| # taz.de -- ++ Bundestag ++: Rentenpaket geht durch bei nur 7 Nein-Sagern in de… | |
| > Friedrich Merz erreicht seine Kanzlermehrheit: Sowohl die Rentenreform | |
| > als auch der Wehrdienst wurden im Bundestag beschlossen. Die Debatte im | |
| > Live-Ticker. | |
| Bild: Heidi Reichinnek, Fraktionsvorsitzende der Linken, spricht über die Rente | |
| Showdown: Im Bundestag ist der große Schlagabtausch zur Rentenreform der | |
| Merz-Regierung über die Bühne gegangen – auch mit scharfen gegenseitigen | |
| Wortgefechten innerhalb der Opposition zwischen Grünen und Linken. [1][Seit | |
| Wochen wurde dabei vor allem in der Koalition darüber gestritten]. Die | |
| spannende Frage war: Wie viele Abweichler:innen wird es bei der Union | |
| geben? Spoiler: weniger als gedacht. Zuvor hatte der Bundestag mehrheitlich | |
| für das nicht minder umstrittene Wehrdienst-Modernisierungsgesetz gestimmt. | |
| Damit wird die [2][verpflichtende Musterung ganzer Jahrgänge ab dem | |
| Geburtsjahr 2008] wiedereingeführt. Dafür votierte nur die Koalition aus | |
| Union und SPD. Alle Oppositionsfraktionen – also Grüne, Linke und | |
| Rechtsextreme – waren dagegen. | |
| Merz: „Das ist erst der Anfang“ – taz-Ticker: Das ist das Ende | |
| 15.30 Uhr: Die Abstimmung im Bundestag über das umstrittene Rentenpaket ist | |
| mit Ach und Krach über die Bühne gegangen. Kanzler Friedrich Merz kündigt | |
| unterdessen gleich weitere Reformen in der Rentenpolitik an. „Das ist nicht | |
| das Ende unserer Rentenpolitik, sondern erst der Anfang“, sagte der | |
| CDU-Chef in Berlin. Im nächsten Jahr bereits werde seine schwarz-rote | |
| Koalition eine umfassende Rentenreform vorschlagen. | |
| „Diese Rentenreform II wird dann zu einem zentralen Baustein unseres | |
| sozialen Sicherungssystems werden. Unser Sozialstaat wird auch in Zukunft | |
| finanzierbar, leistungsstark und generationengerecht ausgestaltet sein“, | |
| sagte Merz. Das sei ein Versprechen allen Generationen gegenüber, den | |
| Jungen wie den Älteren. | |
| Die intensive Debatte in der Koalition und vor allem innerhalb der | |
| Unionsfraktion nannte Merz notwendig. „Sie war auch richtig, denn sie hat | |
| uns vor Augen geführt, wie groß die Herausforderungen sind, vor denen unser | |
| Land steht.“ | |
| Mit diesem schlappen Fazit des Kanzlers schließt der taz-Ticker für heute | |
| seine Pforten. Die taz bedankt sich für die Aufmerksamkeit. Weitere | |
| Berichte in Kürze auf taz.de. (taz) | |
| Nach dem Rentenbeschluss: Spahn lobt, Grüne kritisieren, Junge Union | |
| nörgelt | |
| 15.10 Uhr: Nach dem wochenlangen Gezerre um das Rentenpaket und der | |
| schließlich erfolgreichen Abstimmung an diesem Freitag im Bundestag sprach | |
| Unionsfraktionschef Jens Spahn von „einem guten Tag für die Koalition“. | |
| Zwar stimmten 7 Unionsabgeordnete gegen die Pläne, insgesamt kursierte | |
| zuvor aber die Zahl von bis zu 20 Abweichler:innen aus den Reihen von | |
| CDU und CSU. Für Spahn steht die Koalition folglich glänzend da: „Sie | |
| debattiert, aber dann entscheidet sie auch.“ | |
| Von wegen, heißt es dagegen von den Grünen. „Friedrich Merz hat heute mit | |
| letzter Kraft verhindern können, dass seine Koalition aus der Kurve | |
| fliegt“, erklärten die Fraktionsvorsitzenden Britta Haßelmann und Katharina | |
