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# taz.de -- Protestcamp „Rheinmetall entwaffnen“: Protest gegen Aufrüstung…
> In Köln hat sich die antimilitaristische Szene versammelt. Ein Besuch der
> Villa von Rheinmetallchef Armin Papperger endete aber an der
> Straßenmündung.
Bild: Das Bündnis „Rheinmetall Entwaffnen“ sammelt sich an einer Haltestel…
Köln taz | Hunderte Teilnehmer:innen des „Rheinmetall Entwaffnen“ Camps
haben seit Dienstag am Fuße des Kölner Fernsehturms ihre Zelte
aufgeschlagen, um gegen die deutsche Waffenindustrie und den
Aufrüstungskurs der Bundesregierung zu protestieren. „Krieg dem Krieg“ ist
dabei das Motto, das die Teilnehmenden aus dem ganzen Bundesgebiet und
darüber hinaus zusammenbringt.
Das Camp sei „fast zu gut besucht“, erzählt Jonah Fischer vom
Veranstaltungsteam: An die 1.000 Personen wären schon da, bis zum
Wochenende rechne man mit bis zu 2.000 Menschen.
Versammelt hat sich die antimilitaristische Bewegung. Unzählige Workshops
und Panels finden in bunten Zelten statt, immer wieder sammeln sich Trauben
an Menschen, um gemeinsam zu kleinen Aktionen im Stadtgebiet aufzubrechen.
Niemand lässt sich aus der Ruhe bringen von den Einsatzwägen der Polizei,
die beständig ihre Kreise um die Grünfläche ziehen. Die Polizei erklärte
auf Anfrage der taz, dass sie im Vorfeld von „erheblichen
Sicherheitsgefahren“ ausging, die Versammlung verlaufe bis jetzt aber
friedlich.
## Geld für Rüstung oder Soziales?
Den aktionistischen Auftakt bildete eine Blockade des Zugangs zum Kölner
Karrierecenter am Mittwochmorgen. „In diesem Haus findet die zentrale
Koordination der Personalplanung der Bundeswehr statt“, so Luca Hirsch vom
„Rheinmetall Entwaffnen“ Bündnis. Man wolle sich klar [1][gegen das neue
Wehrdienstgesetz positionieren, das am Mittwoch von der Regierung
beschlossen wurde].
So startete auch am Mittwochabend in Reaktion auf den Kabinettsbeschluss
eine spontane Demonstration vom Camp und zog mit Fahnen und Transparenten
durch das angrenzende Stadtviertel Ehrenfeld: „Kein Mensch, kein Cent der
Bundeswehr“ skandierten die hunderten Teilnehmenden und forderten
stattdessen: „Hundert Milliarden für Bildung und Soziales“.
Während der Union das neue Wehrdienstgesetz nicht weit genug geht, sieht
das Protestbündnis die Beschlüsse als Einschnitt in die Freiheit: „Das neue
Gesetz reiht sich ein in die Aufrüstungs- und Militarisierungspolitik der
Regierung, die der Jugend und der ganzen Gesellschaft das Recht auf
Selbstbestimmung nimmt“, so Fischer vom Bündnis. „Es dient nur dazu,
Jugendliche dazu zu zwingen, für den deutschen Imperialismus zu sterben“.
Das neue Gesetz sieht mitunter eine verpflichtende Musterung für junge
Männer ab Juli 2027 vor.
Am Donnerstagmorgen besuchten Aktivist:innen umliegende Schulen und
verteilten Flyer gegen die Wehrpflicht an Schüler:innen. Die Reaktionen
wären gemischt ausgefallen, erzählt die Aktivistin Lina Schneidt. Von
Sympathiebekundungen für den antimilitaristischen Protest bis zu
Leidenschaft für die Bundeswehr sei alles mit dabei gewesen.
