| # taz.de -- Klausur der Bundesregierung: Herbstsonate von Schwarz-Rot | |
| > Die schwarz-rote Regierung zieht sich zur Klausur zurück – und hofft, | |
| > dort mit einer einheitlichen Position herauszukommen. | |
| Bild: Finanzminister Lars Klingbeil und Bundeskanzler Friedrich Merz versuchen … | |
| Es ist etwa ein Jahr her, dass der [1][damalige Finanzminister Christian | |
| Lindner] nach den verlorenen Landtagswahlen in Brandenburg den „Herbst der | |
| Entscheidungen“ proklamierte und damit das Ende der Ampel einläutete. Es | |
| war die Zeit der konkurrierenden Wirtschaftsgipfel zwischen Kanzleramt und | |
| Finanzministerium, der 5- und 10-Punkte-Pläne, der dauernden | |
| Haushaltsberatungen. Bleiern hingen Schuldenbremse und schlechte | |
| Wirtschaftsdaten über der Regierung, die im Hintergrund von der FDP längst | |
| schon – Stichwort D-Day – ein genaues Verfallsdatum verpasst bekommen | |
| hatte. | |
| Der von Bundeskanzler Friedrich Merz ausgerufene [2][„Herbst der Reformen“] | |
| dürfte manch einem bei der SPD allein wegen der klanglichen Ähnlichkeit an | |
| die Spielchen von vergangenem Jahr erinnern. Wenn sich die Regierung | |
| Dienstag und Mittwoch zu einer Klausur zurückzieht, dann soll es zwar | |
| vordergründig um Digitalisierung und Bürokratieabbau gehen. Doch Merz und | |
| sein Kanzleramtschef Thorsten Frei (CDU) machen kein Geheimnis daraus, dass | |
| sie von dem Treffen mehr erwarten: sich Zeit nehmen für Diskussionen, die | |
| im Regierungsgeschäft untergehen. Die Union erhofft sich von dieser | |
| gemeinsamen „Positionsbestimmung“ (Frei) nichts sehnlicher, als dass die | |
| SPD den von ihr vorgeschlagenen Weg zu Kürzungen im Sozialwesen mitgeht. | |
| Denn bei der Union sorgte es unlängst für Ohrensausen, dass der | |
| wirtschaftliche Aufschwung trotz der angekündigten öffentlichen | |
| Milliardeninvestitionen ausbleibt. Die Frage, die bei den Konservativen | |
| kursiert, lautet: War es das wert, mit der [3][Aussetzung der | |
| Schuldenbremse] die eigene Glaubwürdigkeit zu verspielen? Dazu die geballte | |
| Wut des wirtschaftsliberalen und neurechten Lagers auf sich zu ziehen – und | |
| dann bleiben auch noch die Resultate aus? | |
| Vielleicht zählt diese Frage zu jenen, die von der Regierung in diesen | |
| Tagen diskutiert werden. Das wäre wünschenswert, nicht nur, um sich eine | |
| Wiederauflage des Theaters vom vergangenem Jahr zu ersparen – damit auf | |
| diesen „Herbst der Reformen“ kein „Winter der Entscheidungen“ folgt. | |
| 30 Sep 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Cem-Odos Gueler | |
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