# taz.de -- Grüne gegen SPD: Abmahnung wegen Mediaspree-Artikel | |
> Der grüne Bezirksbürgermeister Franz Schulz wehrt sich juristisch gegen | |
> die Wahlkampfzeitung der SPD. | |
Bild: Viel Platz für viel Leerstand: Neubauentwürfe am Spreeufer | |
Aus einer politischen Auseinandersetzung wird eine juristische: Franz | |
Schulz, der grüne Bezirksbürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, geht | |
gegen die Bezirkszeitung der SPD vor. Die Zeitung mit dem Namen Rote Brücke | |
hatte den Bürgermeister in ihrer letzten Ausgabe vor dem | |
Mediaspree-Bürgerentscheid am vergangenen Sonntag heftig kritisiert. | |
Schulz engagierte den versierten Medienrechts-Anwalt Christian Schertz, der | |
die Texte ganz genau unter die Lupe nahm und spitzfindig gegenüber der SPD | |
gleich zwölf "unwahre Tatsachenbehauptungen" moniert. So hatte es in der | |
Roten Laterne etwa geheißen: "Schulz garantierte den Eigentümern der | |
Uferflächen durch großzügige Gewährung von Baurechten explodierende | |
Bodenpreise." Schertz legt nun das mehrdeutige Wort "garantiert" auf die | |
Goldwage und legt Wert auf die Feststellung, dass steigende Bodenpreise | |
keineswegs fest zugesichert worden seien. | |
Bei einem weiteren Punkt geht es um den Satz: "Der Bezirk baute | |
bereitwillig für 25 Millionen Euro das Straßensystem auf und vor dem | |
Anschuetz-Areal aus." Bürgermeister Schulz lässt hier über seinen Anwalt | |
berichtigen, dass der Bezirk keineswegs selbst die Straßen ausgebaut habe. | |
Der Bezirk habe dies lediglich bei der Senatsverwaltung für Wirtschaft | |
beantragt, diese habe es bewilligt, und den Bau habe dann Anschuetz selbst | |
übernommen. | |
Schulz forderte Harald Georgii, den bei der SPD für die Rote Brücke | |
Verantwortlichen, auf, er solle "allein im Interesse einer schnellen | |
einvernehmlichen Lösung" eine Unterlassungserklärung unterzeichnen. Das | |
bedeutet: Georgii müsste sich bei Zahlung einer Vertragsstrafe | |
verpflichten, die von Schulz monierten Behauptungen künftig nicht mehr zu | |
verbreiten. | |
Doch Georgii lehnt ab: "Das kommt gar nicht in Frage", sagte er der taz. Er | |
machte Schulz ein Angebot: Sollte dieser bis zum Donnerstag, 18 Uhr, die | |
Sache zurückziehen, würde er die Angelegenheit auf sich beruhen lassen. | |
Schulz willigte darauf nicht ein. Im nächsten Schritt könnte der | |
Bezirksbürgermeister jetzt vor Gericht gegen Georgii klagen und eine | |
Unterlassungserklärung per Urteil verlangen. Ob er das macht, ist noch | |
nicht klar - Schulz mochte gegenüber der taz am Donnerstag keine | |
Stellungnahme zu der Sache abgeben. | |
Sollte Schulz sich dazu entschließen, müsste er sich allerdings warm | |
anziehen, denn die SPD hat einen ausgewiesenen Experten für Presserecht in | |
den eigenen Reihen: Der Kreisvorsitzende Jan Stöß ist im Hauptberuf Richter | |
am Landgericht - und zwar ausgerechnet in der 27. Zivilkammer, die unter | |
anderem für Unterlassungsklagen gegen Journalisten zuständig ist. | |
SEBASTIAN HEISER | |
18 Jul 2008 | |
## AUTOREN | |
Sebastian Heiser | |
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