| # taz.de -- Debatte über Wehrdienst: Eine attraktive Bundeswehr braucht keine … | |
| > Wehrpflichtkritiker sollten jetzt den Druck für Reformen der Bundeswehr | |
| > erhöhen. Sie muss attraktiver werden, um genügend Freiwillige zu | |
| > rekrutieren. | |
| Bild: Nato-Übung in Litauen: Die Bundeswehr muss attraktiver werden und mehr a… | |
| Es hat keinen Sinn, das [1][Wehrdienstgesetz] der schwarz-roten | |
| Bundesregierung in Bausch und Bogen zu verdammen. Wollen wir wirklich | |
| bestreiten, dass Deutschland leider eine größere Armee braucht, um | |
| langfristig einen Angriff aus Russland zu verhindern? Diese Notwendigkeit | |
| lässt sich spätestens seit Putins Invasion in der Ukraine nicht mehr | |
| leugnen. | |
| KritikerInnen der deutschen Verteidigungspolitik sollten das Militär lieber | |
| anhalten, den Wehrdienst so attraktiv zu gestalten, dass möglichst wenige | |
| Menschen zu ihm gezwungen werden müssen. Dass sich also genügend | |
| Freiwillige melden. Und natürlich muss Kriegsdienstverweigerung aus | |
| Gewissensgründen weiterhin möglich sein, auch ohne Verhöre. | |
| Sicherlich werden sich schon mehr junge Menschen für den Wehrdienst | |
| entscheiden, wenn der Bund demnächst alle 18-Jährigen mit dieser | |
| Möglichkeit per Fragebogen konfrontiert. Das sieht der Gesetzentwurf vor. | |
| Aber damit sich genügend Menschen verpflichten, muss sich die Bundeswehr | |
| stärker verändern, als das Verteidigungsministerium bisher plant. Immer | |
| noch müssen SoldatInnen damit rechnen, gegen ihren Willen in weit von ihren | |
| Heimatorten entfernten Kasernen stationiert zu werden. Oder dass ein | |
| Soldat, der Gebirgsjäger werden will, bei der Marine eingeplant wird. Die | |
| [2][Berichte der Bundestags-Wehrbeauftragten] dokumentieren solche Fälle. | |
| Die Defizite bei der Vereinbarkeit von Familie und Bundeswehr sind zu groß. | |
| Manche SoldatInnen erfahren dem [3][aktuellen Wehrbericht] zufolge weniger | |
| als eine Woche vorher, dass sie „für einen mehrmonatigen Lehrgang am | |
| anderen Ende der Republik“ eingeplant seien. Sogar Lehrgänge im Ausland | |
| würden mitunter „äußerst kurzfristig“ angekündigt. Das führe „etwa zu | |
| Trennungen und Scheidungen“. Die Bundeswehr muss auch gegen ihr Image eines | |
| ziemlich weißen, konservativen Männervereins vorgehen. Immer noch passieren | |
| Schikanen, auch wenn die Führung zumindest in den Fällen aus dem | |
| Wehrbericht zum Beispiel mit fristlosen Entlassungen reagiert hat. | |
| Der Frauenanteil ist mit insgesamt gerade mal 14 Prozent noch immer sehr | |
| niedrig. Soldatinnen in herausgehobenen Führungsfunktionen wie im | |
| Generalsrang sind so selten, dass sie alle namentlich bekannt sind. | |
| Deswegen muss die Bundeswehr Frauen stärker fördern als bisher – | |
| gegebenenfalls auch mit Quoten. Die Truppe sollte sich zudem stärker um | |
| RekrutInnen mit Migrationshintergrund und deren Karrieren kümmern, um die | |
| Bundeswehr diverser zu machen. | |
| Gerade Medien sollten jetzt noch intensiver als bisher auf solche Mängel | |
| hinweisen und so den Druck für Lösungen erhöhen. Wenn die Bundeswehr sich | |
| effizient reformiert, muss vielleicht niemand oder kaum jemand | |
| zwangsverpflichtet werden. Schon jetzt steigt die Zahl der RekrutInnen, in | |
| diesem Jahr vermutlich auf 15.000. Das Verteidigungsministerium will ab | |
| 2029 jährlich [4][30.000 SoldatInnen] einstellen. Aber allein in der | |
| Altersgruppe von 18 bis 20 Jahren gibt es rund [5][2,5 Millionen] Menschen. | |
| 29 Aug 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Reform-des-Wehrdienstes/!6106533 | |
| [2] https://www.bundestag.de/parlament/wehrbeauftragter/jahresberichte | |
| [3] https://dserver.bundestag.de/btd/20/150/2015060.pdf | |
| [4] https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.bundesregierung-kabinett-tagt-in-… | |
| [5] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1365/umfrage/bevoelkerung-de… | |
| ## AUTOREN | |
| Jost Maurin | |
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