| Dröge. Der Kanzler könne sich auf keine stabile Mehrheit im Bundestag | |
| verlassen. „Die Koalition aus Union und SPD steht schon nach sieben Monaten | |
| auf extrem wackeligen Beinen.“ | |
| In der Jungen Union, [3][die das Paket zu Fall hatte bringen wollen], wird | |
| unterdessen weiter genörgelt und auf eine längerfristige Rentenreform | |
| gedrängt. „Es geht jetzt erst los“, sagte der Vorsitzende der Jungen Union, | |
| Johannes Winkel (CDU), dem Spiegel. „Der Reformbedarf in Deutschland wird | |
| durch dieses Rentenpaket nicht kleiner, sondern noch größer.“ (rru) | |
| Sieben Nein-Sager in der Union | |
| 14.15 Uhr: Bei der Abstimmung über das Rentenpaket haben nur sieben | |
| Abgeordnete von CDU und CSU mit Nein gestimmt, darunter der JU-Vorsitzende | |
| Johannes Winkel. Zwei weitere haben sich enthalten, einer gab kein Votum | |
| ab. 198 Unions-Abgeordneten stimmten für das Paket. | |
| Das geht aus dem [4][auf bundestag.de veröffentlichten | |
| Abstimmungsverhalten] hervor. | |
| Zuvor hatten 18 Abgeordnete der sogenannten Jungen Gruppe mit einem Nein | |
| gedroht. In dem Fall hätte die schwarz-rote Koalition keine Kanzlermehrheit | |
| mehr gehabt. | |
| Die kam nun doch zusammen, auch weil die SPD geschlossen mit Ja gestimmt | |
| hat. Die Linksfraktion hat sich wie angekündigt komplett enthalten. Grüne | |
| und AfD haben geschlossen gegen das Paket gestimmt. In allen Fraktion | |
| fehlten jeweils einige Abgeordnete bei der Stimmenabgabe. (ga) | |
| Jugend demonstriert gegen die Wehrpflicht | |
| 14.00 Uhr: Vor dem taz-Gebäude in der Berliner Friedrichstraße zieht eine | |
| Demonstration junger Leute gegen die Wehrpflicht vorbei. „Eure Wehrpflicht | |
| ist unser Tod“, steht auf einem Pappschild. „Wir sind alle gegen die | |
| Wehrpflicht“, rufen die Demonstrant:innen. Aber auch „Ganz Berlin hasst die | |
| AfD“ und „Viva Palästina“. | |
| Bundesweit war am Freitag zum Schulstreik gegen die Wehrpflicht aufgerufen | |
| worden. An der Demonstration in Berlin-Mitte nahmen nach einer groben | |
| Schätzung mindestens 2.000 Leute teil. (ga) | |
| Klingbeil: „Natürlich wäre Streit vermeidbar gewesen“ | |
| 13.50 Uhr: Bundesfinanzminister und SPD-Co-Chef Lars Klingbeil hat den kurz | |
| zuvor vom Bundestag mit knapper Mehrheit verabschiedeten Rentenbeschluss | |
| als klares und wichtiges Ergebnis für die Stabilität der Altersvorsorge in | |
| Deutschland begrüßt. „Diese Koalition hat (…) dafür gesorgt, dass sie ei… | |
| auskömmliche Rente bekommen, dass die Renten stabil bleiben“, sagte | |
| Klingbeil am Freitag nach der Abstimmung. | |
| Dies sei eine wichtige Entscheidung und ein Zeichen des Respekts für | |
| Menschen, die viel geleistet hätten. Es sei nun an der Zeit, die Debatten | |
| innerhalb der Koalition beiseitezulegen und sich auf das Ergebnis zu | |
| konzentrieren. „Natürlich wäre Streit vermeidbar gewesen“, sagte Klingbeil | |
| mit Blick auf Kritik in den Reihen der Unionsfraktion. „Das gehört zur | |
| Demokratie aber auch dazu.“ | |
| Zugleich kündigte Klingbeil weitere Schritte zur Neuausrichtung des | |
| Rentensystems an. Die Entscheidung entlasse die Regierung nicht aus der | |
| Verantwortung, wichtige Strukturveränderungen vorzunehmen. „Nach der | |
| Entscheidung ist vor der nächsten Debatte um die Rente“, erklärte | |
