| # taz.de -- Abschied vom Berenberg Verlag: „Nun ist es genug“ | |
| > Heinrich von Berenberg möchte keine Bücher mehr verlegen. Das ist schade. | |
| > Ausgerechnet zum Abschied könnte der Verlag den Buchpreis kriegen. | |
| Bild: Heinrich von Berenberg auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober 2014 | |
| Heinrich von Berenberg hat einen besonders interessanten Gang. In Berlin | |
| sieht man ihn häufiger allein zu Fuß gehen, hager und leicht | |
| storchenbeinig, auf dem Weg von seinem Verlag nach Hause. Er wirkt immer | |
| so, als ob er sich in einem Zwiegespräch befände mit den Manuskripten, | |
| Plänen und verlegerischen Sorgen, die ihn gerade umtreiben. An ihm hängt | |
| eine gewichtige lederne Umhängetasche, manchmal so schwer, dass er sie | |
| ruckweise in seine Richtung zerren muss. | |
| „Vom Stemmen der Gewichte“, so heißt der Band mit Texten, in denen Heinrich | |
| von Berenberg von den Freuden und Herausforderungen des Büchermachens | |
| berichtet. Es sind bestimmt ganz eigene Freuden, aber auch viele | |
| Herausforderungen. Unmöglich, nicht Sisyphus im Kopf zu haben, wie er in | |
| diesem Fall den Stein des Verlegens wieder einmal Richtung Gipfel geschoben | |
| hat und nun, für einen Moment der Last enthoben, den Berg wieder | |
| hinuntergeht. | |
| Ob Heinrich von Berenberg von nun an leichter gehen wird? Soeben hat er | |
| verkündet, dass er seinen Verlag, den Berenberg Verlag, nicht mehr | |
| weiterführen wird. Das ist ein kleiner Schock. Man muss diese Entscheidung | |
| aber auch respektieren. Heinrich von Berenberg ist 75 Jahre alt, und er | |
| blickt auf ein verlegerisches Werk zurück, das ihm spiegeln kann: Er hat | |
| seins getan. | |
| Im Berenberg Verlag sind Bücher von [1][Michael Rutschky,] Anne Serre. | |
| Julio Cortázar, Schuldt, Eliot Weinberger und vielen anderen erschienen. | |
| Die Ausstattung der Bände ist stets ganz besonders schön. Um Roberto Bolaño | |
| hat sich Heinrich von Berenberg unendlich verdient gemacht. Und es mag | |
| sein, dass der Literaturbetrieb dem Verlag zum Schluss noch einen Tusch | |
| beschert. [2][Christine Wunnikes Roman „Wachs“] steht auf der Shortlist des | |
| Deutschen Buchpreises. Vielleicht kriegt sie den Preis ja. | |
| ## Schwieriges Geschäft | |
| Gleichzeitig ist es auch schlicht schade, dass hier offenbar keine | |
| tragfähige Nachfolgeregelung gefunden wurde, anders als etwa beim Wagenbach | |
| Verlag, bei dem von Berenberg lange Lektor war, bevor er seinen eigenen | |
| Verlag gründete. So muss man hoffen, dass andere unabhängige Verlage | |
| weitermachen werden. | |
| Leicht ist das Geschäft derzeit nicht. Jörg Sundermeier vom Verbrecher | |
| Verlag, Britta Jürgs von Aviva und Sarah Käsmayr vom Maro Verlag haben | |
| darüber dieser Tage [3][in einem taz-Talk] gesprochen. Unterkriegen lassen | |
| wollen sie sich alle nicht. | |
| Auch Heinrich von Berenberg möchte seinen Rückzug nicht als Kapitulation | |
| verstanden wissen. Zu den 22 Jahren, die sein Verlag bestand, schreibt er: | |
| „Es waren, so viel können wir sagen, gute Jahre. Nun ist es genug.“ Man | |
| kann ihm privat und der deutschen Verlagsszene insgesamt nur viel Glück | |
| wünschen. | |
| 26 Sep 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Dirk Knipphals | |
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