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# taz.de -- Reformpläne der Bundesregierung: Von Friedrich dem Großen zu Frie…
> Er kritisierte die Kleinteiligkeit der Ampel, aber mehr zu bieten hat der
> Kanzler auch nicht. Rasche Lösungen gibt es für die komplexe Lage nicht.
Bild: Friedrich Metz verkündet „kleinteilig“ die Ergebnisse der Kabinettsk…
Wo ist eigentlich Friedrich der Großspurige geblieben? Jener schneidige
Verkünder eines „echten Politikwechsels“, einer „Wirtschaftswende“ und
eines „[1][Herbstes der Reformen]“? Dem Kanzler Friedrich Merz, der nach
der ersten Klausur seines schwarz-roten Kabinetts die wichtigsten
Ergebnisse vortrug, war jegliches Pathos abhandengekommen. Mit der
Detailverliebtheit eines Verwaltungsleiters referierte Merz vor der Villa
Borsig einige der 80 Einzelmaßnahmen für Bürokratieabbau, der gerade
beschlossenen „Modernisierungsagenda“. Friedrich der Verzagte – stilistis…
nahe bei [2][Olaf Scholz].
Nun ist [3][Bürokratieabbau] ein wirklich wichtiges Thema. Das spürt
jede*r im Alltag. Einen Fahrtkostenzuschuss für eine inklusive Ferienfahrt
zu beantragen, dauert Monate. Und viele Unternehmen halten die unzähligen
Vorgaben mittlerweile für den größten Wettbewerbsnachteil. So ist es
löblich, wenn Führerscheine künftig online beantragt und Firmengründungen
binnen 24 Stunden erledigt werden können. Aber es ist eben nicht das ganz
große Rad, das die Regierung da dreht, sondern viele kleine Schräubchen.
Hatte Merz als Kanzlerkandidat nicht etwas anderes versprochen und die
Ampel für ihre Kleinteiligkeit verhöhnt? Und viele Bürger:innen glaubten
ihm und fühlen sich jetzt getäuscht: 77 Prozent sind laut
[4][ARD-Deutschlandtrend] unzufrieden mit der Merz-Regierung. Mehr als ein
Viertel der Befragten traut der selbsternannten Alternative für Deutschland
die besseren Lösungen zu, obwohl deren Kernversprechen lautet: Zurück in
die dunkle Vorvergangenheit.
Merz hat als Oppositionsführer kräftig zur Komplexitätsreduktion
beigetragen und ist als Kanzler Opfer des eigenen falschen
Erwartungsmanagements. Es wäre ehrlicher gewesen, den Menschen zu sagen:
„Es ist kompliziert.“ Aber das eignet sich eben nicht zum Wahlkampfslogan.
## Kein Grund zur Schadenfreude
Dennoch besteht kein Anlass zur Schadenfreude. Denn die Lage ist wirklich
schwierig. Außenpolitisch wächst die Bedrohung, [5][Drohnenschwärme] über
Deutschland sind eine Ansage. Wirtschaftlich steckt Deutschland in der
Rezession, denn das jahrzehntelang erfolgreiche Geschäftsmodell, teure,
aber hochwertige Produkte in freie Märkte ins Ausland zu verkaufen,
funktioniert immer schlechter. [6][China baut inzwischen genauso gute,
aber billigere E-Autos], und die USA setzen auf Zölle und Protektionismus.
Die [7][deutsche Industrie schwächelt], gutbezahlte Arbeitsplätze fallen
weg, selbst ein Weltmarktführer wie Bosch will 22.000 Stellen in
Deutschland streichen. Digitalisierung und Transformation fordern ihren
Tribut. Bislang erweckt Merz aber nicht den Eindruck, er wolle sich an die
Spitze dieser Entwicklungen setzen. Stattdessen will die CDU am liebsten
das [8][Verbrenner-Aus] kippen, also Retro statt Reformen.
Statt über seiner nächsten Ruck-Rede zu brüten, sollte Merz mit seiner
Regierung Rezepte gegen die schleichende Deindustrialisierung entwickeln.
Und am besten erst darüber reden, wenn er wirklich welche hat.
4 Oct 2025
## LINKS
[1] /Herbst-der-Reformen-und-Buergergeld/!6116024
[2] /Olaf-Scholz/!t5013249
[3] /Analyse-von-Regierungsberatern/!6117493
[4] https://www.tagesschau.de/inland/deutschlandtrend/deutschlandtrend-oktober-…
[5] /Drohnen-am-Flughafen-Muenchen/!6117519
[6] /E-Autos-in-China/!6080640
[7] /Wirtschaft-in-der-Rezession/!6111814
[8] /Streit-um-EU-Verbrenner-Aus/!6113620
## AUTOREN
Anna Lehmann
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