| Klingbeil. | |
| Bundesarbeitsministerin und SPD-Co-Chefin Bärbel Bas werde nun eine | |
| Reformkommission einberufen. Bei den anstehenden Diskussionen müssten „alle | |
| Sachen auf den Tisch“. Ziel sei es, bis Mitte nächsten Jahres Ergebnisse | |
| vorzulegen und die Gesetzgebung noch in dieser Legislaturperiode | |
| umzusetzen. (reuters) | |
| Rentenpaket mit extrem knapper Mehrheit beschlossen, Plenarsaal leert sich | |
| 13.20 Uhr: Die Kuh ist vom Eis: Der Bundestag hat die Kernpunkte des | |
| umstrittenen Rentenpakets beschlossen. Dabei wurde auch die von | |
| Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) faktisch eingeforderte Kanzlermehrheit | |
| von mindestens 316 Stimmen erreicht. 597 Stimmen wurden abgegeben, es gab | |
| 319 Ja-Stimmen, 225 Nein-Stimmen und 53 Enthaltungen. „Ich denke, wir haben | |
| die Steine, die von manchem Herzen geplumpst sind, gehört“, sagte | |
| Bundestagsvize Bodo Ramelow (Linke) nach der Bekanntgabe des Ergebnisses. | |
| Im Anschluss leert sich der Plenarsaal des Bundestags wieder schlagartig. | |
| Die Regierungsbank ist verwaist, viele Abgeordnete sind von der Abstimmung | |
| gar nicht zurück in das Plenum gekommen. (rru/cem) | |
| Debatten-Intermezzo: Arbeitsbedingungen in der Paketzustellung | |
| 13.10 Uhr: Während die Abstimmung läuft geht, geht es im verwaisten Plenum | |
| um ein anderes Thema: Die Arbeitsbedingungen in der Paketzustellung. Auf | |
| der Besuchertribüne haben dafür sechs DHL-Mitarbeiter:innen in ihren | |
| rot-gelben Jacken Platz genommen. Die Debatte hat die Linksfraktion im | |
| Bundestag angestoßen. | |
| [5][Auch die taz berichtet aktuell über die Arbeitsbedingungen in einem | |
| Versandzentrum von Amazon.] | |
| Im Bundestag spricht der SPD-Abgeordnete Jan Dieren in der Diskussion | |
| unterdessen über seine eigenen Erfahrungen aus einem Paketzentrum in | |
| Krefeld. Für seine Schilderungen darüber, wie dort mit schweren Paketen | |
| gearbeitet wird, nicken die Arbeiter:innen auf der Tribüne heftig. Der | |
| Politiker aus NRW vom linken SPD-Flügel hatte als einziger Abgeordneter der | |
| schwarz-roten Koalition zuvor auch gegen das Wehrdienst-Gesetz gestimmt. | |
| Während die Debatte läuft, kommt ein Einschub von Bundestags-Vizepräsident | |
| Omid Nouripour (Grüne): „Dies ist der letzte Aufruf für die Stimmabgabe.“ | |
| Kurz darauf übernimmt Vizepräsident Bodo Ramelow (Linke) die | |
| Sitzungsleitung. Nouripour hat nun die Gelegenheit, selbst noch seine | |
| Stimme für den Rentenplänen abzugeben. (cem) | |
| Abstimmung läuft, Magen knurrt | |
| 12.45 Uhr: Die Aussprache zum Rentenpaket ist geschlossen, die Abstimmung | |
| läuft. Die AfD fand keine Mehrheit dafür, über die Teile Rentenniveau und | |
| Mütterrente getrennt abzustimmen. Da namentlich mit Stimmkarten abgestimmt | |
| wird und die Auszählung Zeit braucht, gibt es das Ergebnis erst nach dem | |
| nächsten Tagesordnungspunkt – voraussichtlich gegen 13.30 Uhr. Erst mal | |
| also genug Zeit fürs Mittagessen. (ts) | |
| CDU-Junggruppler Reddig bleibt bei Ablehnung | |
| 12.35 Uhr: Pascal Reddig wird als einer der letzten Redner in der Debatte | |
| aufgerufen und erhält direkt überdurchschnittlich lauten, demonstrativen | |
| Applaus aus den Reihen der Union. Der Vorsitzende der Jungen Gruppe der | |
