# taz.de -- Baggergut aus dem Hamburger Hafen: Hafenschlick sucht Heimat | |
> Hamburgs Hafenbehörde fände es unbedenklich, Baggergut am Rande des | |
> Weltnaturerbes Wattenmeer zu versenken. Umweltverbände drohen mit Klage. | |
Bild: Vertiefung beendet, Baggerei geht weiter: Arbeitsschiff auf der Elbe | |
HAMBURG taz | Der Hamburger Senat macht Ernst mit seiner Idee, | |
[1][Baggergut aus dem Hafen und der Elbe bei der Mini-Insel Scharhörn an | |
der Elbmündung in die Nordsee zu schütten]. Diese Verklappung sei für das | |
Welterbe Wattenmeer, Natur, Tourismus und Küstenschutz unbedenklich, heißt | |
es im Fazit einer Untersuchung, die die Hamburger Hafenbehörde HPA am | |
Dienstag veröffentlicht hat. Die Umweltverbände Nabu, BUND und WWF | |
forderten einen Stopp der Pläne. Sie drohen mit einer Klage. | |
Aus Sicht der im Bündnis „Lebendige Tideelbe“ zusammengeschlossenen | |
Verbände sind die Pläne für den Nationalpark eine Katastrophe. | |
„Zehntausende naturbegeisterte Menschen kommen jedes Jahr in das Paradies | |
auf Neuwerk, und die benachbarte Vogelinsel Scharhörn ist Ziel von | |
Ornithologen und Wissenschaftlern“, heißt es in einer Erklärung. Grund | |
dafür seien die außergewöhnliche Landschaft, die Ruhe und nicht zuletzt | |
die Lage der Inseln in der Kernzone des Nationalparks Wattenmeer. Der | |
rot-grüne Senat riskiere mit den Plänen, das Naturparadies zu beschädigen. | |
Der Hamburger Senat schmückt sich zwar gern mit dem Welterbe, steht aber | |
einer wachsenden, selbstgemachten Herausforderung gegenüber: Er muss immer | |
mehr Sand und Schlick aus der Elbe baggern lassen, um die Zufahrt zum Hafen | |
zu gewährleisten. Grund dafür ist, dass mit den [2][wiederholten | |
Vertiefungen der Elbfahrrinne der Flutstrom immer stärker geworden ist]. In | |
Kombination mit immer weniger Wasser, das vom Oberlauf der Elbe | |
herabströmt, führt dies dazu, dass mehr Sediment in die Elbe und den | |
Hafen hineingespült als hinausgeschwemmt wird. | |
Auf absurde Weise verstärkt wird das dadurch, dass das aus dem Hafen | |
gebaggerte Material ein paar Kilometer stromabwärts in den Fluss gekippt | |
wird und von da aus wieder zurück schwappt. Um den Kreislauf dieser | |
Tidenpumpe zu unterbrechen, versucht die HPA Baggergut anderswo | |
unterzubringen. | |
Hoch belastetes Feinsediment wird in einer speziellen Anlage aufbereitet. | |
Anderes Material darf Hamburg nach einer Vereinbarung mit dem Nachbarland | |
Schleswig-Holstein bei der Tonne E3 in der Nähe von Helgoland unterbringen. | |
Allerdings scheint die vereinbarte Menge von 1,5 Millionen Tonnen nicht | |
mehr auszureichen. Im vergangenen Jahr hat Hamburg das Kontingent voll | |
ausgeschöpft. | |
## Gegenwind von vielen Seiten | |
Um nicht wieder in Verlegenheit zu kommen, hat der Senat eine zusätzliche | |
Ablagerungsstelle gesucht. Die Stelle bei Scharhörn, Flusskilometer 749, | |
bietet den Vorteil, dass sie auf hamburgischem Gebiet liegt und der Senat | |
nicht bei den Nachbarn um Erlaubnis fragen muss. | |
So oder so kommt Gegenwind. „Der Bund unterstützt das nicht“, sagte der | |
damalige Parlamentarische Staatssekretär im Verkehrsministerium, Enak | |
Ferlemann (CDU), vergangenen Sommer. Er halte eine Verbringung in | |
unmittelbare Nähe des Wattenmeeres für nicht zuträglich | |
„Das [3][Wattenmeer ist eines der wertvollsten Naturgebiete, die wir auf | |
der Welt hab]en und da gilt es, jeglichen Schutz für dieses wertvolle | |
Naturreservat zu haben“, sagte Ferlemann. Niedersachsens Umweltminister | |
Olaf Lies (SPD) teilte mit: „Mit uns ist eine Deponie vor Scharhörn für den | |
Hamburger Hafenschlick nicht machbar.“ Die norddeutschen Häfen sollten | |
stattdessen zusammenarbeiten, sodass Hamburg nicht unbedingt ein Fahrwasser | |
für die größten Containerschiffe vorhalten müsste. Eine Hafenkooperation | |
ist auch eine alte Forderung der Umweltverbände. Sie wird auch in Hamburg | |
nicht mehr ausgeschlossen. | |
Für Ole Eggers, den Landesgeschäftsführer des BUND in Schleswig-Holstein, | |
zeigen die Pläne für eine neue Verklappungsstelle, dass das System Elbe | |
durch die vielen Vertiefungen aus dem Gleichgewicht geraten ist. „Jetzt | |
tritt ein, was wir seit zehn Jahren sagen“, resümiert Eggers. Die | |
Umweltverbände haben jetzt vier Wochen Zeit, sich das | |
600-Seiten-Gutachten der [4][HPA] anzusehen und zu bewerten. | |
9 Feb 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Umweltfolgen-der-Elbvertiefung/!5755824 | |
[2] /Folgeprobleme-der-Elbvertiefung/!5765250 | |
[3] /Dokumentation-Der-Atem-des-Meeres/!5785953 | |
[4] https://www.hamburg-port-authority.de/de/aktuelles-presse | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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