# taz.de -- Schulleitungen: Krank zur Arbeit, kaum Pausen, auf dem Weg zum Burn… | |
> Schuldirektor:innen in Deutschland geht es schlecht. Eine Befragung | |
> der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft zeigt das Ausmaß der | |
> Belastung. | |
Bild: Verhasst bei Kindern, chronisch überarbeitet, verschrien bei Eltern und … | |
BERLIN taz | Rektor:innen an Schulen genießen oft keinen guten Ruf. Das | |
ist berufsbedingt: Lässt sich ein Kind beim Rauchen in der Pause erwischen, | |
dann ist es die Schulleitung, die es bestraft. Eltern beschweren sich bei | |
den Rektor:innen, wenn ihre Kinder schlechte Noten bekommen. Und sobald ein | |
Stundenplan fertig ist, sind sie auch [1][unter den eigenen | |
Kolleg:innen] schnell verschrien. | |
Wie es ihnen damit geht, das fragt kaum jemand. Eine bundesweite Studie | |
kommt nun zu dem Ergebnis: Schulleitungen geht es eher schlecht. Denn | |
Rektor:innen haben kaum Zeit für Pausen, arbeiten oft sogar krank und | |
leiden überdurchschnittlich oft an Burn-Out. [2][Das zumindest ergab die | |
bisher umfangreichste Befragung von Schulleitungen in Deutschland. Die | |
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatte sie in Auftrag | |
gegeben.] | |
„Die [3][Belastungssituation der Schulleitungen] ist sehr ausgeprägt“, sagt | |
Matthias Nübling am Montag auf einer Pressekonferenz in Berlin. Er ist | |
Studienleiter und von der Freiburger Forschungsstelle für | |
Arbeitswissenschaften (FFAW). Etwa 81 Prozent der Befragten gaben an, „oft“ | |
oder „immer“ im hohen Tempo arbeiten zu müssen – sogar auch dann, wenn s… | |
krank sind. 70 Prozent der Studienteilnehmer gaben an, dass sie ihre | |
Pausenzeiten selten oder nie einhalten. | |
„Das ist sicherlich kein gesundheitsförderliches Verhalten“, sagt | |
Studienleiter Nübling. Schulleiter:innen erkranken deshalb im Vergleich | |
mit Lehrkräften und anderen Berufsgruppen nicht nur [4][öfter an Burn-Out], | |
sie verstecken etwa auch öfter ihre Emotionen vor den Kolleg:innen. Und | |
setzten sie sich nach der Arbeit vor den Fernseher oder lesen ein Buch, | |
schalten sie schlechter ab. Das gilt laut Studienleiter Nübling für alle | |
Bundesländer gleichermaßen. „Es gibt praktisch keine Unterschiede“, sagt | |
er. | |
Das heißt aber nicht, dass Führungspositionen als Schulleitung gänzlich | |
unattraktiv sind. Die Menschen dort [5][nehmen ihren Job als besonders | |
bedeutend wahr], sie haben das Gefühl, sich dort gut entwickeln zu können | |
und der Arbeitsplatz gilt als sicher, erläutert der Studienleiter. Aber: | |
„Insgesamt reichen die positiven Aspekte nicht aus, um die klar erhöhten | |
Belastungen auszugleichen“, sagt Nübling. | |
## GEW sieht Verantwortung bei den Ländern | |
„Da hätte der Arbeitgeber eigentlich längst tätig werden müssen“, sagt | |
[6][Anja Bensinger-Stolze, GEW-Vorstandmitglied] für den Bereich Schule. | |
Sie meint damit die Bundesländer, die für Bildungspolitik zuständig sind. | |
Sie müssten Präventionsmaßnahmen ergreifen, um den Job attraktiver zu | |
machen, findet Bensinger-Stolze. | |
[7][Und um das zu erreichen, müssten die Länder laut GEW die großen | |
Probleme anpacken, die die Schulpolitik seit Jahren heimsuchen:] zu wenige | |
Lehrkräfte, um alle Schüler:innen in jedem Fach zu unterrichten. Über | |
ihren Köpfen die Bausubstanz, die an so vielen Schulen zu bröckeln beginnt. | |
Fehlendes Personal für Verwaltungsaufgaben, die bisher viele | |
Schulleiter:innen allein erledigen müssen. Und nicht zuletzt sollten | |
Schulleitungen auch besser verdienen, findet die GEW. | |
Das würde sicher die Schulleiter:innen freuen, die an der Studie | |
teilgenommen haben. Sie hatten verschiedene Positionen inne, etwa als | |
Rektor:innen, Stellvertretende oder Abteilungsleiter:innen. Insgesamt kamen | |
sie von 7.364 [8][Grundschulen, Gymnasien und anderen Schulformen] und | |
verteilten sich auf 14 Bundesländern. | |
[9][Schulleiter:innen aus Berlin] und Niedersachsen enthielten sich der | |
Umfrage. Die dortigen GEW-Landesverbände führten zeitgleich eigene | |
Befragungen durch. Bei der Schulleitungsbefragung wolle Berlin aber nun | |
bald nachziehen, sagt ein GEW-Sprecher auf taz-Nachfrage. | |
9 Sep 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Arbeit-an-deutschen-Schulen/!6106982 | |
[2] https://www.gew.de/fileadmin/media/sonstige_downloads/hv/Service/Presse/202… | |
[3] /Bildungskuerzungen-in-Schleswig-Holstein/!6108124 | |
[4] /Gewalt-und-Burn-out-an-Schulen/!6003482 | |
[5] /Schulleiterin-ueber-Arbeit-im-Brennpunkt/!6087253 | |
[6] /Chancengerechtigkeit-in-Deutschland/!6007444 | |
[7] /Schulstart-in-Berlin/!6108000 | |
[8] /Schulbeginn-in-Berlin/!6112156 | |
[9] /Startchancen-Programm-in-Berlin/!6105272 | |
## AUTOREN | |
Moritz Tübbecke | |
## TAGS | |
Bildungspolitik | |
Lehrkräftemangel | |
Schule | |
Burnout | |
Kinder | |
Eltern | |
Gewerkschaft GEW | |
Befragung | |
Sommerferien | |
Azubis | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Bildungskürzungen in Schleswig-Holstein: Weniger Lehrkräfte für mehr Schüle… | |
Das Land streicht Hunderte Lehrkräftestellen, obwohl es zukünftig mehr | |
Schüler*innen geben wird. Kritik kommt nicht nur aus der Opposition. | |
Schulstart in Berlin: Das wird baba* | |
Junge Berliner:innen! Die taz-Berlin gibt euch zum Ende der Ferien 10 | |
Tipps, damit ihr gut durch harte Zeiten kommt. | |
DGB-Studie: Frust bei der Ausbildungssuche | |
In Berlin nehmen die Ausbildungsplätze ab, Bewerberzahlen steigen. Die | |
Verfahren sind willkürlich und diskriminierend, kritisiert eine Studie des | |
DGB. |