| CDU/-CSU-Fraktion hat schon vorab angekündigt, dem Gesetzespaket nicht | |
| zuzustimmen. Er habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht und man | |
| könne die Frage auch anders beantworten, sagt er in seiner Rede. Seiner | |
| Fraktion danke er dafür, dass sie ihn trotz seiner abweichenden Meinung als | |
| Redner nominiert hat. In der Sache bleibe es aber dabei: „Der | |
| Gesetzesentwurf geht gegen meine fundamentalen Überzeugungen.“ Zustimmen | |
| will Reddig weiterhin nicht. Er sagt: „Wir haben für unsere Position viel | |
| Zuspruch bekommen.“ Und: „Unser Land sehnt sich nach einer ehrlichen und | |
| glaubwürdigen Reformagenda.“ (ts/cem) | |
| Nachlese zur Wehrdienst-Abstimmung: Ein Sozialdemokrat sagt Nein | |
| 12.30 Uhr: Bei der Abstimmung über das Wehrdienst-Modernisierungsgesetz hat | |
| die schwarz-rote Koalition nicht komplett einheitlich abgestimmt. Der | |
| 34-jährige SPD-Abgeordnete Jan Dieren vom linken Parteiflügel hat gegen das | |
| Gesetz votiert. Das geht aus den Daten zur namentlichen Abstimmung hervor, | |
| [6][die auf bundestag.de veröffentlicht wurden]. Demnach stimmten ansonsten | |
| alle Abgeordneten von CDU/CSU und SPD für die Reform. Linke, AfD und Grüne | |
| stimmten nahezu geschlossen dagegen – allerdings gab es in allen Fraktionen | |
| Parlamentarier, die keine Stimme abgaben. Die Grünen-Abgeordnete Paula | |
| Piechotta hat sich enthalten. (ga) | |
| Warten auf die Krawallos von der Jungen Gruppe | |
| 12.15 Uhr: Jetzt sprechen Redner*innen aus den zweiten und dritten | |
| Reihen der Fraktionen. Inzwischen hat es auch CDU-Kanzler Friedrich Merz | |
| auf seinen Platz auf der Regierungsbank geschafft – bislang glänzte er in | |
| den Debatten durch Abwesenheit. Interessant wird es noch mal gegen 12.30 | |
| Uhr, wenn für die Union Pascal Reddig von der Jungen Gruppe ans Pult tritt. | |
| Er hatte in den letzten Wochen den Widerstand gegen die Pläne der eigenen | |
| Regierung angeführt. Wenig später beginnt die Abstimmung, das Ergebnis | |
| erwarten wir für den frühen Nachmittag. (ts) | |
| Grüne und Linke beharken sich in Rentendebatte | |
| 12.00 Uhr: Als der SPD-Abgeordnete Bernd Rützel ans Rednerpult tritt, kehrt | |
| im Plenum wieder Ruhe ein. Davor ging es zehn Minuten lang hoch her | |
| zwischen Linken (die sich in der Abstimmung enthalten wollen, damit das | |
| Rentenniveau nicht sinkt) und Grünen (die mit Nein stimmen wollen, weil | |
| ihnen das Gesamtpaket nicht ausreicht und sie Schwarz-Rot nicht aus der | |
| Patsche helfen wollen). | |
| Die Linken hätten „Opposition versprochen“, seien aber als | |
| „Mehrheitsbeschaffer:innen von Merz geendet“, kritisierte Grünen-Vize | |
| Andreas Audretsch. Das Schlimmste daran sei die „Ambitionslosigkeit“ der | |
| Linken. Man könne im Bundestag ja kooperativ sein, aber: „Dann kämpft man, | |
| dann geht man los (…). Dann holt man etwas für die Menschen in diesem Land | |
| heraus.“ Teile seiner restlichen Rede gingen im Lärm unter – Applaus der | |
| eigenen Leute, Protestrufe aus der Linksfraktion. | |
| Die Antwort auf Audretsch lieferte direkt darauf Linken-Fraktionschefin | |
| Heidi Reichinnek. Es gehe in der Abstimmung um das Leben von Millionen | |
| Rentnerinnen und Rentner. Komme das Paket der Regierung nicht durch, gehe | |
