| # taz.de -- Kanzlermehrheit für Merz: Die Rente ist durch | |
| > Die Koalition kann aufatmen: Der Bundestag hat das Rentengesetz | |
| > beschlossen. Kanzler Merz gelang dabei ein kleiner Coup. | |
| Bild: Ein letztes Aufbäumen am Freitag: Pascal Reddig von der Jungen Union erk… | |
| Kurz vor halb zwei ist es Bodo Ramelow, der es auf den Punkt bringt. „Ich | |
| denke, wir haben die Steine, die von manchem Herzen geplumpst sind, | |
| gehört“, sagt der Politiker der Linkspartei von seinem Rednerpult als | |
| Bundestagsvizepräsident. Innerhalb der Koalition dürfte die Erleichterung | |
| am Freitagmittag tatsächlich groß sein: [1][Das Rentenpaket passiert mit | |
| großer Mehrheit den Bundestag] - und das, obwohl Bundeskanzler Friedrich | |
| Merz (CDU) die Messlatte dafür zuletzt noch mal höher gesetzt hatte. | |
| 318 Abgeordnete aus den Reihen der schwarz-roten Koalition brachten das | |
| Gesetz durch das Parlament. Damit erhielt Merz die sogenannte | |
| Kanzlermehrheit von mindestens 316 Stimmen, die er am Donnerstagabend zur | |
| Zielmarke erklärt hatte. Hätten nur zwei weitere Abgeordnete aus Union und | |
| SPD gegen die Pläne gestimmt oder wären der Entscheidung ferngeblieben, | |
| hätte Merz die sieben Monate alte Koalition bereits an den Rand des | |
| Abgrunds geführt. | |
| Merz gelang mit Biegen und Brechen zumindest ein kleiner Coup. Weil sich | |
| die Linken wie angekündigt bei der Abstimmung enthielten, wären für das | |
| Erreichen einer einfachen Mehrheit deutlich weniger Stimmen nötig gewesen. | |
| Mit dem Erreichen der Kanzlermehrheit könnte Merz nun gestärkt aus der | |
| wochenlangen Hängepartie und dem Streit mit den renitenten Abgeordneten der | |
| Jungen Union gehen. | |
| „Das ist erst der Anfang“, sagte der Kanzler nach der Abstimmung. Nun gehe | |
| es darum, dass die von der Koalition ebenfalls auf den Weg gebrachte | |
| Reformkommission zur Rente an die Arbeit gehe. Die Regierung werde sich | |
| zügig mit weiterreichenden Änderungen befassen und eine tiefergehende | |
| Novellierung der Rentenpläne auf den Weg bringen. „Es wird eine nicht ganz | |
| einfache Diskussion für uns werden“, sagte Merz mit Blick auf die Krise der | |
| vergangenen Wochen. | |
| ## Grüne und Linke werfen sich schlechte Arbeit vor | |
| Denn am Ende stimmten immer noch sieben Abgeordnete aus der Union gegen das | |
| Rentengesetz, das sie dafür kritisierten, dass es zu viel koste und | |
| notwendige Reformen auf die lange Bank schiebe. „Der Gesetzesentwurf geht | |
| gegen meine fundamentalen Überzeugungen“, sagte der Vorsitzende der Jungen | |
| Gruppe der Unionsfraktion während der Debatte und kündigte seine | |
| Nein-Stimme im Bundestag an. Merz, der auf der Regierungsbank nur wenige | |
| Schritte hinter ihm saß, dürfte diese Haltung nicht überrascht haben. | |
| [2][Merz erschien fast eine Stunde zu spät zur Debatte im Bundestag.] Er | |
| überließ es CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann, die jungen | |
| Unionsabgeordneten ein letztes Mal auf Regierungslinie zu bekommen. | |
| Linnemann appellierte, dass es „ein starkes Mandat für dieses Paket | |
| brauche“. Denn dies sei gleichzeitig „ein starkes Mandat für diese | |
| Koalition, ein starkes Mandat für die Bundesregierung und ein starkes | |
| Mandat für den Bundeskanzler“. | |
| [3][Dabei war schon vorher klar, dass das Paket wegen der Schützenhilfe aus | |
| der Linkspartei den Bundestag sicher passieren würde] – doch in der Union | |
| wollte man sich nicht von deren Gunsten abhängig machen. Grüne und Linke | |
| warfen sich im Plenum deshalb gegenseitig schlechte Oppositionsarbeit vor. | |
| Die Linken hätten „Opposition versprochen“, seien aber als | |
| „Mehrheitsbeschaffer:innen von Merz geendet“, kritisierte Grünen-Vize | |
| Andreas Audretsch. Das Schlimmste daran sei die „Ambitionslosigkeit“ der | |
| Linken. Man könne im Bundestag ja kooperativ sein, aber: „Dann holt man | |
| etwas für die Menschen in diesem Land heraus.“ Teile seiner restlichen Rede | |
| gingen im Lärm unter – Applaus der eigenen Leute, Protestrufe aus der | |
| Linksfraktion. | |
| Die Antwort auf Audretsch lieferte darauf Linken-Fraktionschefin Heidi | |
| Reichinnek. Es gehe in der Abstimmung um das Leben von Millionen | |
| Rentnerinnen und Rentnern. „Sie sagen wirklich, dass es richtig wäre, diese | |
| Menschen über die Klippe springen zu lassen?“ Dass die Grünen der Reform | |
| der Schuldenbremse mit mehr Mitteln fürs Militär zugestimmt hätten, jetzt | |
| aber eine rote Linie zögen, sage „alles über die Grünen, was man über die | |
| Grünen wissen muss“. | |
| Für den Unionsfraktionschef Jens Spahn, der sich lange vorwerfen lassen | |
| musste, keine Mehrheiten in seinen eigenen Reihen herstellen zu können, war | |
| es „ein guter Tag“. Er sagte, die Koalition debattiere, aber sie entscheide | |
| auch. Bis Mitte der Woche war unklar, wie viele der 18 Abgeordneten der | |
| jungen Gruppe in der Union gegen das Gesetz stimmen würden. | |
| Mit dem Vorhaben beschloss der Bundestag nicht nur die Festsetzung des | |
| Rentenniveaus und der Mütterrente, sondern auch die Aktivrente, die | |
| freiwilliges längeres Arbeiten mit steuerlichen Anreizen fördern soll. | |
| Insgesamt gab es neben den 318 Ja-Stimmen 224 Nein-Voten. 53 Abgeordnete | |
| enthielten sich. | |
| 5 Dec 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Cem-Odos Gueler | |
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