| # taz.de -- Reform der Öffentlich Rechtlichen: Erst Süßes, dann Saures | |
| > Die Debatte um die Rundfunkreform ist nur scheinbar zu Ende. Denn solange | |
| > die Medienpolitik keine Mehrheitspolitik ist, geht der Grusel weiter. | |
| Bild: Süßes und Saures: Halloween in der deutschen Medienpolitik | |
| Die Halloween-Woche hat der deutschen Medienpolitik einen süßsauren Erfolg | |
| beschert. [1][Der Reformstaatsvertrag fürs Öffentlich-Rechtliche] schaffte | |
| es in Sachsen durch den Landtag. Was daran lag, dass Ministerpräsident | |
| Michael Kretschmer (CDU) schaurig schön mit den Linken um die Häuser zog, | |
| Unvereinbarkeitsbeschluss hin oder her. | |
| Die noch ausstehenden Zustimmungen aus NRW, Niedersachsen und Brandenburg | |
| sind Formsache. Damit ist das Ding durch, die Reform allerdings noch lange | |
| nicht. Zwar gab es passend zu Halloween „Süßes“ mit der knappen Mehrheit | |
| aus Dresden. Doch das „Saure“ folgt auf dem Fuß. Denn die ebenfalls zu | |
| reformierende oder wenigstens zu klärende Finanzierung von ARD, ZDF und | |
| Deutschlandradio ist und bleibt nicht mehrheitsfähig. Ohne die ist aber | |
| keine Gesamtreform zu haben, die auch nur bis nächstes Halloween hält. | |
| Dabei hatten alle 16 Bundesländer den großen Kompromiss-Kürbis schon | |
| ausgehöhlt, wie künftig der „Finanzbedarf“ der Anstalten und damit der | |
| Beitrag ermittelt und angepasst werden soll. Aber zwei Rübengeister | |
| pusteten gleich schon wieder die Kerze aus. Bayern und, na hallo, Sachsen | |
| wollen erst mitspielen, wenn die Öffentlich-Rechtlichen mit dem Klingeln | |
| aufhören und auf die Süßigkeiten, also die eigentlich schon [2][für dieses | |
| Jahr geplante Beitragserhöhung], verzichten. | |
| Dieses „Trick or treat“ bringt die Medienpolitik an ihre Grenzen, weil sie | |
| von allen sechzehn Bundesländern einstimmig beschlossen werden muss. Damit | |
| kann einE einzigeR Geisterfahrer*in alles wieder einreißen. Dieses | |
| Gespenst geht auch im Beitragskompromiss um. Der sieht vor, dass eine | |
| Erhöhung zwischen einem und fünf Prozent nicht von allen 16 Ländern | |
| beschlossen werden muss. Sondern, dass umgekehrt nach einem abgestuften | |
| Verfahren sich ein bis drei Länder gruseln und widersprechen müssen. Sonst | |
| kommt die Erhöhung automatisch. | |
| Das Einstimmigkeitsprinzip wird so ein bisschen verwässert wie die | |
| Kürbissuppe, wenn mehr Gruselmonster gekommen als geladen sind. Aber das | |
| reicht nicht. Halloween ist das Fest der Toten und Untoten. Und von denen | |
| gibt es [3][in der Medienpolitik] reichlich. | |
| ## Der ganz normale Spuk | |
| Um hier ein für allemal den heidnischen Sumpf trockenzulegen, muss aus | |
| Medienpolitik Mehrheitspolitik werden. Gemeint sind dabei echte Mehrheiten | |
| und kein Bedarfsveto wie jetzt vorgesehen. Ja, hier müssen die Landtage | |
| Macht abgeben. Aber es ist gefühlte Macht, die sie schon heute nicht haben. | |
| Eben, weil die Parlamente von ihren Ministerpräsident*innen | |
| ausgehandelte Verträge nur abnicken oder destruktiv vor die Wand fahren | |
| können. | |
| Dass so eine Selbstentmachtung nur in der Nacht des Grauens beschlossen | |
| werden kann, versteht sich. Termin ist also nächstes Jahr an Halloween. Bis | |
| dahin kann sich Kretschmer schon mal wie am letzten Mittwoch verhalten und | |
| Sachsens „Trick“ in Sachen Beitrag in einen „Treat“ verwandeln. „Der … | |
| normale Spuk, wie immer in der Politik“, meint die Mitbewohnerin. | |
| 3 Nov 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Reform-der-Oeffentlich-Rechtlichen/!6125479 | |
| [2] /Ja-zum-Reformstaatsvertrag-in-Sachsen/!6125480 | |
| [3] /6-Fragen-und-6-Antworten-zu-den-OeRR-Reformen/!6124858 | |
| ## AUTOREN | |
| Steffen Grimberg | |
| ## TAGS | |
| Halloween | |
| Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk | |
| Sachsen | |
| Landtag | |
| CDU | |
| Michael Kretschmer | |
| Rundfunkdebatte | |
| Medienpolitik | |
| Kolumne Flimmern und Rauschen | |
| Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk | |
| ZDF | |
| Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| „Ja“ zum Reformstaatsvertrag in Sachsen: Stabilität, aber was jetzt? | |
| Zustimmung in Sachsen: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk bekommt endlich | |
| Richtung – jetzt muss er sie auch nutzen. | |
| Reform der Öffentlich-Rechtlichen: Sachsen stimmt für den Reformstaatsvertrag | |
| Sachsens Landtag hat mit knapper Mehrheit der Reform des Rundfunks in | |
| Deutschland zugestimmt. Für den Reformstaatsvertrag braucht es die | |
| Zustimmung aller Bundesländer. | |
| FAQ zu ÖRR-Reformen: Klappt es noch mit den Reformen? | |
| Die Länder streiten über Sparpläne, Presseähnlichkeit und Finanzierung – | |
| und in Sachsen könnte die ganze Rundfunkreform nun kippen. |