| es diesen noch schlechter. „Sie sagen mir wirklich, dass es richtig wäre, | |
| diese Menschen über die Klippe springen zu lassen? Sie haben eine Obsession | |
| mit Friedrich Merz und Jens Spahn!“, so Reichinnek in Richtung der Grünen. | |
| Dass die Grünen der Reform der Schuldenbremse mit mehr Mitteln fürs Militär | |
| zugestimmt hätten, jetzt aber eine rote Linie zögen, sagte „alles über die | |
| Grünen, was man über die Grünen wissen muss“. | |
| Eine schönere Opposition kann man sich als Regierung gar nicht wünschen. | |
| (ts) | |
| High Noon beim Rentenstreit hat begonnen | |
| 11.40 Uhr: Die Aussprache zur Rente hat begonnen, die Reihen im Plenum | |
| füllen sich nach und nach. Noch nicht im Saal: Friedrich Merz. | |
| Die Abstimmung am Mittag birgt für ihn und die Koalition ein doppeltes | |
| Risiko: Erhält die Regierung für ihr Gesetzespaket wegen der | |
| Abweichler:innen in der Unionsfraktion keine Mehrheit, hat sie ein | |
| Problem. Bekommt sie die Mehrheit, aber auch nur, weil sich die Linke wie | |
| angekündigt enthält, hat sie ebenfalls ein Problem. Nur wenn Schwarz-Rot | |
| die Mehrheit mit eigenen Stimmen schafft, könnte erst mal Ruhe einkehren. | |
| Ulrike Schielke-Ziesing von der AfD nutzt den wunden Punkt in ihrer Rede | |
| direkt: „Jetzt stehen wir also hier, mit einem Gesetz, dass die | |
| Bundesregierung mit Linksextremisten durchbringen will“, sagt sie. Danach | |
| spricht CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann und sendet ein Signal an die | |
| Rebell:innen in den eigenen Reihen: Das Rentenpaket sei nicht alles. | |
| „Der zweite Schritt muss kommen.“ Er sei froh, dass die angekündigte | |
| Rentenkommission ihre Ergebnisse schon früher präsentieren soll als | |
| ursprünglich gedacht, nämlich schon nächstes Jahr. Das sei auch der | |
| Verdienst der Debatten der letzten Wochen. (ts) | |
| Wehrdienst-Reform wird auch in der namentlichen Abstimmung angenommen | |
| 11.30 Uhr: Unmittelbar vor der aktuell beginnenden Rentendebatte hat | |
| Bundestagsvizepräsident Omid Nouripour (Grüne) das Ergebnis der | |
| namentlichen Abstimmung zur Wehrdienst-Reform verkündet. Von den 596 | |
| abgegebenen Stimmen entfielen 323 Stimmen auf Ja, 272 Abgeordnete stimmten | |
| mit Nein, es gab eine Enthaltung. Die Musterungspflicht für die Jahrgänge | |
| ab 2008 ist damit beschlossene Sache. (rru) | |
| Proteste gegen Wehrdienst-Pläne vor dem Bundestag | |
| 11.20 Uhr: Aus Protest gegen die von der Koalition aus CDU/CSU und SPD im | |
| Bundestag – vorerst nur per Handzeichen – durchgewunkenen Wehrdienst-Pläne | |
| der Bundesregierung gehen am Freitag bundesweit junge Menschen auf die | |
| Straße. [7][Vor dem Bundestag wird protestiert.] Ein Bündnis von | |
| Jugendorganisationen ruft überdies zu einem „Schulstreik“ auf. Jede Form | |
| staatlicher Zwangsdienste würden abgelehnt, erklärte etwa die | |
| Landesschülervertretung von Nordrhein-Westfalen. Der Staat dürfe sich nicht | |
| über Körper, Lebenszeit und Zukunftspläne junger Menschen hinwegsetzen, um | |
| geopolitische Interessen durchzusetzen. [8][Die taz hat sich bei | |
| Streikwilligen und Jugendorganisationen in Berlin umgehört.] (rru) | |
| Reichinnek: „Wir retten nicht Herrn Merz, wir retten die Rente“ | |
