| # taz.de -- Zeitungsmarkt im Umbruch: Quasimonopol in Hessen | |
| > Die Verlagsgruppe ZHH will gleich mehrere Zeitungen übernehmen und hofft | |
| > auf „Synergieeffekte“. Verdi kämpft für den Erhalt der Arbeitsplätze. | |
| Bild: Beide betroffen: die Frankfurter Rundschau und die Frankfurter Neue Presse | |
| Frankfurt am Main taz | Die Tageszeitungen Frankfurter Allgemeine Zeitung | |
| (FAZ), Frankfurter Rundschau (FR) und die Frankfurter Neue Presse (FNP) | |
| hatten mit der Fazit-Stiftung bislang einen gemeinsamen Eigentümer. Seit | |
| Freitag steht fest: Der Münchner Verleger Dirk Ippen und seine hessischen | |
| Partner, die Gießener Verlegerfamilie Rempel, wollen nun zwei der Blätter, | |
| die FR und die FNP, übernehmen. | |
| Was auf den ersten Blick wie eine Entflechtung eines lokalen Monopols | |
| aussieht, ist in Wahrheit ein weiterer Schritt zur Konzentration des | |
| Zeitungsmarkts. Zur Verlagsgruppe ZHH, die Ippen und Co. in den letzten | |
| Jahren aufgebaut haben, gehören nämlich schon jetzt eine Reihe von | |
| hessischen Regionalzeitungen. Nach der Übernahme von FNP und FR würde es in | |
| weiten Teilen des Landes nur noch Zeitungen aus dem gleichen Verlagshaus | |
| geben, auch dort, wo noch mehrere Titel erscheinen. | |
| Schon vor der geplanten Übernahme hatte der Fachbereichsleiter Medien der | |
| Gewerkschaft Verdi, Manfred Moos, von einem „Quasimonopol“ gesprochen. Die | |
| Gewerkschaft kämpft jetzt für den Erhalt der Arbeitsplätze. Rund 900 | |
| Mitarbeiterinnen der Societäts-Mediengruppe und der Druckerei sind | |
| betroffen. | |
| Am Freitag hatten sich die künftigen Eigentümer in getrennten | |
| Betriebsversammlungen den MitarbeiterInnen von FNP und FR vorgestellt. Ihre | |
| Ankündigungen mussten allerdings vage bleiben, so erfuhr es die taz aus | |
| Teilnehmerkreisen. Schließlich bedarf der Deal noch der Zustimmung der | |
| Kartellbehörden. Und die neuen Eigner wissen offenbar nicht viel über die | |
| innere Verfassung der Häuser. In die Verkaufsverhandlungen seien weder | |
| Betriebsräte noch Redaktionen einbezogen worden. | |
| „Es war ein sehr aufregender Tag“, so der Betriebsratsvorsitzende der FNP, | |
| Thomas Remlein. „Wir wissen, dass Ippen Regionalzeitung kann. Wir wissen | |
| allerdings auch, dass er die Leistungen seiner Mitarbeiter nicht angemessen | |
| honoriert“, sagt er. Remlein spielt darauf an, dass in vielen Häusern der | |
| Ippen-Zeitungsgruppe nicht nach Tarif bezahlt wird. Das gilt allerdings | |
| auch schon seit Jahren für die meisten MitarbeiterInnen von FNP und FR. | |
| Vor allem für die FNP, eine Zeitung mit starkem regionalem Schwerpunkt, | |
| dürfte sich vieles ändern. Der Umbau des Blattes durch den neuen | |
| Chefredakteur Joachim Braun hat offenbar nicht nur viel Geld, sondern | |
| Tausende Abonnenten gekostet. Es heißt, das Profil passe zu den | |
| „Nachbarzeitungen“ Offenbach-Post und Hanauer Anzeiger, die bereits zu | |
| Ippens ZHH gehören oder mit ihr kooperieren. „Synergieeffekte“ seien zu | |
| erwarten. | |
