| # taz.de -- Ehemaliger US-Botschafter: „Dieser Plan ist zum Scheitern verurte… | |
| > Die USA und Russland sollen einen neuen Friedensplan für die Ukraine | |
| > ausgearbeitet haben. Für den US-Diplomaten Kurt Volker ist er die | |
| > „Ausformulierung der russischen Position“. | |
| Bild: Kostjantyniwka: Schauplatz schwerer Kämpfe mit russischen Truppen in der… | |
| taz: Botschafter Volker, was halten Sie von dem in den US-Medien zitierten | |
| Friedensplan für die Ukraine, den die USA und Russland im Geheimen | |
| ausgehandelt haben sollen? | |
| Kurt Volker: Ich glaube, dass dieser Friedensplan, dieser angebliche | |
| 28-Punkte-Plan, wenn er wirklich all die Dinge enthält, die aus den Medien | |
| bekannt sind, keine Chance auf Erfolg hat. Er ist im Grunde nichts anderes | |
| als die Ausformulierung der russischen Position. [1][Ich sehe keine | |
| Möglichkeit, dass die Ukraine dem zustimmen könnte.] Ich sehe auch keine | |
| Möglichkeit, dass die Europäer dem zustimmen würden. Und es ist auch sehr | |
| interessant, dass sich Präsident Trump bisher überhaupt nicht dazu geäußert | |
| hat, was mich vermuten lässt, [2][dass er weiß, dass dieser Plan zum | |
| Scheitern verurteilt ist] und er sich davon distanzieren will. Ich gehe | |
| daher davon aus, dass dieser Plan keine konkreten Ergebnisse liefern wird. | |
| taz: Wenn sich Trump aufgrund der geringen Erfolgsaussichten, wie sie | |
| sagen, von diesem Plan distanzieren will, warum geht die Regierung diesen | |
| Weg und verhandelt über die Köpfe der Ukraine hinweg mit Moskau? | |
| Volker: Ich vermute, dass Präsident Trump zu seinem Spezialbeauftragen für | |
| Friedensfragen, Steve Witkoff, und Vizepräsident JD Vance sagte: „Versucht | |
| es ruhig, aber erwartet nicht, dass dabei was herauskommt.“ Die Details | |
| sind problematisch, aber selbst der Prozess an sich ist problematisch: | |
| [3][Erst mit den Russen etwas auszuhandeln] und dann den Ukrainern zu | |
| sagen: „So, hier ist das Ergebnis“. Das kann nicht funktionieren. Und ich | |
| glaube, Trump versteht das, doch es mangelt an alternativen Ideen. | |
| taz: Was denken Sie allgemein über die Strategie der Trump-Regierung, wenn | |
| es um die ukrainischen Friedensbemühungen geht? | |
| Volker: [4][Ich würde sagen, dass Präsident Trump eine ganz klare Linie | |
| verfolgt]. Er hat immer betont, dass sein Ziel ein Ende des Konflikts sei. | |
| Er hat versucht, die Idee eines sofortigen Waffenstillstands gegenüber der | |
| Ukraine schmackhaft zu machen. Er hat auch [5][die wirtschaftlichen | |
| Beziehungen zwischen den USA und der Ukraine vorangetrieben, das | |
| Mineralienabkommen] und Investitionsfonds sind Beispiele dafür. Außerdem | |
| hat er Europa dazu gebracht, deutlich mehr für Verteidigung auszugeben und | |
| eine Koalition der Willigen auf die Beine zu stellen, die bereit ist, | |
| amerikanische Waffen und Munition für die Ukraine zu kaufen. Er hat auch | |
| versucht, den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu einem | |
| Waffenstillstand oder zu Friedensverhandlungen zu bewegen, und genau da | |
| liegt seine Frustration. Putin weigert sich. | |
| taz: Sie sprachen gerade von Frustration. Es ist nicht das erste Mal, dass | |
| die USA und Russland ohne Einbindung europäischer Verbündeter oder der | |
| Ukraine über einen Friedensplan verhandeln. Warum hält die Trump-Regierung | |
| trotzdem an dieser Vorgehensweise fest? | |
| Volker: Das ist eine gute Frage, ich denke, Trump will derzeit noch keinen | |
