| # taz.de -- Sanktionen gegen israelische Minister: „Haben monatelang zur Gewa… | |
| > Großbritannien und weitere Staaten verhängen Sanktionen gegen | |
| > Finanzminister Smotrich und Sicherheitsminister Ben-Gvir. Ihnen wird | |
| > Extremismus vorgeworfen. | |
| Bild: Die beiden Sanktionierten: Ben Gvir und Smotrich | |
| London/Berlin taz | Das Vereinigte Königreich hat gemeinsam mit den Staaten | |
| Kanada, Australien, Neuseeland und Norwegen Sanktionen und andere Maßnahmen | |
| gegen den israelischen Minister für Innere Sicherheit Itamar Ben-Gvir und | |
| [1][Finanzminister Bezalel Smotrich] verkündet. Die beiden hätten zu Gewalt | |
| und ernstzunehmenden Verletzungen der Menschenrechte von | |
| Palästinenser:innen aufgerufen und mit extremistischer Rhetorik die | |
| gewalttätige Vertreibung von Palästinenser:innen und die Schaffung | |
| neuer israelischer Siedlungen befördert. | |
| Dies sei, so die Außenminister der beteiligten Staaten in einer gemeinsamen | |
| Erklärung, nicht akzeptabel. Das britische Außenministerium erklärte: Den | |
| beiden Ministern werde die Einreise verboten, ihre Vermögenswerte in | |
| Großbritannien eingefroren. Wie aus britischen Regierungskreisen weiter | |
| verlautete, verhängten auch Kanada und Australien Sanktionen gegen die | |
| beiden rechtsextremen Minister. Norwegen und Neuseeland untersagten den | |
| beiden demnach lediglich die Einreise. | |
| Israels Außenminister Gideon Saar bezeichnete den Schritt als „skandalös“, | |
| Itamar Ben Gvir verurteilte die britische Entscheidung. Smotrich erklärte | |
| auf X: Er habe gerade an der Einweihung der neuen [2][Siedlung] Mitzpe Ziv | |
| in den Hügeln nahe der Stadt Hebron teilgenommen, als er von den britischen | |
| Sanktionen erfahren habe. „Großbritannien hat schon einmal versucht, uns | |
| davon abzuhalten, unser Heimatland zu besiedeln, und wir werden nicht | |
| zulassen, dass sie das wieder tun“, schrieb er. | |
| „Diese beiden Individuen haben monatelang zur Gewalt aufgerufen, und zu | |
| ungeheuerlichen Verletzungen von Menschenrechten animiert“, so der | |
| britische Außenminister David Lammy. Man habe das zuvor privat und | |
| öffentlich gegenüber Israel angesprochen, ebenso die Vorgängerregierung. | |
| Lammy erklärte weiter: Seit Januar letzten Jahres bis April 2025 hätten | |
| extremistische Siedler:innen über 1.900 Angriffe auf palästinensische | |
| Zivilisten verübt. Das Vereinigte Königreich sei der Zwei-Staaten-Lösung | |
| und der Menschenrechte verpflichtet. | |
| Lammy hatte in den letzten Wochen immer wieder erklärt, dass das Vereinigte | |
| Königreich vor weiteren Maßnahmen nicht zurückschrecken wolle. So verhängte | |
| London [3][Sanktionen gegen Siedler] im Westjordanland und setzte | |
| Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit Israel aus. Damit reagierte | |
| die Labour-Regierung zunehmend auf Forderungen des linken Flügels der | |
| Partei, wie auch parteiloser Abgeordneter. | |
| US-Außenminister Marco Rubio stellte sich hingegen schützend hinter Israel: | |
| Er verurteilte die Sanktionen und betonte, dass sie den „US-geführten | |
| Bemühungen, einen Waffenstillstand zu erreichen, alle Geiseln nach Hause zu | |
| bringen und den Krieg zu beenden“ nicht zuträglich seien. Er forderte zu | |
| einer Rücknahme der Sanktionen auf. | |
| ## Smotrich will der Autonomiebehörde an den Kragen | |
| Wie israelische und arabische Medien berichten, holt Smotrich nun zum | |
| Gegenschlag aus: Der Finanzminister hat sein Ministerium angewiesen, das | |
| sogenannte Korrespondenzbank-Abkommen aufzukündigen. Das erlaubt es | |
| israelischen Banken, mit palästinensischen Banken zu korrespondieren, seine | |
| Gültigkeit muss regelmäßig verlängert werden. Ohne das Abkommen riskieren | |
| die israelischen Banken juristische Konsequenzen für die Zusammenarbeit, | |
| etwa unter dem Vorwurf der Terrorfinanzierung. | |
| Und da Israel für die palästinensische Autonomiebehörde Steuern und Zölle | |
| einzieht und diese Gelder dann transferiert, ist eine Zusammenarbeit von | |
| israelischen und palästinensischen Banken dringend notwendig, um die | |
| Palästinensische Autonomiebehörde am Laufen zu halten. In den | |
| palästinensischen Gebieten gibt es außerdem keine eigene Währung, | |
| [4][Geschäfte werden meist in israelischen Schekel, teils auch in | |
| jordanischen Dinar abgewickelt]. | |
| Smotrich hatte bereits zuvor gedroht, das Abkommen nicht mehr weiter zu | |
| verlängern, etwa im vergangenen Sommer. Damals lenkte er aber ein: Denn | |
| Sicherheitskreise warnten, dass die palästinensische Wirtschaft so | |
| bargeldlastiger würde – wovon bewaffnete Gruppen profitierten, während die | |
| Palästinensische Autonomiebehörde weiter geschwächt würde. | |
| Der [5][palästinensische Botschafter in Deutschland, Laith Arafeh], | |
| erklärte dazu: Die israelische Regierung habe erneut deutlich gemacht, | |
| „dass das Ziel ihrer anhaltenden und eklatanten Verstöße gegen das | |
| Völkerrecht und bestehende Vereinbarungen – darunter die jüngste | |
| Entscheidung, die finanziellen Beziehungen zwischen palästinensischen und | |
| israelischen Banken zu kappen“ in der gezielten Zerschlagung der | |
| Palästinensischen Autonomiebehörde bestehe. | |
| Das sei „Teil einer systematischen Politik, die darauf abzielt, die | |
| Besatzung zu festigen, die Grundlagen für den Aufbau eines | |
| palästinensischen Staates zu untergraben und die Möglichkeit eines | |
| gerechten und dauerhaften Friedens auszuschließen“. Er forderte die | |
| internationale Gemeinschaft, einschließlich Deutschlands, auf, „alle | |
| notwendigen und konkreten Maßnahmen zu ergreifen, um dieser eskalierenden | |
| Situation entgegenzutreten“. | |
| Die Palästinensische Autonomiebehörde war an der gemeinsamen Entscheidung | |
| Großbritanniens, Kanadas, Australiens, Neuseelands und Norwegens zu den | |
| Sanktionen nicht beteiligt. | |
| Hinweis: Wir haben diesen Text mit fortlaufendem Kenntnisstand | |
| aktualisiert. | |
| 11 Jun 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Daniel Zylbersztajn-Lewandowski | |
| Lisa Schneider | |
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