# taz.de -- Sanktionen gegen israelische Politiker: Slowenien als Vorreiter | |
> Als erstes EU-Land sanktioniert Slowenien Itamar Ben-Gvir und Bezalel | |
> Smotrich. Den rechtsextremen Ministern werden „genozidale Aussagen“ | |
> vorgeworfen. | |
Bild: Israels rechter Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir bei einem Marsch durc… | |
Berlin taz | Slowenien erklärt zwei rechtsextreme israelische Politiker zu | |
unerwünschten Personen. Finanzminister Bezalel Smotrich und | |
Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir haben laut der Mitte-links Regierung in | |
Ljubljana zu Gewalt gegen Palästinenserinnen und Palästinenser aufgerufen | |
und „genozidale Aussagen“ getätigt. Daher seien sie künftig „in der | |
Republik Slowenien unerwünscht“, erklärte Außenministerin Tanja Fajon am | |
Donnerstag. | |
Die israelischen Minister „befürworten öffentlich die Ausweitung illegaler | |
israelischer Siedlungen im Westjordanland, die Zwangsumsiedlung von | |
Palästinensern und rufen zur Gewalt gegen die palästinensische | |
Zivilbevölkerung auf“, heißt es in einer Erklärung der Regierung. Als | |
„personae non gratae“, einem im Wiener Übereinkommen über diplomatische | |
Beziehungen festgelegten Status, dürfen beide künftig nicht mehr nach | |
Slowenien einreisen. Sollte sich die Lage im Gazastreifen nicht verbessern, | |
erwäge man weitere Sanktionen, sagte Fajon auf einer Pressekonferenz. | |
Das kleine mitteleuropäische Land geht damit als erstes EU-Mitglied einen | |
derartigen Schritt. [1][Mitte Juni hatten bereits Kanada, Australien, | |
Neuseeland, Großbritannien und Norwegen Sanktionen gegen Ben-Gvir und | |
Smotrich beschlossen]. Die EU hingegen konnte sich bisher nicht auf ein | |
gemeinsames Vorgehen einigen. Auch ein Treffen der EU-Außenministerinnen | |
und -minister am Dienstag blieb ergebnislos. Sloweniens grün-liberaler | |
Ministerpräsident Robert Golob hatte bereits vor dem Treffen angekündigt, | |
im Falle einer Nichteinigung eigene Schritte einzuleiten. | |
„Wir beschreiten neue Wege“, sagte Außenministerin Fajon. [2][Gegenüber d… | |
deutschen Journal für Internationale Politik und Gesellschaft] hatte sie | |
zuvor Bedauern darüber geäußert, dass „sich die EU nicht auf substanzielle | |
Maßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung oder gegen Vertreibungen in Gaza | |
einigen konnte“. | |
Slowenien vertritt innerhalb der EU eine ungewöhnlich kritische Position | |
gegenüber Israels Kriegsführung im Gazastreifen und dessen Siedlungspolitik | |
im Westjordanland. Staatspräsidentin Nataša Pirc Musar spricht offen von | |
einem „Völkermord“ in Gaza. Das Land unterstützt die südafrikanische Kla… | |
gegen Israel vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH), [3][im Juni 2024 | |
hatte Slowenien Palästina als Staat anerkannt]. | |
## Empathie durch jugoslawisches Erbe | |
Vor allem unter linken Wählerinnen und Wählern genießt die Linie der | |
slowenischen Regierung Rückhalt. Die derzeitige Politik kann als ein | |
Versuch gesehen werden, sich vom unkritischen Kurs der rechten | |
Vorgängerregierung zu distanzieren. | |
Auch mögen die Hintergründe dafür in Sloweniens Vergangenheit liegen. Vor | |
dem Zusammenbruch Jugoslawiens in den 1990er Jahren vertrat die | |
kommunistische Führung unter Josip Broz Tito eine antiimperialistische | |
Linie und folgte einer Strategie der Nichteinmischung in die | |
Auseinandersetzung der politischen Blöcke während des Kalten Krieges sowie | |
der Unterstützung von Entwicklungsländern. Der frühere Diktator ist in | |
Slowenien umstritten, doch seine Ideen finden in Teilen der Bevölkerung | |
nach wie vor Anklang. | |
Andererseits kämpften die Sloweninnen und Slowenen selbst gegen eben jenes | |
Regime und für ihre Unabhängigkeit, die sie 1991 erhielten. Ein Umstand, | |
der sie nach Ansicht des slowenischen Journalisten Novica Mihajlovic | |
Empathie für die Lage in Palästina fühlen lässt. „Die Verwirklichung | |
unseres eigenen Selbstbestimmungsrechts bestimmt unsere Haltung, dieses | |
Recht anderen nicht zu verweigern. Das erklärt Sloweniens Haltung in der | |
UNO und in der EU zur Menschenrechtslage in Palästina“, sagte er im Mai | |
2024 gegenüber Al Jazeera. | |
Eine unmittelbare israelische Reaktion auf die Sanktionierung der beiden | |
Minister blieb bislang aus. Ben-Gvir und Smotrich, beide wohnhaft in | |
völkerrechtswidrig errichteten Siedlungen im besetzten Westjordanland, | |
standen in der Vergangenheit wegen extremer Äußerungen international in der | |
Kritik. | |
Beide sprachen sich mehrfach für die Vertreibung der | |
Palästinenserinnen und Palästinenser aus Gaza aus, Smotrich hatte | |
unter anderem mit der „totalen Zerstörung“ des Küstenstreifens gedroht. | |
Ben-Gvir, in Israel unter anderem wegen Unterstützung einer terroristischen | |
Vereinigung verurteilt, hatte Ende Mai die komplette Einstellung | |
humanitärer Hilfe gefordert und hinzugefügt: „Unsere Feinde verdienen nur | |
eine Kugel in den Kopf!“ | |
18 Jul 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Sanktionen-gegen-israelische-Minister/!6093605 | |
[2] https://www.ipg-journal.de/interviews/artikel/wir-haben-krisen-ueberstanden… | |
[3] /-Nachrichten-im-Nahost-Krieg-/!6015392 | |
## AUTOREN | |
Fabian Schroer | |
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