| # taz.de -- Berliner CDU nach Merz-Aussage: Ablehnender Blick nach rechts | |
| > Kai Wegner und die Berliner CDU distanzieren sich vom Parteivorsitzenden | |
| > Merz. Auch Forderungen nach einem Rücktritt werden laut. | |
| Bild: Kai Wegner schaut skeptisch nach rechts zu Friedrich Merz | |
| Berlin taz | Sie ist schon fast in Vergessenheit geraten, die Frage, ob | |
| [1][Kai Wegner (CDU) nur mit Stimmen der AfD zum Regierenden Bürgermeister | |
| von Berlin gewählt wurde]. Zumindest hatte die Rechtsaußen-Partei Ende | |
| April nach der Wahl Wegners im dritten Wahlgang behauptet, dass er nur eine | |
| Mehrheit erlangen konnte, weil neun ihrer Fraktionsmitglieder ihm die | |
| Stimme gegeben hätten. Wegner hatte das zurückgewiesen und der AfD | |
| vorgeworfen, zu „chaotiseren“; er sprach von „Demokratiefeinden“. | |
| Auch nach der [2][Aussage des Parteivorsitzenden Friedrich Merz], der im | |
| ZDF-Sommerinterview am Sonntag eine Zusammenarbeit der CDU mit der AfD auf | |
| kommunaler Ebene nicht ausschloss, bemühte sich Wegner, sofort | |
| unmissverständliche Worte zu finden. Auf Twitter schrieb er: „Die AfD kennt | |
| nur Dagegen und Spaltung. Wo soll es da Zusammenarbeit geben? Die CDU kann, | |
| will und wird nicht mit einer Partei zusammenarbeiten, deren | |
| Geschäftsmodell Hass, Spaltung und Ausgrenzung ist.“ | |
| Prominente Mitglieder der Berliner CDU unterstützten den Regierenden in | |
| seiner Distanzierung von Merz, darunter Finanzsenator Stefan Evers, der | |
| Wegners Aussage auf Twitter bestätigte: „So. Und nicht anders.“ Auch der | |
| parlamentarische Geschäftsführer Stephan Schmidt machte deutlich: „Für mich | |
| ist und bleibt AfD kein politischer Partner, auch nicht auf kommunaler | |
| Ebene. Ich halte nichts davon, Prinzipien so offen zu opfern, nur weil | |
| Umfragen nervös machen.“ Die AfD steht bei Umfragen zur Bundestagswahl | |
| derzeit bei 20 Prozent. | |
| Noch deutlicher wurde der Wirtschaftsexperte der Fraktion, Christian Gräff. | |
| Der taz sagte er, die Debatte mache die AfD stark und sei daher | |
| überflüssig: „Der Zeitpunkt und die Themensetzung sind nicht | |
| nachvollziehbar, deswegen ist Friedrich Merz als Kanzlerkandidat nicht mehr | |
| geeignet.“ | |
| Das Zurückrudern von Merz, der am Montag via Twitter versuchte | |
| klarzustellen, dass die Beschlusslage der Partei gelte, nicht mit der AfD | |
| zusammenzuarbeiten, sei „müßig“, so Gräff. Er habe „nicht das Gefühl�… | |
| der Bundestagswahl 2025 mit Merz die besten Chancen zu haben. Stattdessen | |
| gebe es „erfolgreiche und erfahrene CDU-Politiker im Bundestag sowie | |
| CDU-Ministerpräsidenten.“ | |
| Der klimapolitische Sprecher Danny Freymark sagte auf Anfrage der taz: „Kai | |
| Wegner hat alles gesagt, keine Zusammenarbeit mit der AfD.“ Freymark mahnte | |
| zudem an: „Die Diskussion über die AfD und den Umgang mit dieser Partei | |
| hilft uns nicht weiter.“ Vom Parteivorsitzenden Merz grenzte er sich | |
| indirekt ab: „Vielleicht muss die CDU wieder stärker auf lokale und | |
| landespolitische Köpfe auch im Bundesvorstand setzen.“ | |
| ## Reinickendorf als Negativbeispiel | |
| Auf kommunaler Ebene – in Berlin in den Bezirken – war die Abgrenzung der | |
| CDU von der AfD nicht immer so deutlich. In der vergangenen | |
| Legislaturperiode etwa hat die Reinickendorfer CDU wiederholt Anträge | |
| gemeinsam mit der AfD beschlossen, darunter auch ein Kopftuchverbot für | |
| Schüler:innen bis zur 6. Klasse. | |
| Beim Thema Geflüchtete habe die CDU „aktiv versucht, im rechten Bereich zu | |
| fischen“ und eine Zustimmung der AfD „mindestens in Kauf genommen“, sagt | |
| der Grünen-Fraktionschef im Bezirk, Klaus-Hinrich Westerkamp. Auch im | |
| Verkehrsbereich habe die CDU wiederholt „darauf spekuliert, mit der AfD | |
| gemeinsam Sachen durchzukriegen“, so der Vorwurf. | |
| Seit der Wiederholungswahl im Februar allerdings gebe es eine personell | |
| erneuerte CDU-Fraktion, die bislang bemüht sei, „keine gemeinsame Sache mit | |
| der AfD zu machen“, so Westerkamp. Spannend werde jedoch die Debatte um den | |
| Bezirkshaushalt. Weil der CDU drei Stimmen zu einer Mehrheit fehlen, muss | |
| sie sich entscheiden: Entweder auf die anderen Fraktionen zugehen oder auf | |
| die Stimmen der AfD setzen: „Das wird der Lackmustest, ob die Brandmauer | |
| funktioniert“, so Westerkamp. | |
| Korrektur: In einer ersten Version wurde ein Zitat fälschlicherweise Dirk | |
| Stettner zugeordnet. Es stammte aber von Stephan Schmidt. | |
| 24 Jul 2023 | |
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| Erik Peter | |
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