erklären. | |
Wenn am Donnerstag das Landesparlament zusammen tritt, wird es eine | |
Aktuelle Stunde geben, bei der es neben dem Gedenken an die Befreiung des | |
KZ Auschwitz vor 80 Jahren auch darum gehen wird, welche Konsequenzen sich | |
daraus für den Umgang mit der AfD ergeben. Den Antrag dazu haben die | |
oppositionellen Grünen und Linken eingebracht. | |
Die Koalitionsfraktionen von CDU und SPD hingegen hatten nur über die | |
Vergangenheit sprechen wollen. Ihr Antrag lautete: „80 Jahre Befreiung von | |
Auschwitz – Berlin gedenkt der Opfer des Nationalsozialismus“. | |
Angesichts der bundespolitischen Debatte, die der CDU-Kanzlerkandidat Merz | |
mit den angekündigten Anträgen zur Migrationspolitik ausgelöst hat, dürfte | |
eine Diskussion über die Brandmauer in Berlin aber auch der mitregierenden | |
SPD in die Karten spielen. „Von unserem Koalitionspartner erwarten wir hier | |
eine klare Kante“, äußerten sich ihre Landesvorsitzenden Nicola | |
Böecker-Giannini und Martin Hikel. „Wenn Kai Wegner dieses Vorgehen seines | |
Kanzlerkandidaten wortlos toleriert, macht sich auch er mit all seinen | |
Bekundungen zur Abgrenzung gegen die AfD unglaubwürdig.“ | |
## Regierungschef pocht auf Brandmauer | |
Inhaltlich scheint Wegner jedoch auf den Kurs seines Parteichefs | |
eingeschwenkt zu sein. „Wir müssen die irreguläre Migration beenden und | |
funktionierende Grenzkontrollen und auch Zurückweisungen an der Grenze | |
umsetzen“, sagte er. Es werde höchste Zeit, die Kontrolle darüber | |
zurückzugewinnen, wer ins Land komme. „Wir brauchen in der | |
Migrationspolitik in Deutschland endlich eine Umkehr.“ Er pochte dabei aber | |
ausdrücklich auf eine Brandmauer gegen die AfD: „Für mich und uns als CDU | |
steht fest: Eine wie auch immer geartete Zusammenarbeit mit der AfD wird es | |
mit der CDU nicht geben.“ | |
Zwei Anträge aus Merz’ Vorstoß, dem sogenannten 5-Punkte-Plan, sollen | |
bereits am Mittwoch im Bundestag abgestimmt werden, ein weiterer | |
Gesetzentwurf am Freitag. Bei der Aktuellen Stunde im Abgeordnetenhaus | |
könnte die Brandmauer also schon Geschichte sein. Zumindest so, wie sie Kai | |
Wegner versteht, als Ablehnung an eine „wie auch immer geartete | |
Zusammenarbeit mit der AfD“. | |
Viel niedriger hängt Brandenburgs CDU-Vorsitzender Jan Redmann die Latte, | |
wenn es um die AfD geht. „Es gibt keine Koalition oder koalitionsähnliche | |
Zusammenarbeit mit der AfD“, sagte Redmann der dpa. „Die AfD hat immer mehr | |
Personen in Entscheidungsfunktionen, die keine Abgrenzung mehr zum | |
rechtsextremen Milieu haben. Mit solchen Leuten ist kein Staat zu machen.“ | |
Die Reaktion der SPD, die in Brandenburg mit dem BSW koaliert, kam prompt: | |
„Friedrich Merz bricht Wort, wenn er morgen Entschließungsanträge zusammen | |
mit der AfD durchbringt. Er kooperiert dann mit einer Partei, die | |
politische Heimat echter Nazis wie Höcke und anderer ist“, sagte der | |
kommissarische Generalsekretär der SPD Brandenburg, Kurt Fischer. | |
## Kritisches Verhältnis zu Merz | |
Die SPD reagierte damit auch auf eine Äußerung der CDU- | |
Landtagsabgeordneteten und früheren Landeschefin Saskia Ludwig. Diese hatte | |
sich in einem Interview des Senders TV Berlin offen für eine | |
„Mitte-rechts-Koalition“ und damit für ein Bündnis mit der AfD gezeigt. | |
Das Verhältnis von Wegner zu seinem Bundesvorsitzenden lässt sich durchaus | |
als kritisch beschreiben. Dabei war der heutige Regierungschef ein Anhänger | |
von Merz, als es nach 2019 um die Nachfolge von Parteichefin Angela Merkel | |
ging und Merz zweimal unterlag. Doch dann gab es angebliche Erwägungen beim | |
im dritten Anlauf zum Vorsitzenden gewählten Merz, Wegner vor der Berliner | |
Wiederholungswahl 2023 durch einen anderen Kandidaten zu ersetzen. Das war | |
zwar schnell wieder vom Tisch, aber ein Auftritt von Merz beim | |
Landesparteitag kurz vor der Wahl wirkte blutleer. | |
Im Sommer 2023 wurde Wegner, nun im Range eines Ministerpräsidenten, die | |