| 11.05 Uhr: Ab 11.20 Uhr steht laut Tagesordnung des Bundestags die mit | |
| Spannung erwartete Debatte über das umstrittene Rentenpaket der | |
| Merz-Regierung an. | |
| Die Linken wollen sich bei der anschließenden Abstimmung im Bundestag | |
| enthalten. Fraktionschefin Heidi Reichinnek bestritt jetzt machttaktische | |
| Erwägungen. „Wir retten nicht Herrn Merz, wir retten die Rente von über 21 | |
| Millionen Menschen in diesem Land“, sagte sie in der Sendung „Frühstart“ | |
| von RTL/ntv. „Wir werden ganz sicher nicht zulassen, dass die Union ihre | |
| Machtspielchen auf dem Rücken der Rentnerinnen und Rentner ausführt.“ | |
| Mit der Union habe die Partei nicht gesprochen, „weil es hier einfach weder | |
| um Herrn Merz noch um Herrn Spahn noch um die Union an sich geht. Es geht | |
| darum, wie wir etwas für die Menschen in dem Land erreichen können“, sagte | |
| Reichinnek über Kanzler Friedrich Merz und Unionsfraktionschef Jens Spahn. | |
| Zugleich sagte sie aber, für die Union gebe es nichts Schlimmeres, als wenn | |
| das nur durch die Enthaltung der Linken zustande komme. | |
| Zur Frage, wie die Enthaltung der Linksfraktion zu bewerten ist, haben sich | |
| die taz-Kollegen Pascal Beucker und Thomas Salter [9][hier] einen | |
| Schlagabtausch geliefert. (dpa/taz) | |
| 🐾 Nicht alle Grünen für den Hodengriff | |
| 10.30 Uhr: Zu den Wehrdienstplänen der Bundesregierung sagen die Grünen | |
| mehrheitlich „Nein, aber“. Die Position, die ihr Parteitag am letzten | |
| Wochenende festgelegt hat: Die Möglichkeit, junge Männer zum Dienst zu | |
| verpflichten, lehnen sie vorerst ab, weshalb die Grünen am Freitagvormittag | |
| auch im Bundestag bei der Handzeichenabstimmung gegen das sogenannte | |
| Wehrdienst-Modernisierungsgesetz votierten. Allein: Den Zwang zur | |
| Musterung, der durch die Gesetzänderung zurückkommt, finden viele Grüne | |
| trotzdem richtig. Einige Abgeordnete kritisieren diesen Musterungszwang | |
| jetzt als „entwürdigend“. [10][Alle Details im Bericht des Kollegen Tobias | |
| Schulze.] (taz) | |
| Wehrpflicht bekommt Handzeichen-Mehrheit | |
| 10.15 Uhr: Der Bundestag hat über das sogenannte | |
| Wehrdienst-Modernisierungsgesetz abgestimmt, zunächst per Handzeichen. Die | |
| Koalition stimmt zu, Grüne, Linke und Rechtsextreme stimmen dagegen. | |
| Allerdings hat die AfD eine namentliche Abstimmung beantragt. Diese soll im | |
| Anschluss erfolgen. (rru) | |
| Pistorius: Wenn es freiwillig nicht funktioniert, kommt die Wehrpflicht | |
| 9.55 Uhr: In der Debatte über das sogenannte | |
| Wehrdienst-Modernisierungsgesetz hat Bundesverteidigungsminister Boris | |
| Pistorius (SPD) zwar betont: „Dieser Wehrdienst ist freiwillig und soll es | |
| auch bleiben.“ Sollte es mit der Freiwilligkeit aber nicht funktionieren, | |
| werde man aber „um eine Teilwehrpflicht nicht herumkommen“. Die Aufregung | |
| um die Musterung sei übrigens übertrieben, das tue niemandem weh. | |
| Die Grünen-Abgeordnete Sara Nanni kritisierte zuvor, dass die Pläne keine | |
| systematische Abfrage für den Dienst etwa im Zivilschutz vorsähen und | |
| zunächst nur 18-jährige Männer verpflichtend einen Fragebogen zum Interesse | |
| am Dienst in den Streitkräften ausfüllen müssen und nicht „alle | |
| Generationen“ und „alle Geschlechter“. | |
