# taz.de -- Entsorgung von belastetem Baggergut: Gegenwind für Hamburger Pläne | |
> Stefan Wenzel bezweifelt, dass die Inseln Neuwerk und Scharhörn rechtlich | |
> zu Hamburg gehören und die Hamburger dort ihr Baggergut verklappen | |
> dürfen. | |
Bild: Hamburger Hoheitsgebiet oder nicht? Der Strand der Vogelschutzinsel Schar… | |
Göttingen taz | Allzu viel hat man von ihm nicht gehört oder gelesen, seit | |
[1][Stefan Wenzel] im September über die Landesliste der niedersächsischen | |
Grünen in den Bundestag einrückte. Jetzt aber sorgt der frühere | |
niedersächsische Umweltminister mit einem Vorstoß für Aufsehen: Wenzel | |
droht mit nichts weniger, als der Stadt Hamburg die Inseln Neuwerk und | |
Scharhörn abspenstig zu machen. Wenn die Hansestadt in dem Gebiet eine | |
Schlickdeponie errichten wolle, stelle sich die Frage, „ob Neuwerk | |
überhaupt rechtmäßig Hamburger Hoheitsgebiet geworden ist“. | |
Die Hamburger Wirtschaftsbehörde [2][will auf ihrem Territorium nördlich | |
von Scharhörn Baggergut aus dem Hafen abkippen]. Dazu müsse weder bei den | |
Nachbarn in Niedersachsen und Schleswig-Holstein noch bei Umweltverbänden | |
um Erlaubnis nachgesucht werden. | |
Diese Planungen seien „umweltpolitisch in keiner Weise akzeptabel, | |
politisch falsch und auch rechtlich haltlos“, meint hingegen Wenzel. Das | |
belastete Baggergut [3][gefährde das Weltnaturerbe Wattenmeer], auch die | |
niedersächsischen Gemeinden an Außenweser und Unterelbe seien von den | |
negativen Folgen betroffen. Wenn Hamburg dort verklappe, müssten die | |
Gerichte eingeschaltet werden. Überhaupt könne ohne Zustimmung der | |
Nachbarbundesländer kein rechtskonformes Genehmigungsverfahren auf den Weg | |
gebracht werden. | |
Wenzel verweist auf den Staatsvertrag von 1961, durch den Neuwerk und | |
Scharhörn überhaupt erst von Niedersachsen zu Hamburg kamen. Im Gegenzug | |
hatte Hamburg einen Teil des Cuxhavener Hafengebietes an die Stadt Cuxhaven | |
abgetreten. Schon beim Zustandekommen des Vertrages habe es Zweifel an | |
dessen Rechtsmäßigkeit gegeben, sagt Wenzel, und verweist auf einen alten | |
Spiegel-Artikel. Demnach habe das Bundesverkehrsministerium damals erklärt, | |
die von Niedersachsen abgetreten Sandbänke in der Elbmündung seien | |
Bundesgebiet. Zudem hätte eine Änderung der Ländergrenzen der Zustimmung | |
von Bundestag und Bundesrat bedurft, die aber sei nie eingeholt worden. | |
Bislang waren Zweifel an der Zugehörigkeit von Neuwerk und Scharhörn zu | |
Hamburg öffentlich nicht bekannt. Zusammen mit Nigehörn bilden die Inseln | |
den Stadtteil Neuwerk. Sie sind Teil des Nationalparks Hamburgisches | |
Wattenmeer. | |
Wer deshalb Wenzels Ansinnen als aussichtslos abtut, könnte sich täuschen. | |
Als langjähriger niedersächsischer Landtagsabgeordneter (1998–2021) und | |
Umweltminister (2013–2017) hat der in Dänemark geborene Grünen-Politiker | |
ungewöhnliche Hartnäckigkeit und Standfestigkeit bewiesen. Detailversessen | |
trieb er die mühsame Aufklärung der Skandale um das marode Atommülllager | |
Asse ebenso voran wie die Suche nach Alternativen zum „verbrannten“ | |
Endlager-Standort Gorleben. | |
Vor seiner Politikerkarriere betätigte sich Wenzel als Waldarbeiter und in | |
der Landwirtschaft. In Göttingen studierte er Agrarökonomie. In seiner | |
Diplomarbeit stellte er einen Vergleich der Pacht- und Bodenpreise in der | |
Europäischen Gemeinschaft an. Als nächsten Schritt beim Schlickthema will | |
Wenzel mit einer Anfrage an die Bundesregierung den Staatsvertrag von 1961 | |
beleuchten lassen. | |
19 Feb 2022 | |
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## AUTOREN | |
Reimar Paul | |
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