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# taz.de -- CSU-Politiker Alois Rainer: Agrarminister dreht Klimafakten durch d…
> Klimaschutz habe nichts mit dem Verzehr von Schnitzeln oder Würsten zu
> tun, behauptet Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer.
> Wissenschaftler sagen das Gegenteil.
Bild: Hier wird wenigstens nur Fleisch durch den Wolf gedreht: CSU-Landwirtscha…
Berlin taz | Bundesagrarminister Alois Rainer hat den Zusammenhang zwischen
Fleischkonsum und Klimawandel bestritten. „Mir ist der Klimaschutz ein
wichtiges Ziel, und der Klimaschutz ist der gesamten Bundesregierung ein
wichtiges Ziel. Das hat mit dem Fleischkonsum meines Erachtens nichts zu
tun“, sagte der CSU-Politiker und gelernte Metzger dem ARD-Magazin
„Panorama“ [1][laut Vorabbericht] vom Donnerstag.
Auf schriftliche Nachfrage schrieb ein Ministeriumssprecher demnach, es sei
wissenschaftlich belegt, dass sich Konsumverhalten auf das Klima auswirke.
Rainer habe zum Ausdruck bringen wollen, dass Klimaschutz mehr umfasse und
dass die Bundesregierung den Menschen keine Vorgaben beim Konsum mache. Ob
der Minister hohen Fleischverzehr für klimaschädlich hält oder nicht, ließ
das Ministerium dem Fernsehsender zufolge sogar auf erneute schriftliche
Nachfrage offen. Auch der taz antwortete es nur ausweichend auf die Frage:
„Ist Herr Rainer der Überzeugung, dass Fleischkonsum Treibhausgasemissionen
verursacht?“
Mit seinen Klima-Thesen ist der CSU-Minister in der Landwirtschaft nicht
allein. Sein Parteifreund [2][Günther Felßner], Präsident des Bayerischen
Bauernverbands und Vize-Chef des Deutschen Bauernverbandes, hatte Nutztiere
als „klimaneutral“ bezeichnet.
Doch die wichtigste wissenschaftliche Instanz zum Klimawandel, der
Weltklimarat IPCC, hat mehrfach auf Grundlage verschiedener Studien die
[3][Höhe der Treibhausgasemissionen] von Fleisch beziffert. Die Experten
sehen also eine Wirkung auf das Klima. Die Wissenschaftler haben auch
festgestellt, dass eine Senkung des Fleischkonsums und pflanzliche
Ernährung erhebliche [4][Vorteile für das Klima] hätten.
Laut Umweltbundesamt verursachte die Landwirtschaft 2023 inklusive der
Emissionen aus Böden und Maschinen [5][14 Prozent der Treibhausgase] in
Deutschland. [6][58 Prozent] des Ausstoßes aus der EU-Agrarbranche und von
ihr genutzten Mooren entstanden 2020 nach Berechnungen der Denkfabrik Agora
Agrar durch die Nutztierhaltung und Gülle.
Manche Bauern bezweifeln solche Forschungsergebnisse aber. Sie
argumentieren wie Felßner, Vieh fresse Pflanzen, die den Kohlenstoff aus
der Atmosphäre gebunden haben, und den es dann wieder abgibt.
## Methan, Dünger, Böden, Pestizide…
Deshalb sind Tiere nach Ansicht von Fachleuten aber keinesfalls
klimaneutral. „Ein Tier bringt keinen neuen Kohlenstoff in den Kreislauf.
Das ist richtig. Ein Tier wandelt ihn aber um in Methan“, sagt Patrick
Müller, studierter Landwirt und Tierhaltungsexperte des Bunds für Umwelt
und Naturschutz Deutschland (BUND). Er verweist auf Angaben des
Umweltbundesamtes, wonach Methan rund 28-mal klimaschädlicher als
Kohlendioxid (CO2) ist. „Selbst die klimafreundlichere Weidehaltung ist
nicht klimaneutral“, so Müller. Sogar der Deutsche Bauernverband schreibe,
dass es „[7][einen Abkühlungseffekt]“ für das Klima gäbe, wenn der
Methanausstoß stark reduziert würde.
Kühe etwa produzierten bei der Verdauung Methan, das zwar vergleichsweise
schnell abgebaut werde, aber in dieser Zeit viel stärker zur Erderhitzung
beitrage als CO2, ergänzt Friedhelm Taube, Agrarprofessor der Universität
Kiel.
Zudem verursacht die Fütterung mit Pflanzen Treibhausgase. „Wenn ich mit
einem Traktor, der mit Diesel fährt, das Futter zu dem Tier fahre, dann
habe ich natürlich schon einen fossilen Anteil in der Tierhaltung“, räumte
auch Felßner auf Nachfrage der taz Mitte März ein. Aber wenn der Traktor
mit Biokraftstoff betrieben werde und etwa Melkanlagen mit Solar- oder
Windstrom, dann könne ebenfalls die Tierhaltung „ganz schnell klimaneutral“
werden.
Allerdings arbeiten bisher äußerst wenige Landwirte so. Und auch für die
Herstellung von Biokraftstoff werden Treibhausgase ausgestoßen. Gerade
entwässerte Moorböden, auf denen Futter oder Pflanzen für die
Spritproduktion angebaut werden, haben hohe Emissionen. Weiterhin belasten
die Bereitstellung von Pestiziden und die Düngung das Klima.
29 Aug 2025
## LINKS
[1] https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/klimapolitik-fleischverzehr-f…
[2] /Treibhausgasbilanz-von-Tieren/!6067322
[3] https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg3/chapter/chapter-12/
[4] https://www.ipcc.ch/site/assets/uploads/sites/4/2022/11/SRCCL_SPM.pdf
[5] https://www.umweltbundesamt.de/themen/landwirtschaft/landwirtschaft-umweltf…
[6] https://www.agora-agrar.de/fileadmin/AutomaticFiles/23/abb-02.pdf
[7] https://www.bauernverband.de/faktencheck/methanemissionen-in-der-rinderhalt…
## AUTOREN
Jost Maurin
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