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# taz.de -- Corona-Exit in Kitas und Schulen: Unlogisch und unverantwortlich!
> Wissenschaftler:innen der Leopoldina empfehlen, Schulen demnächst wieder
> zu öffnen. Das wäre aber zu früh.
Bild: Leider kein guter Vorschlag: die Kitas jetzt schon wieder zu öffnen
Zugegeben: Es ist eine Steilvorlage für zynische Kommentare, wenn eine
Arbeitsgruppe aus 24 Männern und 2 Frauen empfiehlt, [1][die Kitas bis zu
den Sommerferien geschlossen zu halten] – die baldige Wiederöffnung von
Läden und Gasthäusern hingegen für unbedenklich hält. Den
Wissenschaftler:innen der Nationalen Akademie Leopoldina, die am Montag in
einer Ad-hoc-Stellungnahme einen möglichen Corona-Exit-Fahrplan skizziert
haben, scheint offenbar entgangen (oder gleichgültig) zu sein, welchem der
beiden Elternteile diese Empfehlung eine bis zu dreimonatige Zwangspause im
Beruf bescheren dürfte. Entsprechend [2][ist die Stimmung im Netz].
Dabei ist die Argumentation der Leopoldina gegen [3][baldige Kitaöffnungen]
durchaus stichhaltig. Kleine Kinder halten sich nicht an Abstände und
Hygienevorschriften, also ist eine Öffnung von Horten und
Kindertagesstätten – gesamtgesellschaftlich – unverantwortlich. Umso
verwunderlicher ist es, dass dasselbe Argument bei den älteren Kitakindern
(fünf bis sechs Jahre) und bei den Grundschüler:innen plötzlich keine Rolle
mehr spielt.
Die nämlich sollen baldmöglichst wieder unterrichtet werden, zwar in
kleineren Gruppen, zeitversetzt und mit Mund-Nasen-Schutz. Wie das aber –
allein personell – umgesetzt werden soll, bleibt das Geheimnis der
Leopoldina. Zumal auch schwer vorstellbar ist, dass eine Klasse mit „nur“
15 Drittklässler:innen auch nur eine Stunde den gebotenen Abstand wahren
könnte.
Paradoxerweise sollen dafür ältere Schüler:innen und Studierende, die sich
sehr wohl an entsprechende Schutzregeln halten können, zunächst weiter zu
Hause lernen, Studierende sogar noch das ganze Sommersemester über.
Logischer wäre es genau andersherum: Zunächst sollten die weiterführenden
Schulen öffnen, dann die Grundschulen und zum Schluss die Kitas. Sinnvoll
ist aber auch das nicht. Die richtige Empfehlung wäre, bei den momentanen
Infektionszahlen alle Schulen weiter geschlossen zu halten.
Denn wie viele Schüler:innen, Lehrer:innen, Eltern und Großeltern zur
Risikogruppe gehören, ist den Behörden gar nicht bekannt. Und selbst wenn
sich das schnell ermitteln ließe: Muss ein Jugendlicher ernsthaft selbst
abwägen, ob er die Schule schwänzen oder seinen Vater in Lebensgefahr
bringen möchte? Wenn die Schulen jetzt wieder öffnen, dürften eigentlich
nur mehr die kommen, die wirklich niemanden gefährden können. Allein diese
Benachteiligung verbietet eine rasche Wiedereröffnung der Schulen.
Man kann also nur hoffen, dass sich die Ministerpräsident:innen, die am
Mittwoch mit Kanzlerin Merkel über erste Corona-Lockerungen beraten, nicht
den Empfehlungen der Akademie für den Bildungsbereich folgen. Das jedoch
muss man befürchten. Zumindest sprach Bildungsministerin [4][Anja
Karliczek] von einer „exzellenten Beratungsgrundlage“ für die anstehenden
Bund-Länder-Gespräche. Auch wenn sich die Länder selbst bisher mit
Ankündigungen, was nach dem 19. April passiert, bedeckt halten.
Wahrscheinlich läuft es wie vor den flächendeckenden Schulschließungen im
März: Die Länder konferieren und einigen sich – Stichwort Abiturprüfungen …
auf ein gemeinsames Vorgehen, und dann macht jedes Land, was es für richtig
hält.
14 Apr 2020
## LINKS
[1] /Beschraenkungen-wegen-Coronakrise/!5672826
[2] https://twitter.com/hashtag/leopoldina?lang=de
[3] /Kinderbetreuung-in-der-Coronakrise/!5675571
[4] /Forschungsfoerderung-gegen-Corona-Virus/!5677496
## AUTOREN
Ralf Pauli
## TAGS
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