# taz.de -- Grüne durchforsten das Spreeufer: Mediaspree mal ein bisschen tunk… | |
> Der Erfolg des Bürgerentscheids hält die Politik weiter in Atem. Bevor | |
> der Senat das Verfahren an sich zieht, wollen die Grünen die | |
> Landesregierung in die Pflicht nehmen. | |
Bild: Bauspielplatz für Investoren: Die Spree zwischen Friedrichshain und Kreu… | |
Nein, zum Sommerloch gehört das Thema nicht. Mit Mediaspree beschäftigten | |
sich seit dem erfolgreichen Bürgerentscheid vom 13. Juli ein | |
Bezirksbürgermeister, eine Stadtentwicklungssenatorin, ein | |
Wirtschaftssenator, ein Finanzsenator, der Regierende - und seit Freitag | |
auch Franziska Eichstädt-Bohlig. Die Fraktionschefin der Grünen im | |
Abgeordnetenhaus hatte um die Mittagsstunde zum Pressetermin geladen. Nicht | |
auf einer Barke, wie es der Sommerhitze angemessen wäre, sondern im | |
stickigen Mietbus. Aber der lässt sich auch nicht so einfach versenken, | |
witzelte ein Teilnehmer. | |
Gleichwohl nehmen die Grünen das Thema ernst. So ernst, dass sich auch der | |
Senat damit beschäftigen muss, fordert Eichstädt-Bohlig. "Aber nicht, indem | |
der Senat das Verfahren an sich zieht, sondern indem er das seine beiträgt, | |
mehr Grün an den Spreeufern zu schaffen." | |
Da sind für die Grünen vor allem die landeseigenen Unternehmen in der | |
Pflicht. Zum Beispiel am Osthafen. Zwischen Universal, MTV und den | |
geplanten Bauten der Firma Labels will die landeseigene Behala mehrere | |
Blöcke samt einem Hochhaus an der Elsenbrücke entwickeln. Den | |
Bauvorbescheid hat sie schon in der Tasche. Doch das letzte Wort ist noch | |
nicht gesprochen. "Wenn wir für den Osthafen einen Bebauungsplan | |
aufstellen, bestimmen wir, wie dicht gebaut wird", sagt der grüne | |
Bezirksverordnete Daniel Wesener. Aber auch ohne B-Plan werde es für die | |
Behala schwierig. "Das Hochhaus ist nicht genehmigungsfähig, weil es sich | |
nicht in die Bebauung vor Ort einfügt." | |
Als einstige Baustadträtin und Bauexpertin des Bundestages weiß auch | |
Franziska Eichstädt-Bohlig, dass nachträgliche Planungsänderungen zu | |
Schadensersatzforderungen führen können - rund um Mediaspree können das | |
laut Bezirksbürgermeister Franz Schulz bis zu 165 Millionen Euro sein. Für | |
die grüne Fraktionschefin ist das aber kein Grund, den Konflikt zu scheuen. | |
"Wir müssen den Bürgerentscheid ernst nehmen, anstatt die Bürger für ihre | |
Entscheidung zu kritisieren", sagt sie. | |
Dabei hat sie vor allem ein Grundstück an der Cuvrystraße im Visier. Damit | |
der Investor dort ein Einkaufszentrum bis ans Ufer bauen kann, hat der | |
Senat das Verfahren 2001 an sich gezogen. "Nun spricht selbst | |
Stadtentwicklungssenatorin Junge-Reyer davon, überall an der Spree einen | |
Uferstreifen offen zu lassen", so Eichstädt-Bohlig. | |
Für die Grünen ist die Cuvrystraße deshalb ein Symbol dafür, wie ernst es | |
der Senat mit seinen eigenen Versprechungen meint. Für den Senat ist sie | |
womöglich ein Beispiel dafür, wie weit man im Bezirk gehen kann und wie | |
weit nicht. Sollten Investorenrechte eingeschränkt werden, hat Junge-Reyer | |
bereits durchblicken lassen, werde der Bezirk entmachtet. UWE RADA | |
26 Jul 2008 | |
## AUTOREN | |
Uwe Rada | |
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