## Zur Villa des Konzernchefs
Gegen Mittag machten sich hunderte Aktivist:innen mit der Regionalbahn
auf den Weg ins Villenviertel Meerbusch bei Düsseldorf, um den Protest
gegen den Rüstungsriesen Rheinmetall bis vor das Wohnhaus des Konzernchefs
Armin Papperger zu tragen. Rheinmetall machte im ersten Halbjahr 2025 einen
Rekordumsatz von 4,7 Milliarden Euro und gilt als [2][Profiteur der
deutschen Aufrüstung].
Am Bahnhof Meerbusch formierte sich der Demonstrationszug mit etwa 300
Teilnehmer:innen und zog mit lauten Sprechchören Richtung Villa
Papperger. Bis vor die Haustür vom CEO schafften es die Aktivist:innen
allerdings nicht, das hatte die Polizei bereits im Vorfeld untersagt.
Stattdessen musste der Demonstrationszug an der Straßenmündung zum Stehen
kommen. Absperrgitter und behelmte Polizist:innen blockierten den
weiteren Zutritt.
„Wir sind trotzdem hier, um unseren Protest bis zur personellen Spitze von
Rheinmetall zu tragen“, so Hirsch vom Protestbündnis. Papperger und sein
Konzern gestalteten die Militarisierung aktiv mit, so ein weiterer Redner
des Bündnisses. „Wir sind hier, um zu zeigen – wir sehen was ihr tut und
wir werden allen Nachbarn erzählen, wie ihr euer Geld verdient.“
Einige Kinder aus der Nachbarschaft waren auch vor Ort und versorgten an
einem improvisierten Getränkestand die Demonstrationsteilnehmenden mit
Wasser und Eis. Man wisse, dass Papperger in der Nachbarschaft wohnt, aber
zu Gesicht kriege man ihn eigentlich nie, erzählt ein Junge. „Wenn man
darüber nachdenkt, dass durch das, womit er sein Geld verdient, Menschen
sterben, dann ist das moralisch nicht gerade rein.“
## Polizei scheiterte mit Verbotsversuch
Auf dem Rückweg zum Bahnhof dann nahm die Polizei kurzzeitig einen Sprecher
des Bündnisses fest und notierte seine Personalien. Nach Angaben der
Polizei hatte dieser gegen Auflagen verstoßen. Am Bahnhof Meerbusch dann
wollten die Beamten nach Auflösung der Demonstration eine Person
identifizieren, die einen Rauchtopf gezündet haben soll. Dabei behinderte
die Polizei die Abreise und ging auch gewaltvoll vor. Es kam zu Schlägen
und Beleidigungen in Richtung der Demonstrierenden.
„Das reiht sich ein in eine Welle der Repression, die wir die ganze Woche
schon erlebt haben“, kritisiert Hirsch. Dazu gehöre auch das versuchte
Verbot des Protestcamps und das angedrohte Verbot der Demonstration in
Meerbusch.
Kölns Polizei hatte im Vorfeld versucht, das Protesttreffen wegen
befürchteter Gewalttaten präventiv zu verbieten – und so einen
Präzedenzfall zum Verbot aller Camps zu schaffen, die sich mit
„linksgerichteten Themen“ wie „Klimaaktivismus, Flüchtlings- und
Friedenspolitik“ beschäftigen, wie es in der ursprünglichen
Verbotsverfügung von Mitte August heißt. Das Oberverwaltungsgericht Münster
aber erklärte das Verbot [3][letztlich für „rechtswidrig, weil es die
Versammlungsfreiheit“ verletze].
Am kommenden Wochenende will die Polizei das Aufgebot nochmal erheblich
aufstocken. Während der am Samstag stattfindenden „Parade gegen den Krieg“
sollen 1.600 Einsatzkräfte verfügbar sein, „um die Versammlungen zu
schützen und möglicherweise unfriedliche Aktionen zu unterbinden“, so
Polizeisprecher Benno Groß.
29 Aug 2025
## LINKS
[1] /Reform-des-Wehrdienstes/!6106533
[2] /Neue-Fabrik-fuer-Tarnkappenbomber/!6094609
[3] /Entscheidung-des-Oberverwaltungsgerichts/!6106352
## AUTOREN
Lea Kleinsorge
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