| # taz.de -- Amnesty-Bericht zu Versammlungsfreiheit: Protest wird unterdrückt | |
| > Amnesty International kritisiert die Behinderung von | |
| > Demonstrant:innen in europäischen Ländern. Auch in Deutschland würden | |
| > Klimaaktivisten kriminalisiert. | |
| Bild: Staatsfeind? Klimaaktivist der Letzten Generation nach einer Protestaktio… | |
| Berlin epd/afp | Amnesty International kritisiert den Umgang zahlreicher | |
| europäischer Länder mit politischen Protesten. In vielen Ländern werde die | |
| Versammlungsfreiheit eingeschränkt, heißt es in einem am Dienstag von der | |
| Menschenrechtsorganisation in Berlin veröffentlichten Bericht. Abweichende | |
| Meinungen würden durch Überwachung, Gewalt, Verbote oder Einschüchterung | |
| unterdrückt. Friedliche Demonstranten würden stigmatisiert, kriminalisiert | |
| und angegriffen. Auch in Deutschland wurden demnach Protestierende | |
| stigmatisiert und Versammlungen verboten. | |
| Der Bericht trägt den Titel „Under-protected and over-restricted: The state | |
| of the right to protest in 21 countries in Europe“ (Deutsch: „Unzureichend | |
| geschützt und übermäßig eingeschränkt: die Lage des Rechts auf Protest in | |
| 21 europäischen Ländern“). Darin ist von repressiven Gesetzen, | |
| unverhältnismäßiger Gewaltanwendung, willkürlichen Festnahmen sowie | |
| ungerechtfertigten oder diskriminierenden Einschränkungen die Rede. | |
| Die Einschränkungen friedlicher Proteste erfolgen dem Bericht zufolge auf | |
| unterschiedliche Weise. Weit verbreitet ist demnach eine übermäßige | |
| Polizeigewalt gegenüber Demonstranten. In 13 Ländern, darunter Deutschland, | |
| wurde zudem eine fehlende Rechenschaftspflicht der Polizei festgestellt. | |
| Auch wurden in den untersuchten Ländern zunehmend Technologien zur | |
| Überwachung von Demonstranten eingesetzt und Daten gespeichert. Laut | |
| Amnesty International wurden etwa Systeme zur Gesichtserkennung angewandt, | |
| was dem Bericht zufolge einer „Massenüberwachung“ gleichkommt. | |
| ## Klimaaktivisten als „Öko-Terroristen“ diffamiert | |
| In Deutschland, Italien, Spanien und der Türkei hätten Behördenvertreter | |
| [1][Klimaaktivisten] nicht nur als „Öko-Terroristen“ oder „Kriminelle“ | |
| bezeichnet, sondern sie auch mit Maßnahmen zur Bekämpfung organisierter | |
| Kriminalität und [2][unter Heranziehung terrorismusbezogener Gesetze ins | |
| Visier] genommen. Europaweit schränkten Behörden vor allem | |
| pro-palästinensische Proteste ein. | |
| In vielen europäischen Ländern wird dem Bericht zufolge auch zwischen | |
| verschiedenen Protestbewegungen und Anliegen unterschieden. Als Beispiel | |
| führt Amnesty International Demonstrationen der LGBTI+-Gemeinschaft etwa in | |
| Polen oder [3][in der Türkei] auf, die in diesen Ländern einem erhöhten Maß | |
| an Einschränkungen und Schikanen seitens der Behörden ausgesetzt sind. | |
| Europaweit wurden demnach auch besonders nach dem Beginn des Gaza-Kriegs am | |
| 7. Oktober vergangenen Jahres pro-palästinensische Proteste eingeschränkt | |
| und teilweise komplett verboten. In mehreren der untersuchten Länder wurden | |
| laut Amnesty International bestimmte Gesänge und Symbole auf solchen | |
| Protesten verboten und das Verbot gewaltsam durch die Polizei durchgesetzt. | |
| In Berlin wurden laut Amnesty zudem die Demonstrationen am | |
| palästinensischen Nakba-Gedenktag am 15. Mai in den Jahren 2022 und | |
| [4][2023 bereits vorab behördlich verboten]. | |
| Die Generalsekretärin von Amnesty International Deutschland, Julia Duchrow, | |
| beklagte, der Bericht zeichne „ein zutiefst beunruhigendes Bild eines | |
| Angriffs auf die Versammlungsfreiheit“. Europaweit werden nach ihren Worten | |
| Menschen, die friedlich protestieren, verunglimpft, behindert oder | |
| unrechtmäßig bestraft. | |
| 9 Jul 2024 | |
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