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# taz.de -- Neue Verleger, andere Strategie: Zurück in die Zukunft
> Mehr Lokales, mehr Kooperationen: Bei der „Frankfurter Rundschau“ und der
> „Frankfurter Neuen Presse“ wird umgebaut und gespart.
Bild: Der „Frankfurter Neue Presse“ liefen die Leser davon
Die erste Personalentscheidung der [1][neuen Eigentümer] kam bei den
meisten Redakteur*innen der Frankfurter Neuen Presse (FNP) offenbar gut an.
An dem Tag, an dem der Verlag offiziell das Ausscheiden des bisherigen
Chefredakteurs Joachim Braun bekannt machte, knallten im von ihm
ambitioniert gestalteten Vorzeige-Newsroom die Sektkorken, berichteten
Augenzeugen der taz.
Zwei Jahre lang hatte Braun die Zeitung mit ihren vielen Regionalausgaben
grundlegend umzukrempeln versucht. Er wollte eine moderne Zeitung, fit für
den digitalen Wandel, mit mehr großen, selbst recherchierten Geschichten
und weniger Klein-Klein aus den Regionen.
Das Konzept ging nicht auf. Die Leser*innen der regionalen Titel liefen in
Scharen davon. Es gab seit dem Neustart 9.000 Abbestellungen.
Als Zeichen der Rückkehr zum früheren Konzept der Zeitung mit ihrem
Schwerpunkt in der lokalen Berichterstattung darf die Wiedereinsetzung des
Limburger Redaktionsleiters, Joachim Heidersdorf, gelten, den Braun mit
einer Zwangsversetzung in die Frankfurter Zentrale abgestraft hatte. Der
ambitionierte Lokalchef der Nassauischen Neuen Presse hatte sich der
Neukonzeption widersetzt. Mit Max Rempel als dem neuen FNP-Chefredakteur
hat inzwischen ein Mitglied der Gießener Verlegerfamilie den Hut auf, die
die FNP zusammen mit der Münchner Ippen-Medien-Gruppe von der
Fazit-Stiftung übernommen hat. Die Fazit-Stiftung ist die
Mehrheitseigentümerin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Zu dem Kaufpaket
gehörte auch die konkurrierende Frankfurter Rundschau (FR) samt
Societätsverlag.
Inzwischen ist FNP-Chefredakteur Max Rempel gleichzeitig Geschäftsführer
der Frankfurter Rundschau. Das gilt als Zeichen, dass sich auch für die
Redaktion der FR erhebliche Änderungen und Einschnitte ergeben dürften.
Zunächst waren viele Rundschau-Redakteur*innen davon ausgegangen, dass sich
für ihre Zeitung wegen ihres besonderen Profils nur wenig ändern würde.
Doch die Verleger*innen haben auf Betriebsversammlungen inzwischen
klargemacht, dass sie auf jeden Fall Synergien nutzen wollen. Das
jedenfalls berichten Teilnehmer*innen der taz. Dass örtliche Termine in den
Überschneidungsgebieten von FNP und FR von beiden Redaktionen besetzt
werden, gilt nicht mehr als selbstverständlich. Vor allem Fotografen und
freie Autoren befürchten Einbußen. Außerdem werden sich die Autor*innen auf
die Übernahme ihrer Texte in der Verlagsgruppe einstellen müssen.
## Was passiert mit der ReGe?
Die neuen Verleger*innen haben zudem den Vertrag mit der Berliner
Hauptstadtredaktion – die einst als Redaktionsgemeinschaft, kurz ReGe, ins
Leben gerufen worden war – zur Disposition gestellt. Sie liefert bislang
für die Zeitungen der DuMont-Gruppe und für die FR Texte aus der
Hauptstadt. „Zu teuer“ sei die Zulieferung, mit der die Rundschau einen
großen Teil ihres eigenen Mantels gestaltet, hieß es aus dem Verlag. Noch
ist unklar, ob der Vertrag gekündigt oder zu einem günstigeren Preis
weitergeführt wird.
In den Redaktionen der FNP sind Kooperationen zwischen einstigen
Konkurrenten, die jetzt der gleichen Gruppe angehören, bereits an der
Tagesordnung. So tauscht die Wetterauer Zeitung dem Vernehmen nach Texte
mit der zur FNP gehörenden Bad Vilbeler Neuen Presse, die Offenbach Post
mit der Isenburger Neuen Presse.
Dass solche Kooperationen Spareffekte haben sollen, ist allen Beteiligten
klar. Die neuen Eigentürmer seien dabei, die Zeitung konzentriert dort zu
stärken, wo die Haushaltsabdeckung hoch sei, berichtet der taz
FNP-Betriebsratschef Thomas Remlein. Noch sei allerdings von
Stellenstreichungen nicht die Rede gewesen, sagt Remlein.
14 May 2018
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## AUTOREN
Christoph Schmidt-Lunau
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