| # taz.de -- Ausbildungsplatzumlage in Berlin: Schluss mit den Appellen! | |
| > Berlins Sozialsenatorin bereitet eine Abgabe für Unternehmen vor, die | |
| > nicht ausbilden. Kritik kommt vom Regierenden Bürgermeister. Dabei ist | |
| > das im Koalitionsvertrag vereinbart. | |
| Bild: Cansel Kiziltepe (SPD) (re.) macht Druck bei der Ausbildungsplatzumlage, … | |
| Berlin taz | Wie viel ist so ein Koalitionsvertrag eigentlich wert? Zählen | |
| die mühsam errungenen Kompromisse ebenso wenig wie Wahlversprechen oder | |
| handelt es sich um vertraglich bindende Vereinbarungen? Diese Fragen müssen | |
| sich Berliner*innen derzeit angesichts des Koalitionszoffs zwischen dem | |
| Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und Sozialsenatorin Cansel | |
| Kiziltepe (SPD) stellen. Denn während Letztere die im Koalitionsvertrag | |
| vereinbarte Ausbildungsplatzumlage fristgerecht umsetzen will, grätscht | |
| Ersterer dazwischen und will das Vorhaben stoppen. | |
| Dabei hatten SPD und CDU [1][einen klaren Zeitplan vereinbart:] Berlins | |
| Betriebe müssen bis Ende dieses Jahres 2.000 neue Ausbildungsplätze | |
| schaffen. Dies sollte zunächst auf freiwilliger Basis geschehen, dafür | |
| wurde eigens ein [2][Ausbildungsbündnis mit Vertreter*innen] von | |
| Wirtschaft, Gewerkschaften und Politik geschaffen. Erreichen die | |
| Unternehmen dieses Ziel nicht, müssen sie künftig in einen Ausbildungsfonds | |
| einzahlen. Wobei Unternehmen, die ausbilden – in Berlin gerade einmal 11 | |
| Prozent –, das Geld zurückbekommen. | |
| [3][In Bremen gibt es diese solidarische Umlage] bereits seit Anfang des | |
| Jahres. Auch Kiziltepe hätte das Instrument, das Linke und Grüne schon | |
| lange fordern, am liebsten sofort eingeführt. Immerhin blieben allein im | |
| vergangenen Jahr mehr als 3.500 junge Menschen in der Hauptstadt ohne | |
| Ausbildungsplatz, Tendenz steigend. Das ist nicht nur angesichts des | |
| [4][allseits beklagten Fachkräftemangels] ein Problem. Doch viele | |
| Unternehmen wollen zwar gut ausgebildete Fachkräfte, wollen aber nicht in | |
| deren Ausbildung investieren. | |
| Die CDU aber pochte auf Freiwilligkeit. Dabei war abzusehen, dass der | |
| Appell an profitorientierte Unternehmen, aus freien Stücken ihrer sozialen | |
| Verantwortung nachzukommen, ins Leere laufen wird. Das hat schon das | |
| Berliner Wohnungsbündnis gezeigt, das ebenso krachend scheiterte. Statt | |
| eines Plus an Ausbildungsplätzen verzeichnete der DGB im vergangenen Jahr | |
| sogar [5][einen leichten Rückgang]. | |
| ## Ziel wird nicht erreicht | |
| Die Zielmarke von 2.000 zusätzlichen Azubi-Plätzen wird also gerissen. Um | |
| die Ausbildungsumlage nach dem vereinbarten Zeitplan umzusetzen, hat | |
| Kiziltepe folgerichtig einen Gesetzentwurf vorbereitet und zur | |
| Stellungnahme an andere Senatsverwaltungen geschickt. Das reflexhafte | |
| Wehklagen der Wirtschaftsvertreter*innen war erwartbar. Dass sich | |
| aber der Regierende eigens aus dem Osterurlaub einschaltet, um die | |
| Sozialsenatorin zu rügen, ist frech. | |
| „Es ist jetzt der falsche Zeitpunkt, eine Ausbildungsabgabe vorzubereiten, | |
| die die Unternehmen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zusätzlich | |
| belastet“, ließ Wegner verlautbaren. Ergänzt um den erneuten Aufruf, doch | |
| freiwillig mehr Ausbildungsplätze zu schaffen. | |
| Statt wirkungsloser Appelle braucht es jedoch eine Umsetzung beschlossener | |
| Vereinbarungen. Davon würden dann nicht nur die Fachkräfte von morgen | |
| profitieren, sondern auch die Beschäftigten der Charité-Tochter CFM, die | |
| bis Freitag für die ebenfalls im Koalitionsvertrag vereinbarte | |
| [6][Rückführung in die Charité streiken]. Aber für gleichen Lohn für | |
| gleiche Arbeit ist vermutlich auch der falsche Zeitpunkt. | |
| 24 Apr 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Marie Frank | |
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