| # taz.de -- COP27 und Brasilien: Geld für den Regenwald | |
| > Lula da Silva schlägt für Brasilien und das Klima eine neue Seite auf. Um | |
| > die Abholzung zu stoppen, braucht er aber die Unterstützung reicher | |
| > Staaten. | |
| Bild: Noch nicht im Amt, schon auf der Klimakonferenz: Lula appelliert in Ägyp… | |
| Staatsmännisch war der Auftritt von Luiz Inácio Lula da Silva auf der | |
| Weltklimakonferenz COP27. Und das, obwohl der kleine Mann mit der | |
| unverwechselbaren Kratzstimme erst am 1. Januar zum Präsidenten von | |
| Brasilien vereidigt wird. Lula versprach, die Bekämpfung des Klimawandels | |
| zur Chefsache zu machen und die illegale Abholzung auf Null zu drücken. | |
| Es sind ambitionierte Ziele eines Mannes, der während seiner ersten | |
| Amtszeit durchaus auch Kritik wegen seiner Umweltpolitik auf sich zog. | |
| Umstrittenstes Projekt war der [1][Megastaudamm Belo Monte], durch den | |
| Tausende Menschen vertrieben und die Natur zerstört wurde. In seiner | |
| kommenden Amtszeit will Lula vieles anders machen. Und dafür nimmt er auch | |
| den Globalen Norden in die Verantwortung. | |
| Der ehemalige Gewerkschaftsführer will, dass die Industrienationen jährlich | |
| 100 Milliarden US-Dollar zur Verfügung stellen, damit Länder wie | |
| [2][Brasilien ihre Abholzung reduzieren] können. Das wurde bereits auf der | |
| Weltklimakonferenz im Jahr 2009 beschlossen. „Die Versprechen wurden nicht | |
| eingehalten“, kritisiert Lula. Damit hat er Recht. | |
| Die Industrienationen sind die Hauptverursacher der Erderwärmung. Weite | |
| Teile des Regenwaldes werden gerodet, um Platz für kommerzielle | |
| Landwirtschaft und Viehzucht zu machen. Ein großer Teil der brasilianischen | |
| Agrarerzeugnisse geht gen Norden: Wir wollen billige Lebensmittel, | |
| Brasilien liefert. Allein 2021 wurden rund 1,5 Millionen Tonnen Sojabohnen | |
| aus Brasilien nach Deutschland geliefert. | |
| ## Angekündigte Entschädigung kam nicht an | |
| Auf der einen Seite die Entwaldung zu kritisieren und auf der anderen Seite | |
| billige Agrarprodukte zu importieren, ist widersprüchlich. Brasilien und | |
| andere Staaten brauchen Unterstützung, denn ihre Ökonomien hängen stark vom | |
| Agrobusiness ab. Und nach der Abwahl des großen Zerstörers Jair Bolsonaro | |
| scheint es tatsächlich die Bereitschaft zu geben, die Bekämpfung der | |
| Abholzung gemeinsam anzugehen. | |
| Sowohl Norwegen als auch Deutschland signalisierten Bereitschaft, wieder in | |
| den milliardenschweren Amazonas-Fonds zum Schutz des Regenwaldes | |
| einzuzahlen. Die beiden Länder hatten ihre [3][Zahlungen aufgrund von | |
| Bolsonaros Umweltpolitik eingestellt]. Das ist ein wichtiges Zeichen. | |
| Doch in Lateinamerika werden auch die Erinnerungen an die | |
| [4][Yasuní-Debatte] wach. Die ecuadorianische Regierung hatte angeboten, | |
| auf die Ölförderung in dem Nationalpark zu verzichten, sollten 3,6 | |
| Milliarden Dollar Entschädigung von der internationalen Gemeinschaft | |
| zusammenkommen. Davon ist erst ein Bruchteil angekommen. Die Initiative | |
| scheiterte, der Kongress erlaubte Ölbohrungen. | |
| Solche Fehler dürfen sich nicht wiederholen. Die Welt hat bei der | |
| Bekämpfung der Klimakatastrophe keine Zeit mehr. Der Globale Norden muss | |
| jetzt vertrauenswürdig liefern. | |
| 18 Nov 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Niklas Franzen | |
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