| # taz.de -- Brandenburg vor einer Regierungskrise: Nach dem Parteiaustritt von … | |
| > Nach einem internen Streit verlassen vier Abgeordnete aus dem | |
| > Brandenburger BSW überraschend die Partei. Die SPD will an der Koalition | |
| > festhalten. | |
| Bild: Noch hält die Koalition in Brandenburg: Robert Crumbach (BSW) und Dietma… | |
| dpa | In Brandenburg spitzt sich die Krise der dortigen Landesregierung zu, | |
| die Zukunft der bundesweit einzigen Koalition aus SPD und BSW ist aktuell | |
| unklar. Denn am Dienstag sind vier Abgeordnete des Bündnisses Sahra | |
| Wagenknecht (BSW) aus ihrer Partei ausgetreten. Als Grund für den Schritt | |
| gaben Jouleen Gruhn, Melanie Matzies, André von Ossowski und Reinhard Simon | |
| unter anderem an, es dominierten „radikalisierte Positionen“ in der Partei. | |
| Sie wollten aber als Parteilose in der Fraktion bleiben. | |
| Die SPD will Gespräche nun mit dem Koalitionspartner im Landtag führen. An | |
| einer für den heutigen Mittwoch geplanten Vorentscheidung über zwei | |
| strittige Medienstaatsverträge will die SPD festhalten. „Wir werden dann | |
| das weitere Vorgehen besprechen“, teilte SPD-Fraktionschef Björn Lüttmann | |
| mit. | |
| Brandenburgs Regierungskoalition verfügte bisher mit 32 SPD-Abgeordneten | |
| und 14 BSW-Abgeordneten über eine Mehrheit von 46 Stimmen. Die CDU hat im | |
| Brandenburger Landtag 12 Stimmen, die AfD 30. | |
| In einer Erklärung, die am Dienstagabend verbreitet wurde, verweisen die | |
| vier Ex-BSWler Gruhn, Matzies, von Ossowski und Simon auf die jüngsten | |
| Entwicklungen innerhalb des BSW. „Autoritäre Tendenzen prägen zunehmend | |
| mehr das innerparteiliche Klima, der Druck auf Abgeordnete wächst, während | |
| offene Diskussionen und die Einbindung unterschiedlicher Stimmen in den | |
| Hintergrund treten“, heißt es dort. | |
| ## Kritik von Sahra Wagenknecht | |
| Noch-BSW-Chefin Sahra Wagenknecht kritisiert die vier Abgeordneten in | |
| Brandenburg, die im Streit aus ihrer Partei ausgetreten sind. Die vier | |
| Personen hätten im Wissen um die Positionen der Partei kandidiert und den | |
| Menschen versprochen, diese Positionen mitzuvertreten, sagte Wagenknecht in | |
| der ARD-Sendung „Maischberger“. | |
| „Ich finde es wirklich problematisch, wenn einzelne Abgeordnete hier in | |
| einer wichtigen Position – und unsere Kritik am öffentlich-rechtlichen | |
| Rundfunk ist eine wichtige Position – meinen, das müssten sie einfach | |
| anders machen, weil sie es vielleicht besser wissen“, sagte Wagenknecht. | |
| Doch betonte sie, man werde „mit ihnen im Gespräch bleiben, und ich hoffe, | |
| dass wir das auch lösen können“. | |
| In den vergangenen Tagen war in der Koalition von SPD und BSW in Potsdam | |
| der Streit über zwei Medienstaatsverträge eskaliert. Anders als die SPD | |
| will eine Mehrzahl der BSW-Abgeordneten die Verträge nicht mittragen. | |
| Wagenknecht sagte bei „Maischberger“, im Koalitionsvertrag gebe es keine | |
| Festlegung zu den Staatsverträgen. Sie habe mit Ministerpräsident Dietmar | |
| Woidke (SPD) gesprochen. „Das wäre kein Grund für einen Koalitionsbruch | |
| gewesen“, sagte Wagenknecht. Sie hatte schon am Montag erklärt, sie sei | |
| dafür, die Koalition mit der SPD in Potsdam fortzuführen. | |
| ## Streit über Medienstaatsverträge | |
| Im Hauptausschuss wollen die Fraktionen von SPD und BSW am Mittwoch über | |
| [1][zwei Medienstaatsverträge zur Rundfunkreform] von ARD, ZDF und | |
| Deutschlandradio sowie mehr Jugendmedienschutz beraten. Die Staatsverträge | |
| stehen in der kommenden Woche im Landtag zur Abstimmung. | |
