| # taz.de -- Bürgerräte im Bundestag: Guter Rat nicht erwünscht | |
| > Die Union findet Bürgerräte überflüssig bis gefährlich. Dabei stärkt das | |
| > die Politik beratende Gremium die Mitte und die Demokratie. | |
| Bild: Aufgelöst: Mitglieder des Bürgerrats „Ernährung im Wandel“ mit Bä… | |
| Anscheinend möchte die Union nicht, dass sich die demokratischen Verfahren | |
| behutsam erneuern. So sorgten vor allem die Christdemokraten dafür, dass | |
| die für Bürgerräte zuständige Stelle in der Bundestagsverwaltung aufgelöst | |
| wurde und der entsprechende Haushaltstitel verschwand. | |
| Auf den ersten Blick mögen Bürgerräte merkwürdig erscheinen, denn die | |
| Mitglieder werden per Losverfahren bestimmt. Doch gerade dadurch werden | |
| antagonistische Meinungen nicht weiter auseinandergetrieben, sondern eher | |
| zusammengeführt. Oft stehen am Ende unaufgeregte, [1][sinnvolle und | |
| konstruktive Vorschläge] zur Lösung politischer Probleme. Das erste | |
| offizielle Experiment beim Bundestag vor zwei Jahren, der Bürgerrat | |
| „[2][Ernährung im Wandel]“, brachte sein Ergebnis mit breiter Mehrheit | |
| zustande. | |
| Das Verfahren stärkt die Mitte. Es schwächt die repräsentative Demokratie | |
| nicht, sondern kann das Gegenteil erreichen – auch wenn die Politik den | |
| Gremien bisher [3][nur beratenden Charakter] zubilligt. Wobei eine | |
| Weiterentwicklung hin zu einer gewissen Art von Verbindlichkeit der | |
| Ergebnisse sinnvoll erscheint. Sonst fragen sich die Teilnehmenden, warum | |
| sie Zeit und Kraft investieren. | |
| Die zeitgenössische Union betrachtet solche Innovationen und Entwicklungen | |
| jedoch als gefährlich, die Hartrechten wie die AfD sowieso. Dabei bleibt | |
| eine Gesellschaft nur lebenswert, wenn sich aus Nischen heraus neue | |
| gesellschaftliche und politische Bedürfnisse artikulieren und sie | |
| schließlich breiteren Einfluss gewinnen können. Zum Beispiel: neues | |
| Arbeitsrecht (Lieferkettengesetze), neue Formen von Mobilität (ohne Erdöl), | |
| neue Geschlechterverhältnisse (Regenbogenfamilien), neue Ausdrucksweisen | |
| (Gendern), neue Ernährung (mal keine Wurst). | |
| Konservative und Rechte mögen so etwas nicht. Sie verhindern Fortschritt. | |
| Und befürworten Rückschritt. Wobei diese Einschätzung – das muss man | |
| einräumen – davon abhängt, was unter Fortschritt zu verstehen ist. | |
| 26 Nov 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Hannes Koch | |
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