| maximalen Druck auf Putin ausüben, weil er noch immer an Friedensabkommen | |
| glaubt. Und zu viel Druck auf Putin würde dies nur erschweren. Da Putin | |
| jedoch nichts unternimmt, um den Konflikt zu beenden, wendet sich Trump | |
| immer wieder an den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in der | |
| Hoffnung, dass dieser im Gegensatz zu Putin nachgeben könnte. | |
| taz: Auch wenn sie bei den Verhandlungen nicht am Tisch sitzen, welche | |
| Rolle spielt Europa aus amerikanischer Sicht beim Versuch den Konflikt zu | |
| beenden? | |
| Volker: Ich denke, das Ziel muss weiterhin Waffenstillstand heißen. Wenn | |
| wir das erreichen können, müssen wir Mechanismen zur Abschreckung | |
| einrichten, und das wird große Anstrengungen von vielen europäischen | |
| Ländern erfordern, nicht nur von Deutschland, sondern auch von | |
| Großbritannien, Frankreich, Schweden, Polen und vielen anderen. Viele | |
| Länder werden sich engagieren müssen, um sicherzustellen, dass jeder | |
| Waffenstillstand auch zu einem dauerhaften Waffenstillstand wird. | |
| taz: Braucht es dafür amerikanische Tomahawk-Waffensysteme und die | |
| Freigabe, diese Langstreckenwaffen gegen Ziele tief im Inneren Russlands | |
| einzusetzen? | |
| Volker: Ja, natürlich. Wir müssen Putin einen Grund dafür geben, den Krieg | |
| zu beenden. Im Moment, denke ich, sieht er keinen. Er glaubt, er könne | |
| weiterkämpfen und ungestraft davonkommen. Zwei Dinge sind aus meiner Sicht | |
| deshalb entscheidend: Sanktionen, insbesondere Sekundärsanktionen, durch | |
| die Personen, die mit russischem Öl und Gas handeln, von internationalen | |
| Finanzinstitutionen ausgeschlossen würden. Das wäre das Eine. Und das | |
| Andere wären [6][Langstreckenraketen und Angriffe mit großer Reichweite]. | |
| taz: Keith Kellogg, der US-Sonderbeauftragte für die Ukraine, wird im | |
| Januar von seinem Posten zurücktreten. Welche Auswirkungen könnte dies | |
| haben? | |
| Volker: Es ist eine befristete Position, daher war allen klar, dass Kellogg | |
| im Januar ausscheiden könnte. Ich denke, die Regierung hätte eine Lösung | |
| finden können, um ihn zu halten, wenn sie gewollt hätte. Ich vermute, der | |
| Grund dafür ist sein Unmut darüber, dass ein Friedensplan wie dieser ohne | |
| seine Beteiligung ausgearbeitet und vorgeschlagen wurde, obwohl er | |
| Präsident Trumps Sonderbeauftragter für die Ukraine ist. Sein Rücktritt | |
| sollte allerdings keinen großen Einfluss haben. Präsident Trump ist der | |
| einzige Entscheidungsträger in dieser Regierung. Er gibt den Ton an. | |
| taz: Als ehemaliger Sonderbeauftragte für ukrainische Verhandlungen, was | |
| glauben Sie, wie geht’s weiter? | |
| Volker: Ich glaube, wenn wir, wie bereits erwähnt, genügend Druck auf Putin | |
| ausüben – mit Sanktionen und der Fähigkeit, Ziele tief in Russland | |
| anzugreifen –, dann können wir ihn zu einem Waffenstillstand bewegen. Doch | |
| auch dann glaube ich nicht, dass Putin sein Vorhaben einer vollständigen | |
| Übernahme der Ukraine einfach aufgeben würde. Wir müssen also unsere | |
| Fähigkeiten und unsere Abschreckungsmaßnahmen ausweiten, um die nächsten | |
| russischen Angriffe zu verhindern. Und ich denke, das ist machbar. Ich | |
| glaube, das ist der Punkt, an dem wir nächstes Jahr ankommen werden. | |
| 21 Nov 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Hansjürgen Mai | |
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