# taz.de -- Affäre bei der Ippen-Mediengruppe: Bedrohte Glaubwürdigkeit | |
> Verleger Dirk Ippen blockierte eine Enthüllung seiner | |
> Journalist*innen über die „Bild“. Der Eindruck: Ein Medienmogul hackt | |
> anderen kein Auge aus. | |
Bild: Der Zeitungsverleger Dirk Ippen in seinem Büro | |
In Zeitungsverlagen gilt, dass Redaktion und Verlag strikt getrennt | |
arbeiten. Nur so kann eine Redaktion unabhängig berichten. | |
Was sich gerade [1][im Regionalzeitungsverlag Ippen (Münchner Merkur, | |
Frankfurter Rundschau) abspielt], ist ein massiver Bruch dieses Prinzips. | |
Das Investigativteam hatte monatelang in einem anderen Verlag recherchiert, | |
bei Axel Springer. Der [2][nun freigestellte Bild-Chefredakteur Julian | |
Reichelt] soll gegenüber Mitarbeiter*innen seine Macht missbraucht | |
haben. Doch kurz bevor der Artikel erscheinen sollte, wurde er gekippt, | |
offenbar von Altverleger Dirk Ippen persönlich. | |
Zur Begründung sagte ein Ippen-Sprecher, [3][man habe nicht den Anschein | |
erwecken wollen, einem Konkurrenten wirtschaftlich schaden zu wollen]. Das | |
ist absurd. Die Ippen-Gruppe mag für einen Regionalverlag groß sein, für | |
den Milliardenkonzern Springer ist sie trotzdem keine Konkurrenz. Der | |
Eindruck, der hier vielmehr entsteht, ist, dass ein Medienmogul dem anderen | |
kein Auge aushackt. Springer-Chef Mathias Döpfner ist immerhin auch | |
Präsident des [4][Verlegerverbands BDZV], also Cheflobbyist der Branche. | |
Und Dirk Ippen lässt in einer seiner Druckereien auch eine Teilauflage der | |
Bild drucken. | |
Als die Ippen-Geschäftsführung das Investigativteam im vergangenen Jahr dem | |
US-Medienhaus Buzzfeed abkaufte, rühmte sie sich als Kämpferin für | |
Pressefreiheit. Unabhängiger Journalismus sei nicht verhandelbar, hieß es | |
in einer Mitteilung. Investigativer Journalismus dürfe nicht der | |
wirtschaftlichen Schwäche von Medienhäusern zum Opfer fallen. Die | |
Springer-Recherche, so scheint es, ist zwar nicht der wirtschaftlichen, | |
dafür aber der moralischen Schwäche seines Verlegers zum Opfer gefallen. | |
Viele Medien haben in den vergangenen Jahren ihre Investigativteams | |
ausgebaut. Das ist wichtig und richtig. Falsch ist aber zu glauben, | |
Missstände gehörten überall aufgedeckt, nur nicht in der eigenen Branche. | |
Investigative würden sich unglaubwürdig machen, wenn sie nicht auch | |
unter Kolleg*innen recherchieren würden. Das sollte jedem Verleger | |
bewusst sein, der sich mit einem Investigativteam schmückt. | |
19 Oct 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Springer-stellt-Bild-Chef-Reichelt-frei/!5805560 | |
[2] /Springer-stellt-Bild-Chef-Reichelt-frei/!5805560 | |
[3] https://www.dwdl.de/nachrichten/84951/ippen_stoppt_investigativberichte_ueb… | |
[4] https://www.bdzv.de/ | |
## AUTOREN | |
Anne Fromm | |
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