| # taz.de -- Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts: Protestcamp darf stattfin… | |
| > Das Verbot des Kölner Protestcamps des Bündnisses „Rheinmetall | |
| > entwaffnen“ war rechtswidrig. Die Polizei wollte einen Präzedenzfall | |
| > schaffen. | |
| Bild: Zum Protestcamp des Bündnisses „Rheinmetall entwaffnen“ werden vom 2… | |
| Mit Erleichterung haben Aktivist:innen der Initiative „Rheinmetall | |
| entwaffnen“ auf die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts (OVG) Münster | |
| reagiert, ein polizeiliches Verbot ihres Protestcamps in Köln zu kassieren. | |
| „Wir sind glücklich – und freuen uns, dass unser Camp am Dienstag wie | |
| geplant startet und wir aufbauen können“, sagte Camille Dietrich vom | |
| Presseteam des Bündnisses der taz. | |
| Das Camp am Fuß des Kölner Fernsehturms Colonius, dessen | |
| Eröffnungsveranstaltung am Dienstagabend unter dem Tucholsky-Zitat „Krieg | |
| dem Kriege“ steht, richtet sich nicht nur gegen Deutschlands größten | |
| Rüstungskonzern Rheinmetall. In der Kritik der linken Initiative steht auch | |
| [1][die von der Bundesregierung beschlossene Aufrüstung der Bundeswehr] – | |
| und generell eine „imperiale, militaristische Politik des westlichen | |
| Blocks“. | |
| Profiteur sei die Rüstungsindustrie, die mit Unternehmen wie Thyssenkrupp | |
| und Rheinmetall in Nordrhein-Westfalen stark vertreten sei, heißt es | |
| vonseiten des antikapitalistischen Bündnisses. [2][Nicht ohne Grund habe | |
| sich der Rheinmetall-Aktienkurs seit 2022, also seit dem russischen | |
| Überfall auf die Ukraine, verfünfzehnfacht.] | |
| ## Gescheiterter Präzedenzfall gegen links | |
| Kölns Polizei hatte dagegen im Vorfeld versucht, das Protesttreffen wegen | |
| befürchteter Gewalttaten präventiv zu verbieten – und so einen | |
| Präzedenzfall zum Verbot aller Camps zu schaffen, die sich mit | |
| „linksgerichteten Themen“ wie „Klimaaktivismus, Flüchtlings- und | |
| Friedenspolitik“ beschäftigen, wie es in der ursprünglichen | |
| Verbotsverfügung von Mitte August heißt. | |
| Doch das oberste Verwaltungsgericht Nordrhein-Westfalens hatte der | |
| pauschalen Argumentation der Kölner Polizei, Protestcamps wie das von | |
| „Rheinmetall entwaffnen“ in Köln dienten lediglich als Tarnung für | |
| Gewalttaten, am Samstag eine mehr als deutliche Absage erteilt. Das Verbot | |
| des Camps sei „rechtswidrig, weil es die Versammlungsfreiheit“ verletze. | |
| Von den geplanten „Diskussionen, Vorträgen, Workshops und künstlerischen | |
| Aktionen“ gehe „keine Gefahr aus“, urteilte der 15. OVG-Senat. Entgegen d… | |
| Einschätzung des Kölner Polizeipräsidiums könne „nicht angenommen werden, | |
| dass die vom Veranstalter angegebene Zwecksetzung des Protestcamps | |
| lediglich vorgeschoben“ sei – und dass „die Auslösung gewaltsamer Aktion… | |
| oder anderer Störungen der öffentlichen Sicherheit das wahre Ziel der | |
| Versammlung“ darstelle, heißt es in dem unanfechtbaren Beschluss. | |
| Ein Sprecher der Kölner Polizei wollte das OVG-Urteil zunächst nicht | |
| kommentieren. Auch schriftlich eingereichte Fragen der taz, ob die Polizei | |
| in den erwarteten rund 1.000 Aktivist:innen weiter eine Gefahr für | |
| Sicherheit und öffentliche Ordnung sehe, wurden bis Redaktionsschluss nicht | |
| beantwortet. | |
| Die Linkspartei in Nordrhein-Westfalen, die das Camp politisch und in | |
| kleinerem Rahmen auch finanziell unterstützt, begrüßte dagegen den | |
| Gerichtsbeschluss. „Als Linke unterstützen wir die Aktionen gegen | |
| Rüstungsexporte“, so die Co-Landeschefin Kathrin Vogler zur taz. „Dass das | |
| höchste Verwaltungsgericht in NRW das Verbot des Camps als rechtswidrigen | |
| Eingriff in das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit bewertet, macht Mut.“ | |
| ## Verantwortung für tote Zivilisten | |
| Auch der Anwalt des Bündnisses, Nils Spörkel, zeigte sich zufrieden. | |
| „Deutlicher als nötig“ habe das OVG klargestellt, dass pauschale, | |
| präventive Camp-Verbote „unzulässig“ seien. Auch beim Verbot weiterer | |
| Aktionsformen sei das Gebot der „Verhältnismäßigkeit“ zu beachten, mahnt | |
| der Jurist. Das gelte etwa für die am Samstag geplante „Kölner Parade gegen | |
| den Krieg“ auf dem zentralen Heumarkt, aber auch für eine Demonstration vor | |
| dem Privathaus des Rheinmetall-Vorstandsvorsitzenden Armin Papperger in | |
| Meerbusch bei Düsseldorf. | |
| „Auf die Pelle rücken“ wollen die Aktivist:innen dem Konzernchef dort | |
| am 28. August – schließlich trage Papperger „persönliche Verantwortung f�… | |
| die unzähligen toten Zivilisten, die durch Rheinmetall-Bomben und -Munition | |
| umgekommen sind“. | |
| Ein Rheinmetall-Firmensprecher hatte dazu bereits Mitte August erklärt, mit | |
| seinen Rüstungsgütern leiste der Konzern einen „relevanten Beitrag“ zum | |
| Schutz der freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Für Versuche, | |
| „Menschen in ihrem privaten Umfeld aufzusuchen, um sie beispielsweise zu | |
| nötigen oder zu bedrängen“, gebe es „keinerlei Verständnis“. | |
| Rheinmetall-Manager Papperger steht nach angeblichen russischen | |
| Anschlagsplänen seit vergangenem Jahr rund um die Uhr unter Polizeischutz. | |
| 25 Aug 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Andreas Wyputta | |
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