# taz.de -- Bürgerentscheid in Friedrichshain-Kreuzberg: Bürger versenken Med… | |
> Der Bürgerentscheid zur Zukunft der Spreeufer ist erfolgreich. 87 Prozent | |
> der Wähler stimmen für die Forderungen der Initiative. Die Grünen wollen | |
> Bürgerwillen umsetzen. | |
Bild: Die letzte große Demonstration gegen die Spreeufer-Bebauung am Samstag | |
Die Mediaspree-Gegner haben gewonnen. Beim Bürgerentscheid in | |
Friedrichshain-Kreuzberg stimmten 87 Prozent für den Vorschlag der | |
Bürgerinitiative, mit dem die Investorenpläne an der Spree empfindlich | |
gebremst werden sollen. Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV), die einen | |
Gegenvorschlag aufgestellt hatte, wurde abgestraft. Die Zustimmung für den | |
"Mediaspree versenken!"-Vorschlag hatte sich während des Abends | |
abgezeichnet; fraglich war lange, ob das notwendige Quorum von 15 Prozent | |
Wahlbeteiligung erfüllt werden würde. | |
Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne) versprach, dem Votum Folge zu | |
leisten. "Wir müssen jetzt Wege finden, wie wir den Bürgerwillen umsetzen | |
können", sagte er der taz. Seine Fraktion erklärte, angesichts erwarteter | |
Entschädigungzahlungen an Investoren in Millionenhöhe sei der Senat bei der | |
Vermittlung gefordert. Allerdings wäre es fatal, würde der Senat die | |
Planungen an sich ziehen, warnte die Grünen-Fraktion. | |
Würde Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) den Planungen | |
an der Spree gesamtstädtische Bedeutung zuweisen, könnte sie den Bezirk | |
seiner Aufgaben entbinden - damit wäre der Entscheid nichtig, der Bezirk | |
wäre seiner Kernkompetenz beraubt. Die Senatsverwaltung wollte sich am | |
Sonntagabend nicht äußern. | |
Die Bürgerinitiative gab sich nach dem Sieg selbstbewusst. "Wir haben fest | |
damit gerechnet", sagte Sprecher Carsten Joost. Gleichwohl habe er etwas | |
mehr Beteiligung erwartet. In den nächsten Tagen wolle die Initiative die | |
nächsten Schritte diskutieren, richtig weitergehen solle es dann nach der | |
Sommerpause. "Wir sind urlaubsreif", sagte Joost. Entsprechend ruhig | |
verlief die Siegesfeier am Abend im Yaam!-Klub am Spreeufer - statt | |
rauschendem Fest war allen mehr nach Entspannen zumute. | |
Der Verein Mehr Demokratie würdigte die Initiative als das bisher | |
erfolgreichste Berliner Bürgerbegehren. Er forderte den Bezirk auf, die | |
Ziele der Initiative zu verwirklichen, soweit es die Haushaltssituation | |
zulässt. | |
Die Investorenpläne sehen Büro- und Wohnkomplexe entlang dem Fluss zwischen | |
Jannowitz- und Elsenbrücke vor, die O2-Arena steht bereits. Zur Abstimmung | |
standen zwei Vorschläge: Die Bürgerinitiative "Mediaspree versenken!" | |
fordert, dass Neubauten mindestens 50 Meter entfernt vom Ufer stehen müssen | |
und dass keine neuen Hochhäuser errichtet werden. Der Entwurf der | |
Bezirksverordnetenversammlung (BVV) wollte den Forderungen entgegenkommen, | |
soweit keine Kosten entstünden. Fraglich war, ob die Abstimmung bindend | |
ist. Für das Baurecht gelten besondere Regelungen. | |
Die Bürgerinitiative hatte bis zum März 16.000 Unterschriften gesammelt und | |
damit die Diskussion über das Gebiet überhaupt erst entfacht. Noch am | |
Samstag beteiligten sich 3.500 Menschen an einer Demonstration. Die | |
deutliche Zustimmung zeichnete sich bereits am Abstimmungsnachmittag ab. | |
"Ich finde, dass da keine Riesenhochhausklötze stehen dürfen", sagte der 64 | |
Jahre alte Christopher Horn. "Die sollen eine Parkanlage machen mit einem | |
schönen breiten Uferstreifen." Peter Stulz, Wähler in der Graefestraße, | |
meinte: "Klar ist es ein Argument, dass die Kassen leer sind. Berlin fängt | |
aber an, wegen Geld sein Gesicht zu verkaufen." | |
Eine 45 Jahre alte Wählerin in der Reichenberger Straße wollte das Argument | |
der klammen Kassen nicht gelten lassen. "Meistens sind die Gelder für | |
andere Sachen schon da", sagte sie. | |
14 Jul 2008 | |
## AUTOREN | |
Kristina Pezzei | |
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