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# taz.de -- Ausschreitungen in Syrien: Diesmal fallen die Schüsse in Homs
> In der syrischen Stadt werden zwei Beduinen ermordet. Die Rache ihres
> Stammes richtet sich gegen Alawiten. Die Regierung schickt Truppen.
Bild: Soldaten patrouillieren während einer Ausgangssperre in der Stadt Homs, …
Ein grausamer Mord hat die Stadt Homs erschüttert – und eine neue Welle der
Gewalt in Syrien ausgelöst. Ein Ehepaar aus dem [1][beduinischen Stamm]
Bani Khalid ist am Sonntag in seinem Haus tot aufgefunden worden, im Dorf
Zaydal südlich von Homs. Die Leichen zeigten Spuren von Gewalteinwirkung,
der Körper der Ehefrau war verbrannt.
Ein Video zeigt einen komplett verwüsteten und ausgebrannten Raum in dem
Haus. Im Badezimmer war an die Wand mit Blut geschmiert worden: „Ya
Hussein“ – Oh, Hussein – ein Ausspruch, der von schiitischen
Muslim*innen benutzt wird. Das ermordete Paar war sunnitischen Glaubens.
Die Hintergründe und ein mögliches Motiv der Tat sind noch vollkommen
unklar. Doch das Verbrechen trat eine Welle der Gewalt in der benachbarten
Stadt Homs los: Laut der Menschenrechtsorganisation Syrian Observatory for
Human Rights (Sohr) fuhren am Sonntag zehn Wagen mit bewaffneten
Mitgliedern des Bani-Khalid-Stammes in [2][mehrere alawitisch und
schiitisch geprägte Viertel von Homs]. Die Männer sollen Racheparolen
gesungen und „Allahu Akbar“ – Gott ist groß – auf den Straßen geschri…
haben. Schüsse sollen gefallen sein, Zivilist*innen getroffen. Autos,
Häuser und Geschäfte wurden in Brand gesteckt, Wohngebäude laut der
Rekonstruktion von Sohr gestürmt. Kinder mussten in ihren Schulen
ausharren.
Ein Video zeigt den syrischen Zivilschutz, die Weißhelme, die mit einem
Wasserschlauch versuchen, einen Brand in einem Wohnviertel zu löschen. Ein
anderes zeigt einen verunfallten Wagen in Flammen, es sind bewaffnete
Männer zu sehen, Schüsse zu hören. Ein Einwohner, der nur mit seinem
Vorname Amr in der Presse erscheinen möchte, schickt der taz Bilder von
Rauchschwaden und einem Auto mit eingeschlagener Heckscheibe. Laut dem
Direktor der Gesundheitsabteilung des Gouvernements Homs, Abdul Karim
Ghali, sind insgesamt 18 Menschen verletzt worden. Sohr spricht von
Dutzenden Verletzten und Toten.
## Die Regierung entsendet mal wieder Truppen
Am Sonntagabend ist wieder Ruhe eingekehrt. Die syrische Regierung hat
Streitkräfte in großer Anzahl nach Homs geschickt und eine Ausgangssperre
verhängt. „Die Lage ist jetzt stabil“, schreibt Amr am Montagvormittag der
taz. Eine weitere Einwohnerin bestätigt dies. Ein Sprecher des
Innenministeriums sagte der staatlichen Nachrichtenagentur Sana, die
konfessionsgebundene Parole am Tatort solle wahrscheinlich die Behörden in
die Irre führen und Streit verursachen.
Die Angst unter der schiitischen und alawitischen Bevölkerung ist
allerdings groß. Erst im März haben Ausschreitungen zwischen alawitischen,
sunnitischen Kämpfern und Regierungstruppen [3][in der alawitisch geprägten
Küstenregion mehr als 1.500 Zivilist*innen das Leben gekostet], die
meisten von ihnen waren Alawit*innen. Laut den Vereinten Nationen könnte es
sich dabei um Kriegsverbrechen handeln.
Nach dem [4][Fall des Regimes von Ex-Präsident Baschar al-Assad am 8.
Dezember 2024] hatten sunnitische Milizen in Syrien die Macht übernommen,
angeführt von der ehemaligen islamistischen Terrorgruppe Hai'at Tahrir
asch-Scham. Deren früherer Anführer Ahmed al-Scharaa ist nun Präsident und
hat sich von seiner dschihadistischen Vergangenheit distanziert und den
Schutz aller Minderheit versprochen.
Indes sind Beobachter*innen besorgt, ob al-Scharaa die radikalsten
Elemente unter seinen Unterstützer*innen im Zaum halten kann. Hinzu
kommt eine [5][hoch angespannte Lage zwischen den vielen
Bevölkerungsgruppen Syriens], die sich nach dem Bürgerkrieg noch nicht ganz
beruhigt hat. Im Frühling gab es etwa eine Welle der Gewalt [6][in
alawitisch] wie [7][drusisch geprägten] Regionen, im Juni kostete [8][ein
Terrorangriff in einer Kirche von Damaskus] 25 Christ*innen das Leben.
24 Nov 2025
## LINKS
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[8] /Terror-in-Syrien/!6092883
## AUTOREN
Serena Bilanceri
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