| Die Linke lehnt die Wehrdienst-Pläne kategorisch ab; sie sieht darin die | |
| Vorbereitung einer Wehrpflicht. Die Linken-Abgeordnete Desiree Becker | |
| unterstützte die Schülerstreiks: „Geht auf die Straße, streikt heute gegen | |
| die Wiedereinführung der Wehrpflicht“, sagte sie an die jungen Menschen | |
| gewandt. „Informiert euch über das Recht auf Kriegsdienstverweigerung und | |
| nutzt es.“ Die namentliche Abstimmung über das Gesetz soll gegen 10.05 Uhr | |
| beginnen. (rru) | |
| Wehrdienst-Debatte hat begonnen | |
| 9.00 Uhr: Im Bundestag hat die abschließende Beratung über die Einführung | |
| eines neuen Wehrdienstes begonnen. Nach einer rund einstündigen Debatte | |
| findet am Freitagvormittag die namentliche Schlussabstimmung statt. Das | |
| Vorhaben von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sieht die | |
| Wiedereinführung der verpflichtenden Musterung ganzer Jahrgänge ab dem | |
| Geburtsjahr 2008 vor. Die Entscheidung für den Wehrdienst soll aber | |
| freiwillig bleiben. | |
| Werden allerdings erwartete Ziele für die Erhöhung der Personalstärke der | |
| Bundeswehr nicht erreicht, könnte eine sogenannte Bedarfswehrpflicht | |
| kommen. Diese soll dann die Lücken zwischen dem Bedarf der Streitkräfte und | |
| der tatsächlichen Zahl der zur Verfügung stehenden Soldatinnen und Soldaten | |
| schließen. Nötig dafür wäre ein erneuter Beschluss des Bundestags. | |
| Betroffene könnten dann gegebenenfalls auch über ein Los- oder ein anderes | |
| Zufallsverfahren ausgewählt werden. | |
| Hintergrund der Wehrdienst-Reform sind neue Vorgaben der Nato zu | |
| Personalstärken vor dem Hintergrund der erhöhten Bedrohung durch Russland. | |
| Demnach muss Deutschland bis 2035 im Krisen- und Kriegsfall rund 460.000 | |
| Soldatinnen und Soldaten bereitstellen können. Pistorius plant dafür die | |
| Aufstockung der Bundeswehr auf rund 260.000 aktive Soldatinnen und Soldaten | |
| sowie die Erhöhung der einsetzbaren Reservisten auf rund 200.000. (afp) | |
| Merz legt Latte für Renten-Abstimmung hoch | |
| 8.00 Uhr: Vor der Entscheidung über das umstrittene Rentengesetz im | |
| Bundestag legt Kanzler Friedrich Merz (CDU) die Latte für die eigene | |
| Fraktion und Koalition noch einmal ein Stück höher. Er will die absolute | |
| Mehrheit aller Abgeordneten im Bundestag erzielen, die sogenannte | |
| Kanzlermehrheit von 316 Stimmen. Damit dürfen aus seiner Sicht bei der | |
| Schicksalsabstimmung der Koalition heute gegen 12.30 Uhr im Bundestag nicht | |
| mehr als zwölf Koalitionsabgeordnete fehlen, mit Nein stimmen oder sich | |
| enthalten. | |
| „Wir haben 630 Abgeordnete im Deutschen Bundestag. Die Mehrheit ist 316. | |
| Wir haben 328 und ich würde mir ein Ergebnis wünschen zwischen 316 und | |
| 328“, sagte der CDU-Vorsitzende nach einem Treffen mit den | |
| Ministerpräsidenten der Länder in Berlin auf eine Journalistenfrage. Damit | |
| nennt er eine Zielmarke, die vor ihm noch niemand aus der Koalition so | |
| gesetzt hat. Und sie geht auch weit über das hinaus, was für eine | |
| Verabschiedung des Gesetzes nötig ist. (dpa) | |
| 5 Dec 2025 | |
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| [4] https://www.bundestag.de/parlament/plenum/abstimmung/abstimmung?id=985 | |
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