| # taz.de -- Attacke auf Deutsche Welle bei Ramallah: Sender im Steinhagel | |
| > Im Westjordanland greifen radikale israelische Siedler zwei | |
| > Journalist*innen der Deutschen Welle an – kein Einzelfall in den | |
| > besetzten Gebieten. | |
| Bild: Angriff israelischer Siedler auf das das Dorf Sinjil in der Westbank am 4… | |
| Die beiden Journalist*innen der Deutschen Welle waren laut dem Sender | |
| nach Sindschil gefahren, nördlich von Ramallah, um über einen geplanten | |
| Protest gegen israelische Siedlergewalt zu berichten. Am Ende soll | |
| ebendiese Gewalt sie persönlich getroffen haben – der jüngste Vorfall einer | |
| langen Chronik der Gewalt im palästinensischen Westjordanland, die seit dem | |
| 7. Oktober 2023 zunimmt. | |
| Am Freitag sollen eine Korrespondentin aus dem Jerusalemer Büro des Senders | |
| und ein Kameramann dort mit großen Steinen beworfen und verfolgt worden | |
| sein. Beide seien mit Pressewesten klar als Journalist*innen zu | |
| erkennen gewesen sein, [1][so die Deutsche Welle in einem Statement]. Sie | |
| hätten sich unverletzt in Sicherheit bringen können, doch das Auto des | |
| Kameramanns sei stark beschädigt worden, ein Fenster sei zersplittert, das | |
| Blech verbeult worden. Auch weitere Journalist*innen internationaler | |
| Medien wie AFP, New York Times oder Washington Post seien anwesend gewesen | |
| und hätten unter einem Steinhagel fliehen müssen. | |
| Peter Limbourg, Intendant der Deutschen Welle, fordert: „Die israelische | |
| Regierung muss die Sicherheit aller Journalistinnen und Journalisten im | |
| Westjordanland gewährleisten. Die Pressefreiheit – und damit die Sicherheit | |
| von Journalistinnen und Journalisten – ist die unverzichtbare Säule jeder | |
| Demokratie.“ Auch Mika Beuster, Vorsitzende des Deutschen | |
| Journalisten-Verbands, [2][verurteilte den Vorfall scharf]: „Es kann nicht | |
| sein, dass radikale Siedler ungestraft Jagd auf Medienschaffende machen. | |
| Das darf nicht ohne Folgen bleiben.“ [3][Auf der Social-Media-Plattform X] | |
| schrieb Steffen Seibert, der deutsche Botschafter in Israel: „Die | |
| Pressefreiheit und die Sicherheit von Journalisten müssen gewährleistet | |
| sein. Angesichts der zunehmenden extremistischen Siedlergewalt ist ihre | |
| Arbeit unerlässlich.“ | |
| Seit dem 7. Oktober 2023, als die Hamas und andere palästinensische | |
| Terrorgruppen Israel überfielen, und dem darauffolgenden Krieg in Gaza | |
| explodiert die Gewalt der israelischen Siedler im Westjordanland, wo rund | |
| drei Millionen Palästinenser*innen und 500.000 Israelis leben. Dort | |
| sind seit diesem Tag 957 Palästinenser*innen und 50 Israelis getötet | |
| worden, [4][dokumentiert das Büro der Vereinten Nationen für die | |
| Koordinierung humanitärer Angelegenheiten]. | |
| ## Mit Gewalt erobern | |
| Extremistische Nationalreligiöse, die rund ein Drittel der israelischen | |
| Siedler ausmachen, sind von einer messianischen Ideologie getrieben, nach | |
| der die biblischen Länder Judäa und Samaria – so nennen sie das | |
| Westjordanland – durch Pioniergeist und Gewalt erobert werden müssten. | |
| Ende Juni griffen teils vermummte und bewaffnete Siedler palästinensische | |
| Häuser und Autos in Kafr Malik, unweit von Sindschil, mit Molotowcocktails | |
| an. Beide Seiten sollen sich mit Steinen beworfen haben. Die israelische | |
| Armee sage, sie sei daraufhin von palästinensischen Terroristen unter | |
| Beschuss genommen worden, [5][berichtet die New York Times], bevor die | |
| Armee mindestens drei Palästinenser getötet habe. Palästinensische | |
| Augenzeugen sagen, dass sie keine Schüsse auf israelische Soldaten gehört | |
| hätten, bevor diese das Feuer eröffneten. Zwei Tage später griffen Dutzende | |
| israelische Siedler israelische Soldaten in der Nähe von Kafr Malik mit | |
| Steinen an. | |
| Die Pressefreiheit im Westjordanland geht dramatisch zurück. Im März | |
| [6][hinderten israelische Siedler den FAZ-Korrespondenten Christian Meier] | |
| und weitere Journalist*innen an der Weiterfahrt und sollen sich | |
| bedrohlich verhalten haben, berichtet die Zeitung. Die israelische Polizei | |
| intervenierte, nahm jedoch Meier fest und ließ ihn erst nach mehreren | |
| Stunden frei unter der Auflage, 15 Tage lang das Westjordanland nicht mehr | |
| zu betreten. | |
| Auf der [7][Rangliste der Pressefreiheit] von Reporter ohne Grenzen stehen | |
| die palästinensischen Gebiete, wozu das Westjordanland zählt, auf Platz 163 | |
| von 180. Internationale Journalist*innen werden selten festgenommen oder | |
| angegriffen. Palästinensische Medienschaffende hingegen stehen von zwei | |
| Seiten unter Druck: sowohl durch israelische Sicherheitskräfte und Siedler | |
| als auch durch die Palästinensische Autonomiebehörde. | |
| 6 Jul 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://corporate.dw.com/de/dw-mitarbeiter-im-westjordanland-geraten-in-ste… | |
| [2] https://www.djv.de/news/pressemitteilungen/press-detail/westjordanland/ | |
| [3] https://x.com/GerAmbTLV/status/1941565327969747026 | |
| [4] https://www.ochaopt.org/data/casualties | |
| [5] https://www.nytimes.com/2025/06/30/world/middleeast/violence-israeli-settle… | |
| [6] /Pressefreiheit-in-Nahost/!6074807 | |
| [7] https://www.reporter-ohne-grenzen.de/weltkarte#map-PSX | |
| ## AUTOREN | |
| Nicholas Potter | |
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