| # taz.de -- Aktivistin zum Inkrafttreten von Ceta: „Investoren werden bevorzu… | |
| > Riesendemos gegen das Ceta-Abkommen gibt es in diesem Herbst zwar nicht | |
| > mehr. Aber der Widerstand lebt, sagt die Aktivistin Pia Eberhardt aus | |
| > Brüssel. | |
| Bild: Früher war mal mehr Demo, oder? | |
| taz: Frau Eberhardt, Donnerstag [1][tritt Ceta in Kraft] – wo bleiben die | |
| Proteste der Kritiker? | |
| Pia Eberhardt: Sie sind ja da. In Berlin gibt es eine Demo vor der | |
| Vertretung der EU-Kommission, in Frankreich und Belgien sind | |
| Protestkundgebungen geplant, die Stadt Rom will sich sogar zur Ceta-freien | |
| Zone erklären. | |
| Warum gehen nicht mehr Hunderttausende auf die Straßen wie noch vor ein, | |
| zwei Jahren? | |
| Es gibt weiterhin Widerstand, und wir gehen davon aus, dass Ceta in den | |
| nationalen und regionalen Parlamenten gestoppt wird. Bisher wurde das | |
| Abkommen nur in drei EU-Ländern ratifiziert. In Italien wurde die | |
| Ratifizierung wegen des massiven Widerstands verschoben, in Frankreich hat | |
| Präsident Macron einen Expertenbericht angefordert, der ganz schön kritisch | |
| ist, in Österreich ist Ceta ein Wahlkampfthema. Bald wird es wieder | |
| sichtbaren Widerstand geben, auch in Deutschland. | |
| Ist das Abkommen immer noch so schlimm wie befürchtet – oder wurde nach dem | |
| Protest der Wallonen nachgebessert? | |
| Die Wallonen haben gut gekämpft, aber nachgebessert wurde das Abkommen | |
| nicht. Der Text wurde an keiner Stelle geändert, er ist immer noch genauso | |
| brandgefährlich wie zuvor. Der Investorenschutz geht teilweise weiter als | |
| bei Nafta, im Agrarsektor müssen wir uns auf einen harten Preiskampf | |
| einstellen, die öffentliche Daseinsvorsorge ist nicht gesichert. Und | |
| solange das Abkommen nicht geändert wird, wird sich an dieser Einschätzung | |
| auch nichts ändern. | |
| Die EU-Kommission sagt, sie habe aus Ceta gelernt. Sie will die | |
| umstrittenen privaten Schiedsgerichte (ISDS) abschaffen und durch einen | |
| unabhängigen Investitionsgerichtshof ersetzen. Ist das kein Fortschritt? | |
| Es gibt in Ceta keinen Gerichtshof, sondern permanente Schiedsgerichte! Die | |
| Schiedsrichter verdienen dort mehr, je länger Verfahren dauern und je mehr | |
| Klagen es gibt, sie sind also nicht unabhängig. Und am Grundproblem ändert | |
| es gar nichts: Investoren und Konzerne werden weiter bevorzugt, Klagen | |
| gegen Gesetze zum Schutz von Umwelt und Gesundheit bleiben weiter möglich. | |
| Wir sind gegen Sonderklagerechte für Konzerne in jeder Form. Was ist denn | |
| so schlecht an den Rechtssystemen in Kanada und in Europa, dass Konzerne | |
| Sonderrechte brauchen? Diese Frage bleibt unbeantwortet. | |
| Die nächsten Abkommen mit Australien und Neuseeland sollen aber keinen | |
| Investorenschutz mehr enthalten. | |
| So sieht es zumindest im Moment aus. Die EU-Kommission hat bisher nur einen | |
| Mandatsentwurf für den Handelsteil vorgelegt, ohne den Teil zum | |
| Investitionsschutz. | |
| Ist das ein Erfolg? | |
| Natürlich ist das ein Erfolg. Dem steht allerdings die Ausweitung der | |
| Konzernklagerechte durch Ceta gegenüber. Sie sind nun nämlich erstmals in | |
| einem EU-Vertrag verankert, das gab es bisher nicht. Dass es uns nicht | |
| gelungen ist, das zu verhindern, ist schon bitter. | |
| 20 Sep 2017 | |
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| ## AUTOREN | |
| Eric Bonse | |
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