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# taz.de -- Südkoreas Präsident Lee Jae Myung: Trump erfolgreich zugeschleimt
> Südkoreas Präsident hat Donald Trump im Weißen Haus mit dessen eigenen
> Waffen geschlagen – und ihn bis zum Fremdschämen über alle Maßen gelobt.
Bild: Donald Trump gefällt offenbar sehr, was ihm Südkoreas Präsident Lee Ja…
Seoul taz | Bis kurz vor dem Eintreffen von [1][Südkoreas Präsident Lee Jae
Myung] im Weißen Haus deuteten noch alle Zeichen auf eine handfeste
Konfrontation hin. „WAS IST NUR IN SÜDKOREA LOS?“, polterte Donald Trump
auf seiner Online-Plattform, offensichtlich wutentbrannt. „Es scheint dort
eine Säuberung oder Revolution stattzufinden“, schrieb der US-Präsident und
drohte kurzerhand ohne Details zu nennen, „dort keine Geschäfte mehr zu
machen“.
Schlimmer hätten die Ausgangsvoraussetzungen für den Washington-Besuch von
Lee wohl kaum ausfallen können. „Meine Mitarbeiter waren besorgt, dass wir
eine Art Selenski-Moment erleben könnten“, sagte er nach dem Gipfeltreffen
in Anspielung auf die Demütigung, die der ukrainische Staatschef im
Frühjahr im Weißen Haus erdulden musste.
Doch Lee blieb locker, denn er hatte laut eigener Aussage seine
Hausaufgaben gemacht – und Trumps 1987 erschienene Memoiren „The Art of the
Deal“ gründlich studiert. Es folgte ein schamloses Einschmeicheln, das wohl
kein Staatschef zuvor so extrem auf die Spitze trieb.
Lee lobte Trump für die „glänzende“ Einrichtung seines Oval Office. Für …
Rekordwerte des Dow Jones. Für den Wiederaufbau der Industrie in den USA.
Und dafür, als Friedensmacher etliche globale Konflikte gelöst zu haben.
„Unter den vielen Staats- und Regierungschefs der Welt sind Sie meiner
Meinung nach der Einzige, der solche Erfolge vorweisen kann“, sagte Lee mit
strahlendem Lächeln.
## Wie wär’s mit Trump Tower und Golfplatz in Pjöngjang?
Mit derselben Strategie versuchte er auch Trump für seine
Annäherungspolitik gegenüber Nordkorea einzuwickeln. Denn der
Immobilien-Tycoon könne ja, so Lee, in Pjöngjang einen Trump Tower
errichten, ja sogar einen Golfplatz.
Ohne Frage war die heuchlerische Einschmeichelungstaktik des Gasts aus
Südkorea teilweise zum Fremdschämen. In seiner Heimat ist Lee schließlich
unter Konservativen als „anti-amerikanisch“ verschrien. Doch ging die
Strategie des netten Herrn Lee auf.
Denn Trump vermied auf einmal sämtliche Streitthemen zwischen den
Alliierten: Etwa, dass Südkorea plant, seine Handelsbeziehungen mit China
auszubauen. Dass Washington von seinem Verbündeten fordert, mehr für die
Sicherheitsgarantien und die dort 28.500 stationierten US-Soldaten zu
zahlen. Oder, dass Seoul jedes Jahr einen riesigen Handelsüberschuss
gegenüber den USA erzielt. Am Ende wurde sämtlicher Zwist einfach
weggelächelt.
Doch werden sich die schwelenden Konflikte wohl nicht auf ewig übertünchen
lassen. Tatsächlich steht die „eiserne Allianz“ zwischen Südkorea und den
USA, die bis in den Koreakrieg (1950-53) zurückreicht, vor einer
Neuausrichtung. Südkorea konnte einst unter der US-Schutzmacht vom
bitterarmen Agrarstaat zur führenden High-Tech-Nation aufsteigen.
Doch hat Trump nicht nur die Südkoreaner mit 15-prozentigen Strafzöllen
verschreckt, sondern möchte, dass sie stärker für ihre eigene Sicherheit
sorgen. Derzeit liegen ihre Verteidigungsausgaben bei 2,3 Prozent des
Bruttoinlandsprodukts.
## Trump: China auch mit US-Truppen in Südkorea eindämmen
Zudem möchte Trump das in Südkorea stationierte US-Militär nicht mehr nur
darauf beschränken, Nordkorea abzuschrecken, sondern sich vor allem auf die
Eindämmung Chinas fokussieren. US-Verteidigungspolitik-Untersekretär
Elbridge Colby erklärte kürzlich: „Ein Konflikt mit China ist nicht
unvermeidbar, aber sehr wahrscheinlich.“
Doch insbesondere Südkoreas Linke, zu der Präsident Lee gehört, möchte
nicht in einen Konflikt der Weltmächte hineingezogen werden. Lee fährt
deshalb mehrgleisig: Er hält die USA als Sicherheitspartner bei der Stange,
versucht den Handel mit China auszubauen, sich gleichzeitig an Japan
anzunähern und dazu noch eine Friedensinitiative mit Nordkorea zu starten.
Eine diplomatische Quadratur des Kreises, die wegen der hoch polarisierten
geopolitischen Großwetterlage kaum aufgehen dürfte.
Zumindest in Washington hat Lee es geschafft, einen guten Eindruck zu
hinterlassen. Als Trump am Ende der gemeinsamen Pressekonferenz noch einmal
auf sein wütendes Online-Posting angesprochen wurde, nach dem in Südkorea
derzeit „eine Säuberung stattfinden“ würde, winkte er nur gleichgültig a…
Es habe sich offenbar bei dem „Gerücht“ nur um ein „Missverständnis“
gehandelt.
26 Aug 2025
## LINKS
[1] /Suedkoreas-neuer-Praesident-Lee-Jae-myung/!6092035
## AUTOREN
Fabian Kretschmer
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