| Das bedeutet in der Regel Stellenstreichungen. Im vergangenen Jahr hatte | |
| die FNP noch eine Million Euro in einen hochmodernen Newsroom investiert; | |
| in Medienkreisen kursiert das Gerücht, auch das Gebäude, in dem die | |
| Redaktion untergebracht ist, stehe zum Verkauf, ebenso wie der | |
| FAZ-Stammsitz; es werde dringend Geld für die ebenfalls notleidende FAZ | |
| gebraucht. Zu solchen Informationen gab es am Wochenende weder eine | |
| Bestätigung noch ein Dementi. | |
| ## „Nationale Strategie“ | |
| Die FAZ werde sich künftig auf ihre „nationale Strategie“ konzentrieren, | |
| heißt es in der Mitteilung ihrer Eigentümer. Das ist für die | |
| MitarbeiterInnen der Rhein-Main-Zeitung, die als Lokalteil in der Region | |
| täglich mit der FAZ verteilt wird, eher eine schlechte Nachricht. | |
| Die MitarbeiterInnen der FR, einst das linksliberale Vorzeigeblatt der | |
| Republik, sorgen sich eher um ihren überregionalen Auftritt. Die | |
| Karl-Gerold-Stiftung, die nach wie vor 10 Prozent an der FR hält, verlangt | |
| von den neuen Partnern, „die zentralen Profil- und Qualitätsmerkmale“ der | |
| Zeitung zu erhalten, „den überregionaler Anspruch, die journalistische | |
| Eigenständigkeit und die linksliberale Haltung“. | |
| Nach der Betriebsversammlung seien viele jüngere KollegInnen ziemlich | |
| verunsichert gewesen, berichten TeilnehmerInnen, die älteren hätten die | |
| Nachricht gelassen aufgenommen. Nach etlichen Sparrunden schreibe die FR | |
| wieder schwarze Zahlen, sie habe schon mehrere Eigentümerwechsel und sogar | |
| eine Insolvenz überlebt, hieß es von einem Teilnehmenden. | |
| 11 Feb 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Christoph Schmidt-Lunau | |
| ## TAGS | |
| FAZ | |
| Frankfurter Rundschau | |
| Schwerpunkt Zeitungskrise | |
| Verlagswesen | |
| Kolumne Flimmern und Rauschen | |
| Frankfurter Rundschau | |
| Schwerpunkt Zeitungskrise | |
| Frankfurter Rundschau | |
| FR | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Konzentration in der Presse: Was nicht zusammengehört | |
| Im lokalen Mediengeschäft mischen längst andere Player mit als nur die | |
| üblichen Verdächtigen: Auch T-Online baut seine Regionalberichterstattung | |
| aus. | |
| Tarifstreit bei „FR“: Drei treffen, alle meinen | |
| Nach einem Warnstreik bei der „Frankfurter Rundschau“ wurden am Donnerstag | |
| drei junge Beschäftigte entlassen. Verdi spricht von „Union Busting“. | |
| Affäre bei der Ippen-Mediengruppe: Bedrohte Glaubwürdigkeit | |
| Verleger Dirk Ippen blockierte eine Enthüllung seiner Journalist*innen | |
| über die „Bild“. Der Eindruck: Ein Medienmogul hackt anderen kein Auge aus. | |
| Neue Verleger, andere Strategie: Zurück in die Zukunft | |
| Mehr Lokales, mehr Kooperationen: Bei der „Frankfurter Rundschau“ und der | |
| „Frankfurter Neuen Presse“ wird umgebaut und gespart. | |
| Übernahme der Frankfurter Rundschau: Strategie Monopol | |
| Regionalverleger Dirk Ippen übernimmt „Frankfurter Rundschau“ und | |
| „Frankfurter Neue Presse“. Ob das Kartellamt zustimmt, ist noch offen. |