| # taz.de -- Studierenden-Protest in Hamburg: Uni teurer, aber schlechter | |
| > An der Uni-Hamburg müssen alle Fakultäten mit 4,5 Prozent weniger | |
| > auskommen. Das Budget ist zu gering für steigende Kosten. Asta ruft zum | |
| > Protest auf. | |
| Bild: Gehen zu Lasten der Lehre: Investitionen in die IT-Infrastruktur | |
| Hamburg taz | An Hamburgs Uni regiert [1][der Rotstift]. Alle Fakultäten | |
| müssen in diesem Jahr 4,5 Prozent ihres Budgets einsparen. „Das hat massive | |
| Auswirkungen auf Studium und Lehre“, sagte Asta-Referent Elias Gerstner. | |
| Tutorien und AGs würden gestrichen, Bibliothekszeiten gekürzt. „Und | |
| Studierende verlieren ihre Jobs als Tutoren. Jeder hat Angst, der nächste | |
| zu sein.“ | |
| In dieser Woche beginnt gerade der Vorlesungsbetrieb des neuen Semesters. | |
| Für Donnerstag 13.30 Uhr ruft nun der studentische Asta zu einer | |
| [2][Kundgebung vor dem Hauptgebäude] auf. Motto: „Es reicht! Laut werden | |
| gegen die Erhöhung des [3][Semesterbeitrags] und die Unterfinanzierung“. | |
| Denn auch dieser Beitrag, den die Studierenden alle halbe Jahre zahlen | |
| müssen, stieg gerade von 335 Euro auf erstaunliche 384 Euro. „Und das, | |
| obwohl die meisten Studierenden in Armut leben“, empört sich Gerstner, im | |
| [4][Asta zuständig für Campusdemokratie]. | |
| Die Universität befinde sich in einer „angespannten finanziellen Lage“, | |
| sagt Alexander Lemonakis, Sprecher des [5][Uni-Präsidenten Hauke Heekeren]. | |
| Ursache dafür seien neben gestiegenen Personal- und Energiekosten „der | |
| notwendige Ausbau der IT-Sicherheit und digitalen Infrastruktur für | |
| Forschung und Lehre“. | |
| ## Teurer Schutz vor Cyber-Angriffen | |
| Denn die Sicherung zukunftsfähiger Rahmenbedingungen für Studierende, | |
| Forschende und Mitarbeitende erfordere „erhebliche Investitionen“. Allein | |
| um die Uni vor Cyberangriffen zu schützen, benötige man jährlich einen | |
| „mittleren einstelligen Millionenbereich“. | |
| Das Grundbudget der Universität beträgt laut Lemonakis für das Jahr 2025 | |
| rund 394,7 Millionen Euro und enthält einen Ausgleich von rund 15 Millionen | |
| Euro für Tarifsteigerungen. Dennoch reicht dies nicht. | |
| Die zuständige [6][Wissenschaftsbehörde] weist die Verantwortung von sich. | |
| „Die Stadt hat keine Mittelkürzungen vorgenommen“, sagt Sprecher Christian | |
| Wöhst. Im Gegenteil, man habe bereits die gestiegenen Energiekosten | |
| ausgeglichen. Die Uni Hamburg verwalte ihr Budget im Rahmen ihrer Autonomie | |
| selbst, sagt Wöhst. „Maßnahmen einer umsichtigen Bewirtschaftung liegen | |
| somit im Ermessen der Universität Hamburg“, die diese Rolle „sehr ernst“ | |
| nehme. | |
| Auch Lemonakis betont, dass das Uni-Präsidium wegen der Finanzierung | |
| besagter IT-Investitionen und nicht voll ausgeglichener Personalkosten „in | |
| engem Austausch mit der Wissenschaftsbehörde“ stehe und auf | |
| „vertrauensvollen Dialog“ für eine Lösung setze. | |
| ## Im Vertrauen auf die Stadt alle Rücklagen verbraucht | |
| Der Akademische Senat (AS), das oberste Gremium der Uni, übt indes [7][in | |
| einer Stellungnahme deutliche Kritik]. Die rot-grüne Koalition strebe in | |
| ihren neuen Vertrag zwar exzellente Wissenschaft für Hamburg an, doch die | |
| dafür erforderliche auskömmliche Finanzierung und Planungssicherheit, sei | |
| „aktuell nicht gegeben“. | |
| Die Universität sei schon seit Jahren strukturell unterfinanziert und habe | |
| dieses Defizit nach Aufforderung durch die Politik und Behörde dadurch | |
| kompensiert, dass sie auf ihre Rücklagen zurückgriff. „Diese sind nun | |