meistbeachtete Stimme unter den CDUlern, die Merz nach einem bestenfalls | |
unglücklichen ZDF-Interview auf die Brandmauer verpflichteten. Immer wieder | |
gibt es zudem Konflikte beim Thema Schuldenbremse, an der Merz festhält, | |
während Wegner eine Reform fordert. | |
Und dann war da noch der Moment, in dem der frühere CDU-Hardliner | |
[1][Berlins alternativen Hotspot gegen Merz] verteidigte: Als der sagte, | |
ein bayrisches Volksfest und nicht Kreuzberg sei Deutschland, konterte | |
Wegners Sprecherin: „Wir mögen Kreuzberg, und Deutschland, und das | |
Sauerland (Merz’ Heimat, d. taz), und Gillamoos. Und ein bisschen Kreuzberg | |
für alle wäre auch gut.“ | |
## Generalsekretärin für 5-Punkte-Plan | |
Aus der fünfköpfigen Berliner CDU-Gruppe im Bundestag sagte der taz Ottilie | |
Klein, zugleich Generalsekretärin der Berliner CDU: „Unserem 5-Punkte-Plan | |
stimme ich vollumfänglich zu.“ Ein Treffen der CDU-/CSU-Fraktion dazu war | |
bei Redaktionsschluss noch nicht beendet. Weitere Rückmeldungen von den | |
Berliner Abgeordneten auf taz-Anfragen gab es bis dahin nicht. | |
Die Landesgruppe besteht aus zwei Merkelianern, darunter Ex-Ministerin | |
Monika Grütters, die einen stark veränderten Kurs in der Migrationsspolitik | |
kritisch sehen dürften, zweien, die klar auf Wegner-Linie sein müssten, und | |
Mario Czaja, den Merz [2][2022 erst zum CDU-Generalsekretär] machte, ihn | |
aber nach kaum eineinhalb Jahren wieder entließ. | |
Für die Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus ist die Aktuelle Stunde auch | |
eine Möglichkeit, die Bedeutung der Zivilgesellschaft zu betonen. „Wir | |
wollen damit auch an die Demonstrationen anknüpfen, die es am Wochenende | |
gegeben hat“, sagte ihr parlamentarische Geschäftsführer, Sebastian Walter, | |
der taz. | |
Am Samstag hatten am Brandenburger Tor nach Angaben der Veranstalter | |
100.000 Menschen [3][mit einem „Lichtermeer“ demonstriert.] Damit sollte | |
„in dunklen Zeiten“ ein Signal an die demokratischen Parteien gesendet | |
werden, hieß es im Aufruf. Veranstaltet wurde das „Lichtermeer“ von Fridays | |
for Future, Campact und den „Eltern gegen rechts“. | |
28 Jan 2025 | |
## LINKS | |
[1] /!s=Gillamoos+alberti/ | |
[2] /Landesparteitag-der-Christdemokraten/!5858325 | |
[3] /Demos-in-Berlin-und-Brandenburg/!6064742 | |
## AUTOREN | |
Uwe Rada | |
Stefan Alberti | |
## TAGS | |
Friedrich Merz | |
Kai Wegner | |
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025 | |
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025 | |
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025 | |
Schwarz-rote Koalition in Berlin | |
Emanzipation | |
Friedrich Merz | |
Aschaffenburg | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
CDU-Wahlkampf am Ostberliner Stadtrand: Kiez, Krieg und Kinderpunsch | |
Die CDU-Kandidaten Mario Czaja in Marzahn-Hellersdorf und Danny Freymark in | |
Lichtenberg setzen auf ihren „Heimatbonus“. Ihr Hauptgegner ist die AfD. | |
„Promi-Wahlkreis“ Potsdam: Allein unter Promis | |
Im Bundestagswahlkreis 61 kandidiert Tabea Gutschmidt (CDU) gegen Olaf | |
Scholz (SPD) und Annalena Baerbock (Grüne). Chancenlos ist sie trotzdem | |
nicht. | |
Kai Wegner und die Brandmauer: Kein Ersatz für zukunftsfähige Politik | |
Anders als Parteifreund Friedrich Merz hat Berlins Regierender | |
Bürgermeister eine erfreulich klare Haltung zur AfD. Aber auch seine | |
Politik spaltet. | |
CDU-Plan zu Migration: Merz und die Logik der Erpressung | |
Der Kanzlerkandidat der Union wirkt kopflos und affektgesteuert. Seine | |
überschäumende Rhetorik spielt den Rechtsextremen in die Hände. | |
CDU-Plan zu Migration: Vabanquespiel im Bundestag | |
Die Debatte über die Asylpolitik erreicht den Bundestag. Werden | |
Verschärfungen mit AfD-Stimmen beschlossen oder findet die demokratische | |
Mitte zusammen? | |
Merz’ Forderungen nach Aschaffenburg: Von Angst getrieben | |
Nach den Morden in Aschaffenburg fordert Unionskanzlerkandidat Merz, die | |
Grenzen für Geflüchtete dichtzumachen. Eine Steilvorlage für die Rechten. |