# taz.de -- Belarus im russischen Machtkampf: Wagner-Lager in Belarus? | |
> Minsk hat im Machtkampf zwischen Putin und Prigoschin vermittelt. Für | |
> die belarussische Bevölkerung verheißt das nichts Gutes. | |
Bild: Rostow am Don am Samstag: Truppen der Wagner-Gruppe proben den Aufstand | |
MINSK taz | Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin ist am Morgen mit einem | |
Geschäftsflieger am Flugplatz Machulishchy, unweit der Hauptstadt Minsk, | |
angekommen. Das bestätigte der belarussische Staatschef Alexander | |
Lukaschenko am Dienstagnachmittag. Parallel kam ein weiterer Flug aus Sankt | |
Petersburg an. Wer an Bord war, blieb zunächst unklar. Zudem berichtete ein | |
staatlicher Lokalsender, dass in Osipovichi, südlich von Minsk, ein Lager | |
für die Wagner-Truppen gebaut werde. | |
Bereits am Montag hatte ein russisches Boulevardmedium über die mögliche | |
Einrichtung solcher Lager für Wagner-Söldner in Belarus berichtet. | |
Angeblich deshalb wurden bereits vor einem Monat Grenzschützer in die | |
südliche belarussische Region Witebsk geschickt. | |
Der Auftritt von Alexander Lukaschenko am Wochenende [1][als | |
Friedensstifter und Vermittler] hat in den sozialen Medien von Belarus | |
viele Reaktionen hervorgebracht. Der Tenor: Lukaschenko ist lediglich ein | |
Vasall Wladimir Putins – und er tut, was ihm der Kreml sagt. | |
Politische Analysten in Belarus waren die ersten, die über die Inszenierung | |
dieser Wagner-Show gesprochen haben. Nach ihrer Ansicht war einer der | |
Gründe für [2][den Aufstand] am Wochenende die Unfähigkeit des | |
„Arbeitgebers“, vertreten durch das russische Verteidigungsministerium, für | |
die „Dienste“ von Wagners Söldnern zu bezahlen. Es heißt, dass Putins | |
Verteidigungsministerium langsam das Geld für den Krieg ausgehe. Es gibt | |
keine Narren, die umsonst kämpfen. | |
## Lukaschenko kann die Wagner-Gruppe kaum finanzieren | |
Putins Aufgabe ist es nun, mit den Wagner-Söldnern eine Lösung zu finden. | |
Und es gibt eine sehr grausame und beängstigende Lösung. Warum? Weil die | |
25.000 Kämpfer für die restliche Bevölkerung eine Bedrohung darstellen. | |
Ihre Amnestie ist die Erlaubnis, in ihre Häuser zurückzukehren und mit den | |
Dorfnachbarn abzurechnen, die ihnen einst Unrecht getan haben. Sie werden | |
rauben und töten. Einfach, weil sie es können. Das sind wirklich böse | |
Menschen ohne Prinzipien, die für Geld alles tun würden. | |
Wird Lukaschenko in der Lage sein, diese Armee zu erhalten, zu unterhalten | |
und zu finanzieren? Wohl kaum. Zwei oder drei Generäle, vielleicht, aber | |
das gesamte Personal wird gehen, um belarussische Städte und Dörfer zu | |
plündern. Offen gesagt, Lukaschenko kann es sich nicht leisten, teure | |
Söldner zu unterhalten, die sich Putin nicht leisten könnte. Er kann nur | |
dem Geschäftsmann Prigoschin einen schnellen Transit nach Afrika | |
ermöglichen. | |
Die private Militärfirma Wagner, die aus Söldnern besteht, welche aus | |
Gefängnissen entlassen wurden, haben nichts zu verlieren. Sie sind wütend, | |
bewaffnet und verstehen Gerechtigkeit nur durch die Anwendung von Gewalt. | |
Ihr Marsch war nicht nur beängstigend – sie zeigte auch, dass der russische | |
Koloss seinen letzten Atemzug getan hat. Kremlchef Putin hat jetzt in | |
erheblichem Maße an Ansehen verloren. Und das wird er nicht verzeihen. Er | |
ist klein und rachsüchtig. | |
Gerade erzählte mir ein Freund, er müsse Belarus demnächst verlassen: | |
„Janka, ich habe gewettet, dass alles bis Dezember dieses Jahres geklärt | |
sein würde. Ich habe mich geirrt. Es wird sogar ein oder zwei Monate früher | |
sein. Denn wenn man auf einem hohen Baum sitzt und an dem Ast, auf dem man | |
sitzt, gesägt wird, fällt man einfach als Idiot. Zwangsläufig. Und das tut | |
richtig weh.“ | |
Aus dem Russischen von Gemma Terés Arilla | |
27 Jun 2023 | |
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Janka Belarus | |
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