| aufgebraucht“, schreibt der Akademische Senat. „Die Universität hat sich | |
| dabei auf die Zusage verlassen, dass in diesem Fall die Grundmittel | |
| bedarfsgerecht erhöht werden.“ | |
| Doch das scheint nun nicht der Fall zu sein. „Der Hamburger Senat, die | |
| Bürgerschaft und die Wissenschaftsbehörde sind in der Verantwortung, der | |
| Universität die Mittel zur Verfügung zu stellen, die sie benötigt, um ihre | |
| Aufgaben zu erfüllen“, sagt AS-Mitglied Florian Muhl. Hamburg sei eine | |
| reiche Stadt. „Da ist es eine politische Entscheidung, die Hochschulen im | |
| Regen stehen zu lassen oder sie endlich auskömmlich zu finanzieren.“ | |
| Wie hart die Auswirkungen sind, da gehen die Einschätzungen auseinander. | |
| Uni-Sprecher Lemonakis räumt ein, das die Bewirtschaftungsmaßnahmen | |
| spürbare Auswirkungen auf den universitären Alltag haben. Sie würden jedoch | |
| „gezielt gesteuert, um die Kernaufgaben in Forschung und Lehre weiterhin zu | |
| gewährleisten“, sagt er. „Das Studienangebot bleibt grundsätzlich | |
| vollständig erhalten.“ Massive Ausfälle gebe es nicht. | |
| „In der Breite fallen Studienangebote weg“, sagt hingegen Elias Gerstner. | |
| „In der Erziehungswissenschaft kann beispielsweise der Schwerpunkt | |
| Behindertenpädagogik nicht mehr angewählt werden“, sagt der angehende | |
| Mathematiklehrer. „Und in der Biologie gibt es die Sorge, dass der | |
| Bachelor-Abschluss nur durch einen Notfallplan gewährleistet werden kann, | |
| weil Geld für Labore und Exkursionen fehlt.“ Er sehe in dieser | |
| Kürzungspolitik einen „Widerspruch zum Anspruch als Exzellenzuniversität“. | |
| ## CDU spricht von fatalem Signal | |
| Auch in der Bürgerschaft sind die Einsparungen angekommen. Die | |
| [8][CDU-Politikerin Anna von Treuenfels-Frowein] zeigt sich besorgt und | |
| spricht von einem „fatalen Signal“ für den Wissenschaftsstandort Hamburg. | |
| „Unsere Hochschulen brauchen Planungssicherheit und eine verlässliche | |
| Grundfinanzierung.“ | |
| Und die Hochschulpolitikerin [9][Sabine Ritter] (Die Linke) sagt: „Die | |
| Exzellenzuniversität Hamburg ist mit massiven Einsparvorgaben durch die | |
| Politik der Senatsparteien konfrontiert.“ Ad hoc müssten die Fakultäten | |
| schauen, wo Kürzungen realisiert werden könnten. „So werden beispielsweise | |
| Stellen und Professuren schlicht nicht nachbesetzt. Einige Studiengänge | |
| drohen, hierdurch unstudierbar zu werden und langfristig komplett zu | |
| verschwinden.“ | |
| Ritter hat vernommen, dass der Uni Ausgaben für die IT-Sicherheit ins Haus | |
| stünden, die deren Etat „im Wert einer kleinen Fakultät belasten und | |
| bislang durch nichts aufgefangen werden“. Doch die Grundfinanzierung einer | |
| Volluniversität dürfe nicht so knapp sein, dass solche Ausgaben zu | |
| Verwerfungen führen, „gegen die die Studierenden sich völlig zu Recht | |
| stemmen“. | |
| 15 Oct 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Kuerzungen-an-Hochschulen/!6095990 | |
| [2] https://www.instagram.com/p/DPgpVo5jI4y/?igsh=aGJxZ3lldzRoenhn | |
| [3] /Studien-Bedingungen-in-Hamburg/!6012146 | |
| [4] https://www.asta-uhh.de/0-euer-asta/1-kontakt/08-campusdemokratie.html | |
| [5] /Hauke-Heekeren-ueber-die-Uni-Hamburg/!5917923 | |
| [6] https://www.hamburg.de/politik-und-verwaltung/behoerden/bwfg | |
| [7] https://www.nl.uni-hamburg.de/newsletter-2637.html | |
| [8] https://vontreuenfels-frowein.com/kontakt/ | |
| [9] https://www.linksfraktion-hamburg.de/sabine-ritter/ | |
| ## AUTOREN | |
| Kaija Kutter | |
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