# taz.de -- DGB-Studie: Frust bei der Ausbildungssuche | |
> In Berlin nehmen die Ausbildungsplätze ab, Bewerberzahlen steigen. Die | |
> Verfahren sind willkürlich und diskriminierend, kritisiert eine Studie | |
> des DGB. | |
Bild: Seine eigenen Brötchen verdienen? Mit einem Azubi-Gehalt ist das gar nic… | |
Berlin taz | Die Bewerber:innen sind zu faul, unqualifiziert, schlicht | |
ungeeignet – so erklären zumindest oft Berliner Arbeitgeber:innen, warum | |
die Ausbildungsplätze weniger werden, während die Bewerberzahlen steigen. | |
Aber es gibt auch eine andere Seite: Jugendliche klagen über willkürliche, | |
respektlose und diskriminierende Bewerbungsverfahren, [1][wie jetzt eine | |
anonyme Online-Studie mit knapp 500 Teilnehmer:innen im Auftrag des | |
Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Berlin-Brandenburg ergab.] | |
Etwa drei Viertel der Befragten schreiben demnach mehr als eine Bewerbung. | |
Auf diese zu antworten, scheint für Arbeitgeber:innen dabei nicht | |
selbstverständlich zu sein: Knapp 60 Prozent der Teilnehmer:innen | |
warten der Studie zufolge mindestens einmal vergeblich. Konstruktives | |
Feedback als Erklärung, warum sie abgelehnt wurden, erhielten dagegen nur | |
knapp 14 Prozent bei ihrer Suche. | |
„Das führt dazu, dass sie sich nicht ernst genommen fühlen“, sagte | |
Studienautorin Gwendolyn Stilling bei der Vorstellung der Ergebnisse am | |
Freitag. Studienteilnehmer:innen berichten auch von Kommentaren, die | |
im Bewerbungsprozess etwa wegen ihres Alters, Gewichts oder ihrer Herkunft | |
gefallen sein sollen. [2][Insgesamt 41 Prozent der Teilnehmer:innen | |
geben an, im Bewerbungsverfahren Diskriminierung erlebt zu haben.] Davon | |
glauben die meisten, wegen ihrer Noten oder ihres Schulabschlusses | |
benachteiligt worden zu sein. | |
„Wir sind überrascht von den Ergebnissen“, sagte Landeschülersprecher Orc… | |
Ilter. Er habe von Mitschülern auf dem Schulhof schon oft gehört, dass sie | |
große Angst hätten, auf den Wunsch-Ausbildungsplatz eine Absage zu | |
erhalten. Es habe ihn aber erschreckt, dass so viele Bewerber:innen | |
sich diskriminiert fühlen. „Es ist nicht egal, unter welchen Bedingungen | |
Bewerbungsverfahren laufen“, findet Ilter. | |
## Die Ausbildungsumlage soll kommen | |
Und dafür tragen die Arbeitgeber:innen Verantwortung, glaubt Nele | |
Techen, stellvertretende Vorsitzende des DGB Berlin-Brandenburg. „Der | |
Mismatch bei der Ausbildungsplatzvergabe ist ein strukturelles Problem,“ | |
sagte sie am Freitag. Lediglich neun von zehn Unternehmen bilden aus. Wenn | |
sie es täten, sei der Lohn oft zu gering, um das Leben eines jungen | |
Menschen in Berlin finanzieren zu können. „Ausbildung muss attraktiver | |
werden“, so Techen. | |
[3][Der DGB Berlin-Brandenburg und der Landeschülerausschuss fordern vom | |
Senat, eine sogenannte Ausbildungsumlage einzuführen.] Darunter versteht | |
man, dass alle Unternehmen einen Teil der Bruttolohnsumme ihrer | |
Beschäftigten in einen Topf zahlen. Davon sollen dann die Unkosten für die | |
Betriebe finanziert werden, die jeder besetzte Ausbildungsplatz verursacht. | |
Wer ausbildet, profitiert also – wer es sein lässt, zahlt drauf. | |
[4][Aktuell steht die Umlage im Koalitionsvertrag von Schwarz-Rot.] Die | |
Koalition will allerdings von der Umlage absehen, wenn die Wirtschaft das | |
Problem selbst löst und bis Ende des Jahres 2.000 Ausbildungsverträge mehr | |
abschließt als 2023. Wird die Zielmarke erreicht, kommt die Umlage nicht. | |
Bisher kamen aber lediglich 117 Ausbildungsverträge mehr zustande. | |
29 Aug 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://berlin-brandenburg.dgb.de/presse/++co++156d11c2-8438-11f0-a38e-8f8a… | |
[2] /Azubi-ueber-Handwerksbranche/!6106660 | |
[3] /Ausbildungsumlage-in-Berlin/!6104941 | |
[4] /Ausbildungsplatzumlage-in-Berlin/!6080821 | |
## AUTOREN | |
Moritz Tübbecke | |
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