| Die BSW-Fraktion hatte mehrheitlich angekündigt, gegen die | |
| Medienstaatsverträge zu stimmen. Damit hätte die Koalition keine eigene | |
| Mehrheit. Die BSW-Fraktion fordert eine weitergehende Reform und befürchtet | |
| bei den Plänen zum Jugendmedienschutz übermäßige staatliche Eingriffe. Die | |
| SPD verlangte zunächst eine gemeinsame Zustimmung in der Koalition. | |
| Doch der Streit über die Medienstaatsverträge schwelt auch innerhalb des | |
| BSW. Finanzminister Robert Crumbach (BSW) tritt für die Reformen ein. Der | |
| Parteibundesvorstand lehnte sie Anfang November ab. Zuletzt stellten vier | |
| Abgeordnete einen Misstrauensantrag gegen den Fraktionsvorstand um den | |
| Vorsitzenden Niels-Olaf Lüders. | |
| Für den Hauptausschuss am Mittwoch – eine Vorabstimmung – wurde erwartet, | |
| dass Crumbach mit Ja stimmt, BSW-Fraktionschef Lüders mit Nein. Bei der | |
| Entscheidung im Landtag will die BSW-Fraktion laut Lüders am 19./20. | |
| November mehrheitlich mit Nein stimmen. Die CDU-Opposition sichert | |
| voraussichtlich die Mehrheit, damit die Verträge bundesweit nicht | |
| scheitern. | |
| ## Nicht grundsätzlich gegen öffentlich-rechtlichen Rundfunk | |
| Auf [2][seiner Webseite erklärte der Landesverband, das BSW habe ein | |
| Versprechen] abgegeben: „Mit uns endet das Weiter-so!“ Dies verlange aber, | |
| „dass man sich couragiert für BSW-Positionen einsetzt. Auch wenn dies nicht | |
| immer der einfachere Weg ist“, schrieb die brandenburgische | |
| BSW-Landesvorsitzende Friederike Benda dort. „Wir waren und sind es unseren | |
| Mitgliedern und Wählern schuldig, dass wir politisch konsequent sind. | |
| Unsere Partei und unsere Wähler erwarten zu Recht, dass wir – in Regierung | |
| oder Opposition – nicht einknicken“, erklärte Benda. | |
| Zum Ringen um die Medienstaatsverträge hatte Benda dort auch [3][vor etwa | |
| einer Woche klargestellt: „Das BSW will einen Neustart] für einen | |
| öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der seine verfassungsmäßige Aufgabe ernst | |
| nimmt und ein Leuchtturm für Meinungsvielfalt und Demokratie wird“, ein | |
| Nein zu den Staatsverträgen sei daher ein Ja für einen besseren | |
| öffentlich-rechtlichen Rundfunk und für tiefgreifende Reformen. | |
| „Die derzeit diskutierten Medienstaatsverträge werden nicht dafür sorgen, | |
| dass unter anderem der Einfluss der Politik beschnitten, eine plurale | |
| Berichterstattung garantiert und die Mitbestimmung der Beitragszahler | |
| vergrößert wird“, meinte Benda. Dies sei „angesichts des Zustands und des | |
| sinkenden Vertrauens in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk“ ihrer Ansicht | |
| nach „dringend geboten“. | |
| ## Auswirkung auf die Koalition offen | |
| Die Brandenburger Koalition aus SPD und BSW besteht seit knapp einem Jahr | |
| und war die einzige Mehrheitsoption, wenn die AfD nicht mitregieren soll. | |
| Wie es jetzt mit der Koalition weitergeht, ist offen. Praktisch gibt es nun | |
| quasi drei Partner: SPD, BSW und die vier aus dem BSW ausgetretenen | |
| Abgeordneten. „Die Dynamik innerhalb der BSW-Fraktion ist überraschend und | |
| zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschließend zu bewerten“, sagte Lüttmann. | |
| Erst mal ist die Koalition noch im Amt. Vor der Ankündigung des | |
| Parteiaustritts der vier BSW-Abgeordneten erklärte die SPD-Fraktion, trotz | |
| des mehrheitlichen Neins des BSW an der Koalition festhalten zu wollen. | |
| 12 Nov 2025 | |
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| [3] https://bb.bsw-vg.de/aktuelles/ein-nein-zu-diesen-staatsvertraegen-ist-ein-… | |
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