# taz.de -- Antwort auf 551 Fragen zu NGOs: Nimm das, Union | |
> Mit 551 Fragen nahm die Union die linke Zivilgesellschaft ins Visier. Die | |
> taz hat die Antwort der Bundesregierung vorliegen. | |
Bild: Bekommt eine deutliche Abfuhr des Finanzministeriums für die Anfrage sei… | |
Berlin taz | Selten sorgte eine Anfrage im Bundestag für so viel | |
[1][Aufruhr]. Einen Tag vor der Bundestagswahl hatte die Union dort ihren | |
[2][Fragenkatalog zur „Politischen Neutralität staatlich geförderter | |
Organisationen“ eingereicht], 551 Fragen lang, unterzeichnet von Friedrich | |
Merz. Im Visier: 17 zivilgesellschaftliche Gruppen oder Medien, die der | |
Union offenbar unbequem sind – die [3][Omas gegen Rechts], Campact oder | |
Correctiv. Nun schickte die Bundesregierung ihre Antwort an die Union – und | |
bügelte die Fragen weitgehend ab. | |
Der demokratische Verfassungsstaat „lebt von zivilgesellschaftlichem | |
Engagement für ein friedliches und respektvolles Zusammenleben und den | |
Einsatz gegen menschen- und demokratiefeindliche Phänomene“, betont das | |
Bundesfinanzministerium von Jörg Kukies (SPD), das die Antwort formulierte, | |
gleich in einer Vorbemerkung. Eine Aufgabe des Staates sei es, dieses | |
Engagement zu fördern, auch durch Gelder oder Steuerbegünstigungen. Dies | |
geschehe seit Jahrzehnten „in einem parteiübergreifenden Konsens“. | |
Die Union hatte ihre Anfrage [4][mit „Protesten gegen die CDU“ begründet], | |
die angeblich von gemeinnützigen Vereinen mitorganisiert wurden. Das | |
Ministerium verweist dagegen auf das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit, | |
das für eine Demokratie „konstituierend“ sei und auch vor Wahlen „nicht | |
eingeschränkt“ sei. Die Regierung könne hier auch geförderten Gruppen keine | |
Vorgaben für Demonstration machen. Und auch gemeinnützige Gruppen hätten | |
laut eines Erlasses in der Abgabenordnung das Recht, sich politisch | |
außerhalb ihres Satzungszweckes zu äußern, sofern dies „vereinzelt“ | |
geschehe. Heißt: Auch ein Umweltverein darf sich gelegentlich etwa gegen | |
Rassismus positionieren. | |
Den Vorwurf der Union, dass die NGOs eine „Schattenstruktur“ bildeten, | |
weist das Ministerium deutlich zurück: Dafür gebe es „keine Anhaltspunkte�… | |
Auch sei es nicht Aufgabe der Regierung, „allgemeine Informationen über die | |
Aktivitäten und Kontakte von Organisationen zu sammeln, zu überwachen oder | |
zu bewerten“, auch wenn diese gefördert würden. | |
## Nicht Aufgabe, offene Infos „anschaulich aufzubereiten“ | |
Zudem gelte der Informationsanspruch des Parlaments nur für Themen, die | |
einen Bezug zum Regierungshandeln hätten – und „ausdrücklich nicht“ fü… | |
Beurteilung „steuerlicher Einzelfälle“. Für Fragen der Gemeinnützigkeit | |
seien grundsätzlich die Landesfinanzbehörden zuständig. Informationen zu | |
Finanzen der Initiativen fänden sich auch auf deren Webseiten oder im | |
Lobbyregister. Es sei nicht Aufgabe der Regierung, frei verfügbare | |
Informationen zusammenzutragen und „anschaulich aufzubereiten“. | |
Laut Auflistung der Regierung wurden zuletzt auch nur 6 der 17 abgefragten | |
Initiativen mit Bundesmitteln gefördert, mit je 208.000 bis zu 2,6 | |
Millionen Euro, für Projekte, Schulungen oder Forschungsvorhaben. Das | |
betrifft Correctiv, die Amadeu Antonio Stiftung, die Umwelthilfe, den BUND, | |
Delta und die Neuen Deutschen Medienmacher. | |
Entsprechend dürr beantwortet das Ministerium die 551 konkreten Fragen. Ob | |
es Hinweise auf Kampagnen der Omas gegen Rechts, gegen bestimmte Parteien | |
gebe? Dazu gebe es „keine Erkenntnisse“. Ob die Gruppe Demonstrationen mit | |
Geldern unterstütze? „Keine Erkenntnisse.“ Ob Projektmittel außerhalb der | |
gemeinnützigen Zwecke genutzt würden? Das hätten die Landesfinanzbehörden | |
zu klären. So wiederholt sich das für alle 17 Organisationen. | |
## „Nachhilfe in Demokratie“ | |
Die Union reagierte auf die Antwort wortkarg. Eine Fraktionssprecherin | |
erklärte lediglich, dass man die Antwort „sorgfältig auswerten“ werde. | |
Fraktionsvize Mathias Middelberg (CDU) hatte zuvor noch gemeinnützigen | |
Organisationen gedroht, ihnen Staatsgelder zu streichen, sollten sie sich | |
an „parteipolitischen Aktionen“ gegen die Union beteiligen. SPD, Grüne, | |
Linke und die NGOs hatten diese Ansage und die Bundestagsanfrage als | |
Einschüchterungsversuch scharf kritisiert. | |
Timo Reinfrank, Geschäftsführer der Amadeu Antonio Stiftung, nannte die | |
Antwort der Bundesregierung denn auch „bemerkenswert eindeutig“. | |
Zivilgesellschaftliches Engagement sei „rechtlich abgesichert und | |
demokratiepolitisch erwünscht“. Campact-Geschäftsführer Felix Kolb von | |
Campact sprach von einer „Klatsche“ und „Nachhilfe in Demokratie“ für … | |
Union. Diese müsse ihre Grabenkämpfe jetzt beenden und sich im künftigen | |
Koalitionsvertrag klar zur Zivilgesellschaft bekennen. | |
12 Mar 2025 | |
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## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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