# taz.de -- Die Tränen des Bundeskanzlers: Sie sind glaubwürdig | |
> Friedrich Merz war bei der Einweihung der Münchner Synagoge sichtlich | |
> ergriffen. Das war neu. Bei der Migrationsfrage indes war er ganz der | |
> Alte. | |
Bild: Bundeskanzler Merz und Rachel Salamander (vorne) | |
In [1][München wurde eine Synagoge eingeweiht]. Der Kanzler kam, Markus | |
Söder war da und Rachel Salamander, eine Münchner Jüdin, die für die | |
Restaurierung gekämpft hat. Ein Pflichttermin für die Staatsspitze, die | |
diese mit Routine bewältigen wird, so die allgemeine Erwartung. | |
Als Friedrich Merz in seiner Rede auf den Lebensweg Salamanders eingeht, | |
die in einem Nachkriegslager für heimatlose Juden in Bayern aufwuchs, | |
versagt ihm die Stimme. Ob denn den Juden niemand geholfen habe, hätte | |
Rachel als kleines Mädchen gefragt, sagt Merz. Die allermeisten Deutschen | |
hätten eben weggeschaut, [2][sagt er mit belegter Stimme]. | |
Der Bundeskanzler ist kein Schauspieler. Man kann ihm die Erschütterung, | |
die ihn in diesem Moment ergriff, schon abnehmen. Anders als in seiner | |
bisherigen Karriere trägt er nun die Verantwortung dafür, dass jüdische | |
Menschen in diesem Land nicht nur unbeschadet leben können, sondern auch | |
gern. Das zu ermöglichen, ist vor allem eine polizeiliche Aufgabe. Wenn die | |
Beamten Übergriffe und Anschläge verhindern können, ist das gut. Zugleich | |
ist es ein Eingeständnis des Versagens von Staat und Gesellschaft, dass die | |
Polizei 80 Jahre nach der Befreiung von den Nazis Wache schieben muss, um | |
eine Minderheit zu schützen. Es ist auch ein Zeichen der Hilflosigkeit, | |
auch die eines Bundeskanzlers. Dennoch: „Nie wieder“ sei eine Pflicht, ein | |
Versprechen, sagte Merz in der Synagoge in München. | |
Als er sich wieder gefasst hat, spricht Merz die Ursachen für die | |
antisemitische Welle an, unter der die Jüdinnen und Juden in Deutschland | |
leiden. Rechtsradikale erwähnt er dabei nicht, aber dafür diejenigen | |
Einwanderer aus Herkunftsländern, „in denen Antisemitismus geradezu | |
Staatsdoktrin ist, Israelhass schon Kindern vermittelt wird“. Da ist er | |
wieder, der Merz, wie wir ihn kennen. Ein CDU-Politiker, der d[3][ie | |
Bedrohung durch deutsche Neonazis nicht so laut anspricht, die – | |
zweifellos auch vorhandene – durch Nicht-Deutsche aber umso lauter.] Für | |
einen Moment aber hat Friedrich Merz gezeigt, dass Empathie in ihm steckt. | |
16 Sep 2025 | |
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## AUTOREN | |
Klaus Hillenbrand | |
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